Erstmals seit 15 Jahren hat Österreich wieder realistische Chancen auf eine WM-Teilnahme. Mit einem Sieg in Schweden hätte der deutsche Gruppengegner alles selbst in der Hand - zumindest bis zu den Playoffs.

München/Stockholm. Zwischen Wien und München wabert gerade das Gerücht, dass David Alaba seinen Vertrag beim FC Bayern München vielleicht schon bald bis 2019 verlängern wird. Viel Aufregung aber hat das nicht verursacht, denn „in Woahrheit“, wie der Österreicher sagt, interessiert dieser Tage anderes – nämlich: Der vergötterte Alaba und mit ihm die Fußball-Nationalmannschaft des Landes haben tatsächlich die Chance, sich aus eigener Kraft für die WM 2014 in Brasilien zu qualifizieren.

Alles dreht sich zunächst um das Spiel am Freitag in Solna: Im Duell der deutschen Gruppengegner muss Österreich bei den Schweden mit dem gefürchteten Zlatan Ibrahimovic antreten. Selstverständlich ist es für die österreichischen Medien das „Spiel des Jahres“, der ehemalige Bremer Marko Arnautovic bezeichnet sein 31. Länderspiel als sein „bislang größtes Match im Nationalteam“. Zuletzt hatte es Österreich zur WM 1998 in Frankreich geschafft, als Sieger seiner Qualifikationsgruppe – und mit zwei Siegen gegen Schweden.

Noch ist es nicht so weit, aber: Bei einem Sieg in Solna würde Österreich (14 Punkte) die Schweden (17 Punkte) in der Tabelle auf Grund der besseren Tordifferenz überholen. Bei einem Unentschieden kann auch noch alles gut werden – vorausgesetzt, Deutschland hilft dem Nachbarn dann am letzten Vorrundenspieltag mit einem Sieg. Die Österreicher wiederum müssten selbstverständlich das abschließende Qualifikationsspiel gegen die Färöer gewinnen, aber zunächst gilt: „Wir könnten am Freitag viele Türen öffnen“, sagt Alaba.

Gegen Schweden und auf den Färöern, das seien „zwei Endspiele“, betont der Bayern-Profi. Doch Österreichs Fußballer des Jahres 2011 und 2012, glaubt, dass der Alles-oder-nichts-Charakter zunächst der Partie am Freitag auch einen beflügelnden Charakter hat: „Es ist immer etwas Geiles, wenn man solche Finalspiele spielen darf.“ Und Alaba, davon ist auszugehen, wird wieder eine tragende Rolle spielen, wenn nicht sogar die tragende: In der Nationalmannschaft spielt der 21-Jährige im Mittelfeld, zuletzt gab er sogar den „Zehner“.

Wegen „Ibra“ nicht alles auf den Kopf stellen

Ihre große Chance und die Aussicht, dass es immerhin gegen Weltstar Ibrahimovic geht, nehmen die Österreicher erstaunlich gelassen zur Kenntnis. Das 2:1 im Hinspiel gegen die Schweden im vergangenen Juni in Wien hat dem Selbstvertrauen gut getan. „Wir werden wegen ihm“, also wegen Ibrahomovic, „nicht alles auf den Kopf stellen und unser Spiel durchziehen, auch wenn wir ein Auge drauf haben, dass hinten nichts anbrennt“, sagt Nationaltrainer Marcel Koller.

Dass es nicht einfach wird, wissen die Österreicher, aber sie sagen auch, wie Zlatko Junuzovic von Werder Bremen: „Wir haben uns diese Chance erarbeitet, und wir wollen sie unbedingt nützen. Wir brennen alle auf dieses Spiel.“ Und sollten dann am Ende doch noch die Deutschen Schützenhilfe leisten müssen, will Alaba vorsorgen: „Ich werde die Kollegen ansprechen. Die Deutschen wollen uns doch auch in Brasilien rumlaufen sehen.“