Applaus – und tschüss: Für Thomas Bach war seine Gratulationscour beim Deutschen Olympischen Sportbund auch eine Abschiedsvorstellung. Bei der Debatte um die Nachfolge sortieren sich die Kandidaten.

Frankfurt/Main. Bei seiner Gratulationscour hat sich der neue IOC-Präsident Thomas Bach gleich von den Mitarbeitern beim Deutschen Olympischen Sportbund verabschiedet. Sein Spitzenamt beim DOSB legt der 59-Jährige offiziell erst am Montag nieder. Obwohl mit seinem Abgang in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise seit vielen Monaten gerechnet werde musste, ist die Nachfolgeregelung noch nicht klar. Turn-Präsident Rainer Brechtken hält sich eine Kandidatur offen, will aber zunächst vor allem als Moderator in der Debatte um die Präsidentensuche bei der Dachorganisation agieren.

„Ich schließe überhaupt nichts aus“, sagte Brechtken in einem Interview der Zeitung „Neues Deutschland“ (Donnerstag) auf eine entsprechende Frage. Ein möglicher Kandidat hat sich selber aus dem Rennen genommen: Alfons Hörmann winkte ab. „Ich fühle mich im DSV pudelwohl und hoch akzeptiert. Ich habe keinerlei Grund, mich als weiterer Bewerber in die Schlange einzureihen“, sagte der Präsident des Deutschen Skiverbandes in Ruhpolding und formulierte mit kritischen Untertönen seine Erwartungen an die Bach-Nachfolge.

„Ich würde mir eine inhaltliche Diskussion wünschen und über ein paar grundsätzliche strukturelle Änderungen nachdenken“, sagte Hörmann, der als DSV-Chef eine mögliche Münchner Olympia-Bewerbung für die Winterspiele 2022 im Blick haben muss. Auf den neuen DOSB-Chef warte eine „Herkules-Aufgabe“. Neben Brechtken werden auch DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel Ambitionen nachgesagt. Die Chefin des Deutschen Schwimm-Verbandes hält sich öffentlich aber ebenso bedeckt wie DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

Bach wird sein Amt bei der Präsidiumssitzung am kommenden Montag niederlegen, um sich als frisch gewählter Präsident des Internationalen Olympischen Komitees Richtung Lausanne zu verabschieden. Danach führt Hans-Peter Krämer als Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen die DOSB-Geschäfte übergangsweise. Am 7. Dezember wird bei der DOSB-Vollversammlung in Wiesbaden entschieden, ob Krämer dies auch noch bis zum Ende der Legislaturperiode im Dezember 2014 macht oder ein Bach-Nachfolger feststeht. Brechtken bekräftigte erneut: „Der deutsche Sport muss in der Lage sein, bis Dezember eine Lösung zu präsentieren.“

Bach freute sich bei seiner Rückkehr nach Deutschland über einen „überwältigenden Empfang“. Etwa 100 Mitarbeiter des DOSB und von anderen Fachverbänden standen vor dem Haus des Sports in Frankfurt Spalier und feierten ihren Boss nach seinem Wahltriumph von Buenos Aires mit lautstarkem Applaus.

Aus der Lufthansa-Maschine am Flughafen war der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim Seite an Seite mit Jacques Rogge gestiegen. Etwa 40 Journalisten empfingen Bach, dessen Frau Claudia, seinen belgischen Vorgänger im IOC und Vesper. „Ich freue mich, wieder in der Heimat zu sein“, sagte Bach nach einem rund zehneinhalbstündigen Flug aus Argentinien. Er bedankte sich besonders „für die großartige Unterstützung hier in Deutschland: Das fängt bei der Spitze des Staates an und hört bei den Athleten nicht auf. Das hat mir am Ende den Rücken gestärkt, diesen langen Wahlkampf durchzustehen“.

Auch in seiner Fecht-Heimat Tauberbischhofsheim schlug Bach am Abend Sympathie entgegen. Über 80 junge Sportler des örtlichen Fechtclubs standen am Eingang des Rathauses und am Treppenaufgang mit ihren Säbeln und Degen Spalier, als der 59-Jährige in den Ratssaal ging. Oberbürgermeister Wolfgang Vockel lobte Bach: „Es zeichnet Sie aus, dass Sie einer der ersten Termine nach der Wahl in die Heimatstadt führt.“

Bach war am Dienstag zum Nachfolger von Rogge gewählt worden. Der Fecht-Olympiasieger von 1976 ist der erste Deutsche an der Spitze des IOC. Rogge meinte nach der Landung in Frankfurt: „Ich bin extrem glücklich und zuversichtlich für die Zukunft. Wir haben einen großartigen Präsidenten gewählt.“

Bach freute sich nach eigenen Angaben sehr darüber, von seinem Vorgänger in die Heimat begleitet worden zu sein. „Das zeigt, dass wir für Kontinuität in den großen Zielen stehen“, meinte er und fügte an Rogge direkt gerichtet hinzu: „Ich hoffe, du wirst uns in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen.“