Gruppenerster, sechs Punkte aus zwei Spielen, 4:0 Tore: Die Freude über die perfekte Bilanz in der Champions League und den 1:0-Sieg in Basel hält sich in Grenzen. Schalke 04 will in Zukunft konstanter guten Fußball spielen.

Basel. Julian Draxler war weit nach Mitternacht die Partylaune längst vergangen. Müde und ausgelaugt beschrieb der Matchwinner am Mannschaftsbus von Schalke 04 nach einer quälend langen Dopingprobe schnell sein goldenes Tor zum 1:0 (0:0)-Sieg beim FC Basel, doch viel wichtiger war ihm eine klare Ansage an seine Teamkollegen.

Denn nach dem Schalker Champions-League-Rekordstart soll nun endgültig Schluss sein mit Bundesliga-Frust und Krisengerede. „Wir müssen einfach in jedem Spiel so ein Engagement zeigen. Natürlich ist die Champions League immer ein Highlight, aber die Bundesliga ist unser täglich Brot, und da müssen wir endlich unsere Spiele gewinnen“, sagte der Nationalspieler und betonte mit Blick auf die schwankenden Leistungen seines Teams und das Duell mit dem FC Augsburg am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky): „Wir müssen jetzt unbedingt nachlegen.“

Auch die Tabellenführung - sechs Punkte nach zwei Spielen hatte Schalke bei bislang fünf Champions-League-Starts noch nie - wollte Draxler nicht überbewerten. „Wir lassen uns davon nicht täuschen. In der Champions League kommt jetzt zweimal der FC Chelsea auf uns zu. Wir haben sechs sehr wichtige Punkte, aber das reicht noch lange nicht zum Weiterkommen.“ Doch wenn vor allem er so weitermacht, stehen die Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale glänzend.

Während es in der Liga bei dem 20-Jährigen noch nicht rund läuft, reiht er auf der europäischen Bühne eine Klasseleistung an die nächste. Inklusive Qualifikation kommt er in dieser Saison in vier Spielen auf drei Tore und zwei Vorlagen. „Die Champions League ist die Königsklasse, und wenn man dort solche Akzente setzt, zeugt das von enormer Qualität“, sagte Sportdirektor Horst Heldt.

Doch nicht nur Draxler hat vor allem Sehnsucht nach mehr Konstanz. „Eigentlich sollten wir so weit sein“, sagte Torwart Timo Hildebrand, „wir haben so viele gute Spieler, aber wir brauchen auch Qualität im Kopf und Konzentration. Das müssen wir viel öfter abrufen.“ Einfache Spiele gebe es für Schalke 04 nicht, sagte Hildebrand: „Was wir gegen Augsburg brauchen, ist Realitätssinn, sonst rennen wir weiter der Musik hinterher.“

Sportvorstand Heldt war aber auch erleichtert, dass nach der Suspendierung von Jermaine Jones und zahlreichen Hoffenheim-Standpauken die Mannschaft in Basel nicht den nächsten Nackenschlag kassierte. Über einen direkten Zusammenhang zwischen der „Denkpause“ (offizielle Version) für Jones und der Leistung des Teams wollte Heldt nicht spekulieren, dennoch betonte er: „Fakt ist, dass ich eine sehr konzentrierte Mannschaft gesehen habe, und das ist das, was wir alle haben wollten.“ Man werde noch mal mit Jones sprechen, sagte Heldt, aber eine Rückkehr in die Startelf kann sich der Mittelfeldspieler wohl vorerst abschminken.

Weitere Extramaßnahmen zur Stabilisierung hält Heldt nun nicht mehr für nötig, aber offensichtlich will er ganz auf Nummer sicher gehen. Die Mannschaft sei ja „nicht doof, sie sieht ja auch, wie sie in die Erfolgsspur kommt“. Allerdings stellte er auch klar, dass man das bis zum Sonnabend „sicherlich auch noch mal transportieren“ werde. Ein Video vom Spiel in Basel wäre eine geeignete Maßnahme.

Von vogelwildem Abwehrverhalten wie in Hoffenheim war nichts zu sehen, Draxlers Sonntagsschuss in der 54. Minute war die Krönung einer „sehr konzentrierten und engagierten Leistung“ (Heldt) und Belohnung für „harte Arbeit“ (Dennis Aogo). Einziger Wermutstropfen war die Auswechslung von Jefferson Farfan (44.), der wegen einer Leistenverletzung gegen Augsburg auszufallen droht.

Die Basler sind derweil nach dem sensationellen 2:1-Sieg beim FC Chelsea, der 4:0 gegen Steaua Bukarest gewann, unsanft auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Und das dicke Ende steht ihnen noch bevor. Wegen der Protestaktion von Greenpeace-Aktivisten zu Beginn des Spiels droht eine saftige Strafe durch die Uefa. Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco (Spanien) fertigte wegen der fünfminütigen Spielunterbrechung, die die Aktion verursacht hatte, einen Sonderbericht an. Diesen werde man nun in aller Ruhe analysieren, teilte ein Uefa-Sprecher im St. Jakob Park mit.