„Wir können so selbstbewusst sein. Wir müssen schnell für klare Verhältnisse sorgen“, sagte Mittelfeldspieler Sami Khedira bei einer Pressekonferenz in Köln. Zwei oder drei Positionen seien noch offen.

Köln. Mit seinen musikalischen Künsten wird One-Hit-Wonder Mesut Özil die als sangesfreudig bekannten Iren ganz sicher nicht beeindrucken können. An der fußballerischen Überlegenheit der deutschen Nationalmannschaft ließ der Zauberfuß vor dem angestrebten letzten Schritt zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien aber keine Zweifel aufkommen. „Wir müssen einfach unser Spiel machen, dann bin ich überzeugt, dass wir drei Punkte holen“, sagte der neue Star des FC Arsenal vor dem Duell am Freitag (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) gegen das aus dem WM-Rennen ausgeschiedene Team von der Grünen Insel in Köln.

Mit seinem Bericht von einer kuriosen Musikdarbietung in der Arsenal-Kabine hatte er zuvor für Erheiterung gesorgt. Bundestrainer Joachim Löw wird froh sein, auf die sportlichen Qualitäten Özils bauen zu können. Ein Sieg fehlt dem DFB-Team als souveränem Tabellenführer der Europa-Gruppe C noch für das Zuckerhut-Ticket. Für Löw ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er es am Freitagabend in den Händen hält. „Wir sind immer gierig bei Qualifikationsspielen und bei wichtigen Pflichtspielen“, sagte er. Assistent Hansi Flick spürt schon den nötigen Spannungsaufbau: „Es wird ein tolles Erlebnis: Von daher sind wir alle heiß darauf.“

An Selbstvertrauen mangelt es auch den DFB-Stars nach sieben Quali-Siegen in acht Spielen nicht. „Wir können so selbstbewusst sein, dass es an uns liegt, wie das Spiel ausgeht. Wir müssen schnell für klare Verhältnisse sorgen“, forderte Sami Khedira. Das 6:1 aus dem Hinspiel ist dabei nur eine schöne Erinnerung. Für Flick war das Resultat ein „Ausrutscher“ der Iren. „Sie fighten bis zum Umfallen, Aufgeben gibt es nicht. Irland wird nichts verschenken, wer das denkt, ist auf dem Holzweg“, warnte Löw.

Die Rolle Özils, der launig von seinem Pflichtauftritt als Sänger in der Arsenal-Kabine zum Einstand in London berichtete, war eine der zwei bis drei verbliebenen Personalbaustellen, von denen Flick am Donnerstag noch sprach. Vieles deutet daraufhin, dass Özil in Abwesenheit der verletzten Angreifer Miroslav Klose und Mario Gomez als spielstarke und ballverteilende Sturmspitze zum Einsatz kommt. Beim starken 2:1 zum Jahresauftakt in Frankreich wurde diese Variante gut 30 Minuten erfolgreich praktiziert.

Alternativ würde Löw dem hochgelobten Gladbacher Max Kruse zu einer Pflichtspiel-Premiere verhelfen. „So viel Unterschied ist auf den Positionen mit Max und Mesut nicht. Sie sind beide Spieler, die den Ball sichern und den letzten Pass spielen können. Die Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagte Flick. Aber Löw ist dafür bekannt, im Ernstfall auf schon erprobte Personalmodelle zu setzen – wohl auch vor 46.237 Zuschauern in der ausverkauften Kölner Arena, darunter 3200 für ihre musikalische Inbrunst oft gerühmte Iren.

„Sie haben mich gefeiert, das fand ich sehr gut“

Abgeschlossen ist für Özil seine sehr kurze musikalische Karriere. „Singen will ich nicht nochmal, meine Stimme ist nicht so schön. Ich habe einen türkischen Song gesungen. Natürlich haben mich die Leute nicht verstanden. Sie haben mich gefeiert, das fand ich sehr gut“, erzählte der 24-Jährige von dem Auftritt, den er wie jeder Arsenal-Profi nach einem Wechsel nach London bei den Gunners darbieten musste.

Der ebenfalls nicht freiwillige Transfer aus Spanien nach England im September hat Özil vor seinem 50. Länderspieleinsatz („Ich bin stolz auf diese Zahl“) aber nun förmlich aufblühen lassen. Mehr Redeanteil als der neben ihm sitzende frühere Teamkollege Khedira hätte der gebürtige Gelsenkirchener früher bei einem Presseauftritt nie gehabt. Und auch das Autofahren klappt in London schon: „Ich dachte, es ist viel schwieriger. Der Per Mertesacker hat mir geholfen“, berichtete Özil vom ungewohnten Linksverkehr.

Prämie von bis zu 200.000 Euro pro Mann

Vor 24 Jahren wurde in Köln mit Ach und Krach gegen Wales (2:1) das Ticket auf dem Weg zum letzten WM-Triumph gelöst. Seither gab es in der „fußballverrückten Stadt“ (Özil) nur Siege für das DFB-Team. Die Partie in der Domstadt soll ein Signal geben für die nächste Titelmission. „Wir sind von unserer Stärke überzeugt, deswegen gehen wir davon aus, dass wir am Freitagabend für die WM qualifiziert sein werden. Und natürlich wollen wir dann dort etwas Großes erreichen“, sagte Thomas Müller schon mit Blick Richtung Brasilien.

Das direkte WM-Ticket würde Kapitän Philipp Lahm und Co. auch eine satte Prämie von bis zu 200.000 Euro pro Mann bescheren. 20.000 Euro pro Spiel gibt es für jeden Akteur, der im Kader stand – unabhängig von der Einsatzzeit. Neun Spieler können noch auf die Maximalsumme kommen.

Alle Statistiken sprechen für das DFB-Team

Letzte Hürde ist nun Irland – ein wie immer unbequemer Gegner, trotz oder sogar gerade wegen ihrer Chancenlosigkeit auf ein Brasilien-Ticket. „Sie sind jetzt nicht die Weltmeister im Ballhalten oder Tempoverschleppen“, sagte Löw. Aber: „Sie haben Leidenschaft in ihrem Spiel, vor allem haben sie Herz. Sie haben nichts zu verlieren“, warnte Flick.

Alle Statistiken sprechen für das DFB-Team. Nur einmal in 53 Jahren ging beim 0:2 kurz vor der WM 1994 ein Testspiel verloren. In Pflichtspielen verließ Deutschland gegen Irland noch nie ohne Punkt den Platz. Und die letzte Niederlage von insgesamt nur zwei verlorenenen WM-Qualifikationsspielen (1:5 gegen England) ist schon zwölf Jahre her.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland: Neuer (Bayern München/27 Jahre/41 Länderspiele) - Lahm (Bayern München/29/101), Mertesacker (FC Arsenal/28/93), Boateng (Bayern München/25/32), Jansen (Hamburger SV/27/40) – Khedira (Real Madrid/26/42) – Schweinsteiger (Bayern München/29/98), Kroos (Bayern München/23/37) – Müller (Bayern München/24/44), Özil (FC Arsenal/24/49), Draxler (FC Schalke 04/20/8).

Irland: Forde (FC Millwall/33 Jahre/12 Länderspiele) – Coleman (FC Everton/24/17), St. Ledger (Leicester City/28/36), Clark (Aston Villa/24/8), Wilson (Stoke City/26/10) – Gibson (FC Everton/25/19), McCarthy (FC Everton/22/18) – McGeady (Spartak Moskau/27/60), Doyle (Wolverhampton Wanderers/30/53), McClean (Wigan Athletic/24/16) - Keane (Los Angeles Galaxy/33/129).

Schiedsrichter: Gumienny (Belgien)

Zuschauer: 46 237 (ausverkauft)