51 Vereine laden an diesem Wochenende zum zweiten Sportvergnügen ein. Freitag Auftaktball auf dem Rathausmarkt

Hamburg. Wer in Hamburg Sport erleben will, kommt an jedem Wochenende auf seine Kosten. An diesem Sonnabend zum Beispiel kickt der FC St. Pauli am Millerntor gegen den FSV Frankfurt, jeweils vier Damen- und Herrenhockeyteams treten am Sonnabend und Sonntag zu ihren Bundesligaspielen an. Die Kampfsportler bitten am Sonnabendabend zur Taekwondo Fight Night in die Sporthalle Hamburg, am Sonntag zu den Hamburger Karatemeisterschaften für Kinder und Schüler in die Sporthalle Wandsbek. Beim E.on Hanse AlsterCup auf der Binnenalster sprinten am Sonnabend die besten Achter der Republik um die deutsche Meisterschaft, die drei besten Achter der Welt treffen sich zwischendurch zur WM-Revanche. Und am Sonntag krault Rekordweltmeister Thomas Lurz über 3000 Meter gegen 22 Staffeln.

Doch damit nicht genug. 24 der 26 Hamburger Topsportvereine, jene mit mehr als 2500 Mitgliedern, organisieren an diesem Wochenende die achte Kinder-Olympiade. Sie erwarten 8000 Teilnehmer. Und: 51 Vereine laden am Sonnabend und Sonntag auf ihre Anlagen, Plätze und Hallen ein – zum zweiten Hamburger Sportvergnügen. 83 kostenlose Angebote sollen zum Mitmachen animieren und neue Mitglieder gewinnen helfen. Es ist die größte Leistungsschau des Hamburger Sports.

„Unsere Clubs wollen zeigen, was sie alles können, und das ist oft weit mehr, als sie sich selbst und andere ihnen zutrauen“, sagt Thomas Fromm, Vizepräsident Breitensport des Hamburger Sportbundes (HSB) und Vorsitzende des TH Eilbeck. Besonders Jugendliche und Senioren möchte der HSB mit seiner Initiative ansprechen. Bei der Premiere im vergangen Jahr besuchten mehr als 10.000 Hamburger die damals 50 Vereine. Die Auftaktveranstaltung auf dem Rathausmarkt findet am Freitag von 16 bis 18 Uhr statt.

Mit aktuell 569.418 Mitgliedschaften in 797 Vereinen und 54 Fachverbänden ist der Sportbund weiter die mit Abstand größte Personenorganisation der Stadt. Doch in Hamburg treiben weit mehr Menschen regelmäßig (Freizeit-)Sport, geschätzte 400.000. Diese anzusprechen und diejenigen, die mit Bewegung immer noch fremdeln, haben sich die Clubs zum Ziel ihrer Aktion gesetzt.

Mit dem Sportvergnügen hat der HSB eine Idee aus der Kultur übernommen. Den langen Nächten der Museen oder Theater sollte eine lange Nacht des Sports folgen mit zentralen Veranstaltungen rund um den Hauptbahnhof. Nicht allein die Kosten der vor drei Jahren beauftragten Dresdner Agentur, die 200.000 Euro für das Event veranschlagte, schreckten den Verband, auch die Proteste der Clubs. Die wollten ihre Angebote dort präsentieren, wo sie zu Hause sind, in ihren Stadtteilen, nicht in der City, wo sie vornehmlich Touristen und Durchreisende vermuten. „Wir werben jetzt zentral und veranstalten dezentral, in den Einzugsgebieten der Vereine“, sagt Fromm. Ein Shuttle-Service des Verkehrsverbundes HVV ergebe daher keinen Sinn. „Wohl niemand, der in Bergedorf wohnt, wird in Schnelsen einem Club beitreten wollen.“

Dass sich nur 13 Prozent der Hamburger Vereine beim Sportvergnügen engagieren, hat strukturelle Gründe. „Nur die Mehrspartenvereine mit hauptamtlichen Geschäftsführern fühlen sich momentan in der Lage, diesen zusätzlichen Aufwand neben ihrem laufenden Sportbetrieb zu leisten“, sagt Fromm. Der HSB biete zwar Hilfestellungen, Flyer und Beratungen an, vor Ort müssten die Clubs jedoch Werbung und Organisation selbst übernehmen. Ziel sei es dennoch, die Zahl der teilnehmenden Vereine mittelfristig zu verdoppeln. „Manchmal“, sagt Fromm, „fehlt den Clubs einfach der Mut sich zu präsentieren. Dabei gibt es in jedem Verein unzählige Angebote, die absolut vorzeigbar sind.“

Mögliche Weiterungen des Sportvergnügens sind in der politischen Diskussion, zum Beispiel die künftige Einbeziehung kommerzieller Fitnessstudios. Rund 200.000 Hamburger trainieren in diesen Einrichtungen Herz, Kreislauf und Muskeln. Auch die Krankenkassen überlegen, wie sie die Plattform des Sportvergnügens nutzen können. „Gerade im Bereich der Gesundheitsprävention sehe noch großes Potenzial in der Zusammenarbeit der Kassen mit unseren Vereinen“, sagt HSB-Präsident Günter Ploß.