Schalke 04 hat mit dem 2:1 gegen den direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg seine Aufholjagd auf einen Champions-League-Platz fortgesetzt. Die Wölfe ärgerten sich vor allem über eine Rote Karte.

Gelsenkirchen. Kevin-Prince Boateng genoss den perfekten Start ins neue Jahr mit Schalke 04, fand sich selbst aber „ein bisschen lächerlich“. Der Matchwinner der Königsblauen hatte sich beim 2:1 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg viel zu früh als Torschütze feiern lassen.

„Ich habe geköpft, und der Ball war im Tor“, berichtete der 26-Jährige, der nach dem frühen 1:0 in der neunten Minute die Glückwünsche seiner Teamkollegen entgegennehmen wollte. Doch der Deutsch-Ghanaer hatte Felipe Santana am Kopf getroffen, von dort trudelte der Ball ins Tor. „Dass ich so gejubelt habe, war ein bisschen lächerlich“, meinte Boateng grinsend.

Neun Minuten vor Schluss holte er Verpasstes nach: Sein Siegtor bescherte Schalke den zweiten Sieg im zweiten Spiel 2014 und einen weiteren Schritt Richtung Champions League. Der Dreier war für Boateng nicht nur wegen der sehenswerten Kombination vor dem entscheidenden Treffer das Produkt eines neuen Teamgeistes. „Wir haben im Trainingslager die Dinge klar angesprochen und sind als Mannschaft enger zusammengewachsen“, sagte er.

Zwischen Boatengs Jubelläufen ereignete sich der Aufreger des Spiels, der die ambitionierten, aber fehlgestarteten Wolfsburger auf die Palme brachte. Daniel Caligiuri sah plötzlich die Rote Karte – auf Betreiben des Schiedsrichterassistenten Mike Pickel (50.).

VfL-Trainer Dieter Hecking sprach von einer „kleinen Beleidigung“, nachdem er sowohl beim Schiedsrichter Wolfgang Stark als auch beim Rotsünder selbst Erkundigungen eingezogen hatte. „Die Aussage war die gleiche, nur die Wahrnehmung war anders“, berichtete er und fügte an: „In so einer Situation hätte man auch mal weghören können.“

In Rage gebracht hatte Caligiuri das harte Einsteigen von Santana kurz zuvor, das Stark nicht als Foul gewertet hatte. „Ihm ist fast der Kopf abgetreten worden“, ereiferte sich VfL-Sportchef Klaus Allofs. Während Caligiuri schwieg, gab sein Teamkollege Ivica Olic zu: „Daniel hat was Böses gesagt.“

Der Platzverweis kam so überraschend, dass Schalkes Sportvorstand Horst Heldt zunächst mit „Rot gegen uns“ gerechnet hatte. Auch seine Spieler brachte die Überzahl aus dem Konzept. „Wir haben einen Gang zurückgeschaltet“, bemängelte Trainer Jens Keller. Wolfsburg bäumte sich auf, glich nicht unverdient durch Maximilian Arnold aus (65.) und deutete auch ohne den nach Spanien abgewanderten Mittelfeldstar Diego seine Offensivqualitäten an.

Am Ende ließ sich Boateng dann aber doch noch zu Recht als Torschütze und Matchwinner feiern. Mit vier Punkten Vorsprung vor dem mit VW-Millionen aufgerüsteten Konkurrenten haben die Schalker nach dem turbulenten Ende der Hinrunde und den Diskussionen um ihren Trainer wieder Kurs auf die Champions League genommen. Am Ziel sind sie aber lange noch nicht. „Vier Punkte sind ein bisschen was“, meinte Heldt, „aber nichts zum Ausruhen.“

Die Wolfsburger dagegen, die in der Winterpause mit dem Rekordeinkauf Kevin de Bruyne (22 Millionen Euro) die Bundesliga aufschreckten, sind nach zwei Niederlagen in 2014 ein gutes Stück von den höher geschraubten Ansprüchen entfernt. Dass vor allem die anderen immer mehr von den Wölfen erwarten, stellte Allofs klar: „Wir haben nie von der Champions League gesprochen.“ Und Hecking empfahl: „Wir sollten uns nicht von außen treiben lassen, dann ist die Fallhöhe wieder groß.“