Deutschlands teuerster Fußball-Export hat sich durch sein erstes Pflichtspieltor für seinen neuen Arbeitgeber endgültig in die Herzen der Arsenal-Fans gespielt. Auch Coach Wenger adelt Özil.

London/Berlin. Seinen Platz in den Herzen der Arsenal-Fans hat der „deutsche Zauberer“ Mesut Özil seit Dienstagabend sicher. „Wenn du Mesut auf dem Platz siehst und dich dann nicht in ihn verliebst, hast du keine Ahnung von Fußball“, sagte Trainer Arsène Wenger nach dem 2:0 (2:0)-Erfolg des Londoner Klubs in der Champions-League-Gruppenphase gegen den SSC Neapel überschwänglich: „Man musste sich nur zurücklehnen und genießen.“

Ein Traumtor in der achten Minute, eine mustergültige Vorlage wenig später - nach der Glanzleistung des deutschen Fußball-Nationalspielers schien es fast so, als wollte Wenger seine Lobeshymne auf den deutschen Fußball-Nationalspieler gar nicht mehr beenden. „Mesuts Leistung war einfach beeindruckend, außergewöhnlich, fantastisch. Er hat alles gezeigt, was man von einem großen Spieler sehen will, wenn man ins Stadion kommt: Individuelle Klasse, mannschaftsdienliches Spiel und einen hervorragenden Abschluss“, lobte der Franzose weiter.

Und nicht nur der: Während sich der gebürtige Gelsenkirchener gewohnt bescheiden mit großer Freude zurückhielt („Es war ein schönes Gefühl. Das erste Tor ist immer etwas Besonderes“), übernahmen diesen Part eben Özils Mitspieler.

„Er hat es einfach verdient, endlich sein erstes Tor für uns zu schießen“, sagte Arsenals Waliser Aaron Ramsey. Und der zweite Torschütze des Abends, der Franzose Olivier Giroud, bedankte sich für die Vorlage Özils mit einem besonderen Twitter-Eintrag.

Unter dem Hashtag „#topman“ stellte der Stürmer ein Foto von sich und dem halbnackten Özil aus der „Gunners“-Kabine ins Netz. Ein Bild, das an Özils berühmte Begegnung mit Angela Merkel erinnert.

Im Jahr 2010 hatte die fußballbegeisterte Kanzlerin die deutsche Nationalmannschaft nach dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei (3:0) in der Umkleidekabine überrascht und dabei vor allem dem oberkörperfreien Özil gratuliert. Wenige Tage später empfing der Sohn türkischer Einwanderer den Integration-Bambi.

Englische Presse im Überschwang

Was im Mutterland des Fußballs noch alles mit Özil geschehen wird, ist noch nicht abzusehen. Nach der Gala gegen Neapel dreht die englische Presse aber vorsorglich schon mal am Rad.

„Der deutsche Zauberer zeigt Wenger den Weg zu neuen Arsenal-Abenteuern. Özil gibt Arsenal den Glauben zurück, nach enttäuschenden Jahren auf dem Weg zu etwas Gutem zu sein“, schrieb beispielsweise die Tageszeitung The Guardian. Und tatsächlich scheint Özil der in den vergangenen Jahren oftmals so hochtalentierten, aber gleichzeitig auch lethargisch wirkenden Mannschaft Arsenals die Siegermentalität beigebracht zu haben.

Tabellenführer in der Premier League, Tabellenführer in der starken Dortmund-Gruppe F: Besser hätte der Saisonstart Arsenals nicht laufen können. „Er hat uns Auftrieb und Selbstvertrauen gegeben. Jedem, der mit dem Verein verbunden ist“, sagte auch Wenger über den 50-Millionen-Euro-Rekordtransfer: „Und Selbstvertrauen ist ein Teil des Erfolges im Fußball.“

„Mesut der Magier ist einfach zu gut“, schrieb die „Sun“ am Mittwoch. In ihrer Online-Ausgabe spielte die Zeitung mit Özils Vornamen und nannte den gebürtigen Gelsenkirchener „Messias“. Die „Times“ schwärmte von „einem erneuten Meisterstück“ Özils, der „Daily Mirror“ titelte: „Özil, der Großartige und Mächtige“.

Vergleiche mit Cantona

Im Überschwang wurde Özils Einfluss auf den Klub schon mit dem von Eric Cantona auf Manchester United vergleichen. Ein Ritterschlag in England, denn mit der Ära des Franzosen in den 90er-Jahren begann der Aufstieg und die große Zeit ManUniteds. Cantona wurde von den Fans zum wichtigsten United-Spieler des 20. Jahrhunderts gewählt.

Doch während die Arsenal-Fans bei jedem neuen Gala-Auftritt Özils immer mehr ins Schwärmen geraten, dürften die Mundwinkel bei den Verantwortlichen von Real Madrid immer weiter nach unten gehen. 100-Millionen-Mann Gareth Bale verbringt derzeit bei den Königlichen mehr Zeit in der Reha als auf dem Platz.

Und auch wenn es nach der peinlichen Schlammschlacht im Nachgang des Özil-Transfers niemand öffentlich zugeben würde: Bei Real, derzeit bereits mit fünf Punkten Rückstand auf Barcelona in der Liga nur auf Rang drei, dürfte der Deutsche nicht nur von Superstar Cristiano Ronaldo vermisst werden.

„Mesut Özil war nicht nur der beste Kauf des englischen Sommers, sondern auch der dümmste Verkauf“, spottete daher auch bereits die Tageszeitung The Telegraph: „Real Madrid muss im Cibeles-Brunnen geweint haben, als Özil Neapel auseinandernahm.“