Der BVB-Trainer verfolgte den 3:0-Sieg gegen Olympique Marseille wegen einer Sperre in einer Loge. Doch auch ohne Klopp an der Seitenlinie überzeugte der BVB auf ganzer Linie.

Dortmund. Jürgen Klopp atmete tief durch, als er aus der Verbannung auf die Fußball-Bühne zurückkehrte. „Wir sind wieder drin in der Gruppe. Das ist, was wir wollten“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem ersten Sieg im zweiten Gruppenspiel der Champions League.

Seine Sperre wegen seines Wutausbruchs in Neapel hatte Klopp in der Stadion-Loge des Ausrüsters abgesessen: „Man sieht besser, aber trotzdem war es unangenehm. Das ist nichts, was ich öfter bräuchte.“ Die Tore beim 3:0 (1:0) über Olympique Marseille feierte der 46-Jährige dennoch wie am Spielfeldrand, wo diesmal Assistent Zeljko Buvac „einen tollen Job gemacht hat“.

TV-Bilder zeigen Klopp wie er umarmte und „sägte“. „Wenn die Mannschaft gut spielt, ist es einfacher zu ertragen. Ich habe den Jungs aber gesagt, sie sollen sich nicht daran gewöhnen“, äußerte er später. Klopp hatte von seinem Platz in Höhe der Mittellinie eine „außergewöhnliche Leistung“ seiner Mannschaft ausgemacht. Sie habe alles umgesetzt, was man besprochen habe, bevor sich die Wege von Spieler und Coach in der Arena trennen mussten.

„Wir haben heute auch für unseren Trainer gewonnen, wir haben ihm viel zu verdanken“, betonte Kevin Großkreutz. Den Erfolg fuhr der BVB mit der Leidenschaft und Überzeugung ein, die ihn in der vergangenen Saison bis ins Endspiel in Wembley katapultiert hatte. „Man hat immer einen Vorteil, wenn man einen höheren Aufwand als der Gegner betreibt. Schon bis zur Halbzeit sind wir sechs Kilometer mehr gelaufen als Marseille“, analysierte Klopp.

Am Ende einer sehenswerten Partie vor 65.600 begeisterten Fans waren es 126 Kilometer (Marseille: 110). Klopp sah Spielzüge „wie aus dem Lehrbuch“ und eine taktisch disziplinierte Vorstellung, die dem französischen Vizemeister seine Grenzen aufzeigte. Es war zugleich eine Machtdemonstration im eigenen Stadion, wo die Westfalen das siebte Spiel in der Königsklasse in Folge gewannen. Ausgerechnet Marseille gelang das Kunststück zuletzt am 6. Dezember 2011 (3:2).

„Es war ein sehr wichtiger Sieg. Mit dem 1:2 in Neapel hatten wir uns großen Druck auferlegt“, gestand Nationalspieler Sven Bender. „In der Defensive habe man den Grundstein gelegt“, resümierte Mats Hummels: „Das war insgesamt ein gutes Spiel von uns, in das der Trainer ohnehin nicht viel hätte einwirken müssen.“

Sehenswert war der Bilderbuch-Konter zur 1:0-Führung durch Robert Lewandowski (19.), der zugleich per Foulelfmeter (80.) den Schlusspunkt setze. Marco Reus hatte zum vorentscheidenden 2:0 (52.) getroffen. „Es ist gelaufen wie geplant. Aber das war erst ein Sieg, wir müssen jetzt nachlegen“, sagte Doppeltorschütze Lewandowski, für den bereits zehn Pflichtspiel-Treffer in der Statistik stehen.

Der BVB agierte phasenweise wie aus einem Guss mit der Schaltstation Henrich Mchitarjan im Mittelfeld, einem fleißigen Reus, einem konsequenten Innenverteidiger Neven Subotic, einem treffsicheren Lewandowski und einem überraschend starken Erik Durm. Der 21-Jährige feierte als Ersatz für den verletzten Marcel Schmelzer auf der linken Abwehrseite ein gelungenes Europapokal-Debüt - nicht nur wegen eines Assists zum 1:0.

„Das war etwas ganz Besonderes für mich heute in der Champions League vor dieser Kulisse“, berichtete der Youngster, der zuvor erst viermal in der Bundesliga zum Einsatz gekommen war. Bis zum nächsten Champions-League-Gruppenspiel am 22. Oktober beim Tabellenführer FC Arsenal dürfte Durm jedoch wieder ins zweite Glied zurückgetreten sein. „Das Spiel dort ist ganz wichtig, wir müssen etwas Zählbares mitnehmen, damit der Abstand nicht so groß wird“, ergänzte Bender. Eine berechtigte Hoffnung nach dem Auftritt gegen Marseille.