Die Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis Hamburg unterliegen den VolleyStars Thüringen mit 2:3 und kommen trotz des ersten Punktgewinns der Saison nicht aus dem Tabellenkeller heraus.

Hamburg. Horst Lüders hatte überhaupt keine Lust, in den allgemeinen Tenor einzustimmen. Während die Spielerinnen des Volleyballteams Aurubis versuchten, nach der 2:3 (25:19, 22:25, 16:25, 25:17, 12:15)-Niederlage gegen die VolleyStars Thüringen aus Suhl den dank der beiden Satzgewinne erzielten ersten Punktgewinn der Bundesligasaison 2013/14 als Mutmacher einzustufen, sprach ihr Präsident Klartext. „Natürlich kann man sich über einen Punkt freuen, aber heute hätten es drei sein müssen. Wir dürfen uns so ein Spiel nicht so leicht aus der Hand nehmen lassen. Wir müssen die Realität sehen, und die besagt, dass wir hinter dem Feld herhinken“, sagte Lüders, und als neutraler Beobachter der vorangegangenen 115 Spielminuten vor 1138 Zuschauern in der CU-Arena musste man ihm zustimmen.

Nach einem starken ersten Satz und einer 9:3-Führung im zweiten Durchgang war die Mannschaft von Cheftrainer Helmut von Soosten aus unerfindlichen Gründen in alte Fehler verfallen. Auf einmal funktionierte der Schnellangriff nicht mehr, der Block hatte seine Stabilität eingebüßt. „Wir haben in der Phase versucht, außergewöhnliche Lösungen zu suchen, anstatt ganz normal weiterzuspielen. Da haben wir das Spiel aus der Hand gegeben“, sagte der angesichts der zwei Gesichter seines Teams ein wenig ratlos wirkende Coach. Bislang hatte der 49-Jährige nach den fünf punktlosen Niederlagen der vorangegangenen fünf Saisonspiele auf einen Lernprozess verweisen können, da sich die Mannschaft in jeder Partie ein Stück verbessert gezeigt hatte.

Gegen eine keineswegs überzeugende Suhler Mannschaft, in der sich mit Trainer Sebastian Leipold, Zuspielerin Mareike Hindriksen und den Außenangreiferinnen Natalia Cukseeva und Vendula Merkova gleich vier ehemalige Aurubis-Kräfte über den Sieg freuten, konnte ein Fortschritt nur streckenweise ausgemacht werden. Die Sätze eins und vier waren ansehnlich, der Rest eher ein Rückschritt. Auffällig bleibt vor allem die Schwäche im Zuspiel, wo die US-Amerikanerin Alyssa Valentine überfordert wirkt, und die Harmlosigkeit auf den Außenpositionen. Lediglich Anika Brinkmann, die mit 25 Zählern punktbeste Angreiferin war, eine starke Angriffsquote von 46 Prozent (40 gilt als guter Wert) erreichte und erneut zur wertvollsten Spielerin gewählt wurde, weist gehobenes Bundesliganiveau aus. Sarah Ammerman (Angriffsquote 33 Prozent) und Flore Gravesteijn (26 Prozent) sind zu inkonstant und machen zu viele unerzwungene Fehler.

An Ammerman lässt sich das Dilemma, in dem das auf neun Positionen umformierte Team steckt, veranschaulichen. In der vergangenen Saison erhielt die 26-Jährige hinter Merkova, Saskia Radzuweit oder Els Vandesteene kaum Spielzeit. Nachdem das Trio den Verein im Sommer verlassen hat, ist die US-Amerikanerin nun gemeinsam mit Brinkmann als wichtigste Angreiferin gefordert. Die Qualität dazu fehlt ihr noch, und weil das auf den meisten Positionen ähnlich ist, steht das Team auf dem letzten Tabellenplatz, der am Saisonende den Abstieg bedeuten würde. Ein Szenario, an das noch niemand einen Gedanken verschwenden will. „Natürlich macht man sich Sorgen, wenn man auf die Tabelle guckt. Aber im Spiel ist das vergessen, und ich finde, wir können auf dem ersten Punkt aufbauen“, sagt Mannschaftsführerin Imke Wedekind.

Der Trainer sieht in der Tatsache, dass mit jeder Niederlage der Abstand zum gesicherten Mittelfeld größer wird, schon ein Problem auf sein Team zukommen. „Der Druck wird natürlich größer, und ich fand, dass man dem Team das heute teilweise auch angemerkt hat“, sagt er. Dass bereits an diesem Montag (20 Uhr) im Pokal-Viertelfinale beim Dresdner SC und am Mittwoch (20 Uhr, CU-Arena) im Zweitrunden-Hinspiel des europäischen Challenge Cups gegen Doprastav Bratislava die nächsten Aufgaben warten, hält von Soosten für hilfreich. „Was wir brauchen, ist Wettkampfhärte und Spielpraxis, deshalb ist jedes Match für uns wichtig“, sagt er.

Klar ist, dass angesichts der Etatkürzungen durch Namensgeber Aurubis für Verstärkungen kein Geld vorhanden ist. Auch aus der Zweitligareserve, die nach einer 0:3 (19:25, 13:25, 12:25)-Schlappe gegen Bayer Leverkusen weiter punktlos das Tabellenende ziert, ist niemand in der Lage aufzurücken. Präsident Lüders hält das auch nicht für notwendig, er hat Ruhe zur ersten Pflicht erklärt. „Der Trainer hat uns glaubhaft versichert, dass die Qualität im Kader ausreicht. Die Mädels müssen nur zeigen, was in ihnen steckt.“ Damit sollten sie allerdings nicht mehr allzu lange warten.