Hertha BSC war eigentlich die bessere Mannschaft, verpasste es aber, das Tor zu treffen. In der 88. Minute verhinderte Schiri Weiner durch eine kuriose Entscheidung den Ausgleich. Der HSV rutscht damit auf Rang 17 ab.

Berlin. 61,2 Millionen Euro, aber kein Punkt: Hertha BSC hat nach dem Millionen-Deal mit einem Großinvestor sein sportliches Konto nicht aufstocken können und steht 2014 immer noch ohne jeden Zähler da. Der Berliner Club, der den Vertrag mit einem US-Finanzriesen als „wichtigsten Meilenstein in der Geschichte von Hertha BSC“ feierte, verlor am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga etwas unglücklich mit 1:3 (1:1) gegen den nach der Winterpause aufstrebenden 1. FC Nürnberg und verpasste den Sprung auf die Europapokalplätze. Der „Club“ hingegen gewann zum zweiten Mal in Serie und verließ durch den ersten Saisonauswärtserfolg als Tabellen-15. die Abstiegsränge.

Richtig turbulent wurde es im Olympiastadion in der Schlussphase. Schiedsrichter Michael Weiner gab zunächst Nürnbergs Ondrej Petrak für ein Handspiel auf der Torlinie die Rote Karte – nahm die Entscheidung aber zurück, da zuvor Adrian Ramos im Abseits gestanden und FCN-Torwart Raphael Schäfer behindert hatte. „Eine mutige aber richtige Entscheidung“, sagte Schäfer. „Er hätte auch anders entscheiden können“, bewertete hingegen FCN-Trainer Gertjan Verbeek die knifflige Situation. „Wir haben in der Hinrunde viel Pech gehabt. Heute war es mal andersherum“, sagte der Niederländer bei Sky.

Hertha-Trainer Jos Luhukay beklagte das verlorenen gegangene Glück und haderte mit dem Schiedsrichter. „Ein Schiedsrichtergespann muss ein Spiel leiten und sollte nicht der Hauptdarsteller sein“, monierte Luhukay, der sich schon eine Woche zuvor beim 0:1 in Frankfurt bei einer entsprechenden Kombi-Entscheidung mit möglichem Rot und Elfmeter benachteiligt gefühlt hatte.

Auch Hertha-Manager Michael Preetz war sichtlich zerknirscht. „Das ist natürlich bitter“, sagte er. „Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, aber nicht gewonnen.“ Korrekt war die Entscheidung Weiners in der vierten Minute den Nachspielzeit nach Foul von Marcel Ndjeng an Josip Drmic Strafstoß für Nürnberg zu geben. Der Gefoulte (90+4.) traf selbst zum Endstand.

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Die Berliner waren durch ihren Toptorschützen Ramos zwar mit 1:0 in Führung (4. Minute) gegangen. Doch Markus Feulner (20.) und Drmic (68.) sicherten vor 37 483 Zuschauern mit ihren Toren im Olympiastadion den Franken den Sieg in der Hauptstadt – seit fast sechs Jahren hat der „Club“ nun gegen die Berliner nicht mehr verloren. Hertha rangiert nach zwei Rückrunden-Niederlagen mit 28 Punkten auf dem achten Platz.

Vor dem Spiel waren die Wirtschaftsnachrichten aus Berlin das Thema. Am Freitag hatte Hertha einen Anteilsverkauf von 9,7 Prozent an eine US-Beteiligungsgesellschaft abgeschlossen. Insgesamt investiert der Finanz-Investor KKR 61,2 Millionen Euro. „Wir sind nicht reich. Aber wir haben den wichtigsten Meilenstein in der Geschichte von Hertha BSC erreicht“, sagte Finanzvorstand Ingo Schiller. Mit der sportlichen Situation haben die Investitionen allerdings nichts zu tun. Auch im Sommer will Manager Michael Preetz nicht „mit der Geldkoffer“ losziehen.

Nürnberg wurde bei Winter-Schmuddelwetter in der Hauptstadt kalt erwischt. Die aus der Not neuzusammengestellte Innenverteidigung mit Neuzugang Ondrej Petrak und Javier Pinola konnte Ramos nach einem Eckball von Ronny nicht am Kopfball hindern. Der Kolumbianer traf zu Saisontor Nummer 12 und übernahm nach dem Nachmittagsspiel die alleinige Führung in der Bundesliga-Torjägerliste. Hertha setzte beherzt nach. Ronny, etwas überraschend von Luhukay in die Startelf gestellt, war an einigen guten Aktionen beteiligt. Ramos (8./10.) hätte früh erhöhen können.

Nach dem ersten Schock agierte der Club etwas mutiger: Nach schwerem Stockfehler von Johannes van den Bergh, der den Ball genau Feulner vor den Fuß legte, schoss der Nürnberger Mittelfeldmann aus 16 Metern zum Ausgleich ein. Kurz darauf nahm Luhukay van den Bergh vom Platz. Der Linksverteidiger hatte schon in der zweiten Minute Gelb gesehen und war sichtlich von der Rolle.

Nürnberg spielte mutig mit, betrieb viel Laufaufwand und hatte nach dem ersten Saisonsieg gegen Hoffenheim offenkundig neues Selbstbewusstsein. Nach dem Ausgleich fehlte aber jede Torgefahr. Hertha agierte zielstrebiger und hätte mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Ramos (35.) verzog nach einem schönen, von ihm selbst eingeleiteten, Konter freistehend. Pinola klärte einen Schuss von Marcel Ndjeng (37.) kurz vor der Torlinie.

In der zweiten Halbzeit war die Hertha weiter tonangebend. Nur rechte Torchancen konnten sich die Berliner nicht herausspielen. Der agile und schnelle Ronny scheiterte mehrfach mit seinen gefürchteten Freistößen. Nürnberg schien mit der Aussicht auf den Punkt zufrieden. Und schlug dann bei der ersten Gelegenheit eiskalt zu. Daniel Ginczek traf zunächst den Pfosten, Drmic setzte nach und schob zum ein. Auch den Schlusspunkt setzte der Club-Profi mit seinem Foulelfmetertor.

Das Schema

Hertha: Kraft – Ndjeng, Sebastian Langkamp, Lustenberger, van den Bergh (23. Pekarik) – Hosogai (77. Wagner) – Allagui, Skjelbred, Ronny, Nico Schulz (71. Mukhtar) – Ramos. – Trainer: Luhukay

Nürnberg: Raphael Schäfer – Chandler, Petrak, Pinola, Plattenhardt – Feulner, Frantz – Drmic, Kiyotake (82. Gebhart), Hlousek – Ginczek. – Trainer: Verbeek

Schiedsrichter: Michael Weiner (Ottenstein)

Tore: 1:0 Ramos (4.), 1:1 Feulner (20.), 1:2 Drmic (68.), 1:3 Drmic (90.+4, Foulelfmeter )

Zuschauer: 37.438

Gelbe Karten: van den Bergh (2), Ronny (4), Lustenberger – Frantz (4), Feulner (4), Gebhart