Der Weltranglistenzweite Novak Djokovic hat den dreimaligen Wimbledon-Sieger verpflichtet

Hamburg. Novak Djokovic, das weiß man in der Tennisszene seit Langem, ist immer für eine Überraschung gut. Er alberte als Imitator, trat in Frauenkleidern auf, wagte ein Tänzchen auf dem Centre-Court und veredelte die Privatvideos von Andrea Petkovic. Sein neuester Coup aber lässt all die anderen Extravaganzen wie die kleinen Scherze erscheinen, die sie ja auch waren: Der Weltranglistenzweite und sechsmalige Grand-Slam-Champion aus Serbien hat Boris Becker als Cheftrainer verpflichtet. Und das meint er offenbar völlig ernst.

Djokovic gab die überraschende Personalie am Mittwoch bekannt und sorgte damit wenige Tage vor dem Weihnachtsfest für die Sensationsmeldung des Tennisjahres. „Ich bin total begeistert, die Möglichkeit zu haben, mit Boris zu arbeiten. Er ist eine wahre Legende“, sagte der gemeinsam mit Serena Williams vom Tennisweltverband zum „Weltmeister“ gekürte Djokovic.

Becker soll den Serben bereits auf die Mitte Januar 2014 in Melbourne beginnenden Australian Open vorbereiten. Djokovic geht beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres als Titelverteidiger an den Start. „Ich bin stolz, dass Novak mich gefragt hat, sein Coach zu sein“, erklärte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger. Nach dem Auslaufen seines siebenstellig dotierten Vertrags mit einem Online-Poker-Portal im Mai kann Becker das Angebot von Djokovic jetzt nur wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig vorgekommen sein.

Der 46 Jahre alte Leimener hatte von 1997 bis 1999 als Teamchef des deutschen Daviscup-Teams fungiert, war ansonsten nach seinem Karriereende 1999 aber nicht als Trainer in Erscheinung getreten. Die frühere Nummer eins der Welt hatte stattdessen mehr mit seinem turbulenten Privatleben als mit Sportthemen für Aufsehen gesorgt und vor allem in Deutschland sein Image beschädigt.

Umso überraschender kommt nun die Zusammenarbeit mit Djokovic. Becker wird das Trainerteam um den bisherigen Cheftrainer Marian Vajda als Headcoach anführen. Bei den vier Grand Slams, sieben der neun Masters-Turnieren und der ATP-WM in London soll Becker Djokovic begleiten.

Damit hat sich Becker ein Pensum auf der Tour vorgenommen, wie er es seit Jahren nicht geleistet hat. „Oha! Das ist eine interessante Konstellation“, sagte Michael Stich dem Sport-Informations-Dienst: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er künftig 30 Wochen im Jahr unterwegs ist. Aber Novak wird sich dabei etwas gedacht haben.“

Der neue Trainer wird Djokovic sicherlich keine neue Rückhand beibringen, sondern für ein gewisses Etwas sorgen. Der 26-Jährige hat bis auf die French Open und Gold bei Olympischen Spielen alles gewonnen, trotzdem meinte Vajda: „Ich habe gemerkt, dass Novak einen neuen Trainer braucht, um sein Spiel in bestimmten Bereichen weiterzuentwickeln.“ Das soll nun mit Becker klappen. „Ich werde mein Bestes geben, ihm zu helfen, seine Ziele zu erreichen, ich bin überzeugt, dass wir großartige Dinge erreichen können“, kündigte der Neutrainer an.