Hans Lindberg ist seit 2007 der Erfolgsgarant der HSV-Handballer, wurde zweimal Torschützenkönig der Bundesliga. Am Sonntag spielt der Rechtsaußen in seiner dänischen Heimat bei alten Bekannten vor.

Hamburg. Wann er das letzte Mal 14 Tore in einem Bundesligaspiel geworfen hat? Hans Lindberg zuckt mit den Schultern: „Das kommt doch oft vor, oder?“ Das war jetzt natürlich ein Scherz. Andererseits: Ein bisschen Koketterie ist in seinem Fall durchaus erlaubt. Für andere Handballer mag eine zweistellige Torausbeute ein unvergesslicher Karrierehöhepunkt sein. Der HSV-Rechtsaußen liefert sie mit solcher Zuverlässigkeit, dass man darüber fast achtlos hinwegzugehen droht.

Weswegen es hier noch einmal ausdrücklich erwähnt sei: Lindberg hat am Mittwoch beim 39:32-Sieg in Eisenach 14 Tore geworfen, davon nur einen per Siebenmeter. Was noch bemerkenswerter ist: Für seine 13 Treffer aus dem Feld hat er nur 15 Versuche gebraucht.

Es sind Quoten wie diese, 87 Prozent, die ihn auch bei einem Champions-League-Sieger herausragen lassen. „Der Hans“, sagt Trainer Martin Schwalb, „hat technisch jeden Wurf drauf. Aber wenn andere nach zwei Treffern mit Drehern oder Hebern anfangen, hat bei ihm der Torerfolg immer Priorität. Es geht ihm nie darum, sich selber darzustellen, sondern immer um den Erfolg.“

Und so ist es wie in den sechs Jahren zuvor, seitdem Lindberg in Hamburg ist: Schwalb gibt ihm in fast allen Bundesligaspielen den Vorzug. Stefan Schröder, Deutschlands vielleicht bester Ersatzrechtsaußen, kann nur in anderen Wettbewerben auf längere Einsatzzeit hoffen.

Am Sonntag wird Schwalb wohl von diesem Prinzip abweichen müssen. In der Champions League tritt der HSV beim dänischen Meister Aalborg an (13.30 Uhr/Eurosport), und dass er seinen Torgaranten in dessen Heimat auf der Bank belässt, „das kann ich ihm nicht antun“. Lindberg, 32, ist in Dänemark ein Star. 2008 und 2012 wurde der mit der Nationalmannschaft Europameister, im Januar soll er sie im eigenen Land zum dritten EM-Titel werfen.

Der zweite Grund ist, dass sich Lindberg im dänischen Handball auskennt. Er weiß, dass Aalborg „viele gute Jungs, aber auch viele Verletzte hat“; dass das Trainerteam mit dem früheren Kieler Nikolaj Jacobsen und dem früheren Hamburger Morten Bjerre, mit denen er zwei Jahre in Viborg zusammenspielte, „gute Arbeit leistet“; dass die Halle mit 4000 Fans gefüllt sein wird – aber eben auch, dass etwas anderes als ein HSV-Sieg inakzeptabel ist.

Nach den letzten Eindrücken hat er da allerdings keine Befürchtungen. „Es war klar, dass wir mit den vielen Neuzugängen Zeit brauchten“, sagt Lindberg, „jetzt läuft es besser und besser. Da wächst eine große Mannschaft heran.“ Was den Kader von 19 Spielern betrifft, ist es der HSV bereits, aber das sei ein Vorteil: „Zuletzt hatten wir drei Verletzte und konnten trotzdem die Maximalzahl von 14 Spielern aufstellen. Und im Training können wir mit zwei vollen Mannschaften spielen.“ Dass sich dann gelegentlich Weltklassespieler auf der Tribüne wiederfänden, sei angesichts der großen Ziele zu akzeptieren.

Lindberg selbst wird es eher nicht treffen. Es ist auch nicht so, dass er gern mehr Pausen hätte. Die chronischen Probleme mit den Adduktoren hat er in den Griff bekommen. Ein schwedischer Mediziner hat ihm ein spezielles Trainingsprogramm verschrieben, das Lindberg nun dreimal pro Woche abarbeitet.

Vom Handball kann er selbst im Sommer nicht lassen. Wenn die Kollegen Urlaub machen, spielt Lindberg Beachhandballturniere. Es ist seine Art des Urlaubs: „Für mich ist das Erholung pur.“