Belgien träumt schon, Österreich hofft noch und England zittert: Die Ausgangslagen in den europäischen WM-Qualifikationsspielen am Freitag könnten kaum unterschiedlicher sein.

Frankfurt/Main. Belgien träumt, Frankreich resigniert, Österreich hofft und England zittert: Europas Fußball-Nationen bewegen sich in der WM-Qualifikation zwischen grenzenlosem Jubel und Staatstrauer - ausgerechnet dem „Mutterland des Fußballs“ droht auf dem Weg nach Brasilien 2014 die größtmögliche Katastrophe.

„Finger weg vom Panik-Knopf, Roy Hodgson!“, riet deshalb der englische „Daily Express“ dem umstrittenen Nationaltrainer vor der Partie gegen Verfolger Montenegro, das den „Three Lions“ im Hinspiel ein 1:1 abgetrotzt hatte. Bei einem erneuten Patzer gegen den Balkanstaat könnten sowohl Montenegro als auch die Ukraine und Polen, die im direkten Duell aufeinandertreffen, am letzten Spieltag der Gruppe H noch an England vorbeiziehen.

Wie ernst die Lage ist, konnte Hodgson schon am Donnerstag in der eigenen Presse lesen. Dort sprach der Vorsitzende des englischen Fußballverbandes FA, Greg Dyke, dem 66-Jährigen überdeutlich das Vertrauen aus und gab sich als „Roy-Hodgson-Fan“ zu erkennen - meist ein sehr schlechtes Zeichen für die Zukunft eines angezählten Trainers.

Höchst neidisch dürfte der englischen Teammanager deshalb die „Probleme“ des belgischen Sensationsteams verfolgt haben. Ein betrunkener Busfahrer am Flughafen in Zagreb verhinderte kurzzeitig die Weiterreise der jungen „Roten Teufel“ - in der Gruppe A kann das Team des Schalker Urgesteins Marc Wilmots aber nur noch an sich selbst. In Kroatien reicht ein Punkt für die erste WM-Teilnahme seit 2002. Bereits beim Abflug in Brüssel jubelten sich gut 2500 Fans in Stimmung. „Wir wollen den Fans etwas zurückgeben, weil sie uns so großartig unterstützen“, sagte Wilmots dem „kicker“.

„Jeder ist geil darauf“

Eine ähnliche Euphorie will endlich mal wieder auch Österreich entfachen. Das Team um Bayern Münchens Jungstar David Alaba kann in der „deutschen“ Gruppe C trotz latenter Auswärtsschwäche ausgerechnet in Schweden gegen Zlatan Ibrahimovic und Co. (20.45) einen großen Schritt Richtung Brasilien machen. „Jeder ist geil darauf, dass wir uns für die Endrunde qualifizieren“, sagte Kapitän Christian Fuchs von Schalke 04. Zuletzt hatte es Österreich zur WM 1998 in Frankreich geschafft, als Sieger seiner Qualifikationsgruppe - und mit zwei Siegen gegen Schweden.

Auf eine möglichst hohe Niederlage der „Tre Kronor“, bestenfalls auch am letzten Spieltag gegen Deutschland, hofft zudem Frankreich. Der Weltmeister von 1998 hat in der Gruppe I den ersten Platz an Welt- und Europameister Spanien abgeschenkt und spielt nun für eine gute Ausgangslage in den Playoff-Spielen. „Das ist sehr wichtig für uns“, sagte Trainer Didier Deschamps mit Blick auf den schwachen Platz 25 in der Weltrangliste. An der direkten Qualifikation der Spanier zweifelt Deschamps ebenso wenig wie alle anderen.

„In jeder Ecke des Landes ist diese Leidenschaft zu spüren“

Zwar braucht das Team von Vicente del Bosque aus den kommenden beiden Heimspielen gegen Weißrussland und Georgien noch vier Punkte, um die Franzosen endgültig auf Distanz zu halten - die „Rote Furie“ geht aber mit dem Selbstvertrauen von 28(!) Partien ohne Niederlage und mit mindestens einem Treffer in die entscheidende Phase. „Es gibt wenig, was mehr bedeutet, als für das eigene Land eine WM zu spielen“, sagte Real Madrids Sergio Ramos: „In Spanien zu spielen, ist immer ein Vorteil. In jeder Ecke des Landes ist diese Leidenschaft zu spüren, und wir haben jetzt noch zwei Spiele, um das zu genießen.“

Sicher das WM-Ticket buchen kann auch die Schweiz mit dem ehemaligen Münchner und Dortmunder Bundesligatrainer Ottmar Hitzfeld. Holen die Eidgenossen in Albanien mindestens einen Punkt, könnte Island auch mit zwei Siegen nur noch theoretisch vorbeiziehen. Auf Platz zwei der Gruppe E schielen auch noch Slowenien und Norwegen, die in Maribor im direkten Duell aufeinandertreffen.