Das Nationalteam verlässt die EM-Bühne auf schnellstem Wege, das WM-Ticket für Spanien 2014 war unerreichbar. Es bleibt die Hoffnung auf eine Wildcard – und eine neue Generation.

Ljubljana. Ljubljana versank im Regen. Der Himmel war dicht verhangen, als für die deutschen Basketballer bei der Europameisterschaft ein in jeder Hinsicht grauer Tag begann. Vormittags ging es noch einmal im Mannschaftsbus mit Polizei-Eskorte zum Training in die Jezica Hall, am frühen Abend wurde das bedeutungslose Vorrundenspiel gegen Israel immerhin noch mit 80:76 (31:30) gewonnen. Wenn am Dienstag der Flieger geht, ist das Team zum letzten Mal in dieser Besetzung auf Reisen.

„Die Spieler nehmen eine Menge mit“, sagte Bundestrainer Frank Menz nach dem Aus. Es war schon an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Bereits vor dem Abschluss der Gruppenphase war die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) gescheitert. Nach einer Sensation gegen Frankreich (Menz: „Wir sind schon hoch geflogen“) und einer Niederlagenserie gegen Belgien, die Ukraine und Großbritannien.

Menz war natürlich enttäuscht. Doch er hielt weiter die Hand über seine Spieler. „Wir können hier nicht zaubern, sondern nur ehrliche Arbeit abliefern“, erklärte er. Kein Wort der Kritik, nicht einmal im Ansatz.

„Richtig gut gespielt“ habe die Mannschaft, auch nach Durchsicht der Bänder wollte Menz dem Team nichts vorwerfen und verwies auf die Statistiken. Aber nur auf die positiven. Am Ende stehen drei Niederlagen gegen machbare Gegner.

Der 49-Jährige blieb in Slowenien seiner Linie treu. Stets hatte der neue Mann an der Seitenlinie davor gewarnt, zu viel zu erwarten. „Wir kriegen sehr viel Respekt. Alle wissen, welche Spieler mit dabei sind“, sagte Menz. Die Konkurrenz habe schon mitbekommen, wer da alles fehlt, sollte das heißen.

Superstar Dirk Nowitzki und Chris Kaman waren nicht dabei, dazu Dennis Schröder, Elias Harris sowie Tim Ohlbrecht, die sich nach dem Sprung in die NBA erst einmal auf die Karriere konzentrieren. Klar, dass nach dem Aus auch die Daheimgebliebenen ordentlich Kritik abbekamen.

„Wir haben auch immer jeden Sommer die Knochen hingehalten“, beschwerte sich Rekordnationalspieler Patrick Femerling in Sport Bild plus und nahm sich das junge Trio zur Brust: „Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen.“ Ähnliche Worte hatte vor wenigen Tagen der frühere Bundestrainer Svetislav Pesic gewählt.

Per Wildcard zur Weltmeisterschaft?

Es macht wenig Sinn, darüber zu diskutieren, was mit den Hoffnungsträgern möglich gewesen wäre. Tatsache ist, dass die deutschen Korbjäger so früh wie seit 18 Jahren nicht mehr gescheitert sind, damit ist auch das WM-Ticket für 2014 weg. Die einzig verbliebene Möglichkeit ist eine Wildcard.

„Das ist ein hoch sportpolitisches Thema“, sagte Ingo Weiss. Sonderlich optimistisch klang der DBB-Präsident dabei nicht. Acht bis zehn Bewerber gebe es, darunter große Namen wie Russland, China und die Türkei. „Da muss man sehr sensibel sein, da möchten wir keinen Stockfehler machen“, so Weiss. Die Entscheidung trifft der Weltverband FIBA am 24./25. November in Buenos Aires.

Weiss will die Wildcard für Spanien, Menz hielt sich lieber zurück: „Ich konzentriere mich nicht darauf, welches Event wir spielen“, sagte der Coach knapp. Sollte es mit der WM nicht klappen, stünde die EM-Qualifikation an.

Wer bei einer Weltmeisterschaft dabei wäre, ist völlig offen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir Dirk Nowitzki noch einmal im Nationaltrikot sehen“, sagte Weiss erneut. Sicher aber nicht 2014, bei der WM ginge es um nichts. Frühestens 2015, wenn bei der EuroBasket in der Ukraine das Olympiaticket winkt.

Das Basketball steckt in Schwierigkeiten. Die EM ohne Stars, aber mit vielen Namenlosen, hat in der Heimat kaum Interesse hervorgerufen. Die ARD-Livespiele verfolgten jeweils rund 600.000 TV-Zuschauer.

Der Umbruch ist im Gange, und er wird fortgesetzt. „Im nächsten Jahr wird's eine ganz andere Mannschaft geben“, sagt Menz: „Wir haben vier, fünf Spieler, die das Gesicht der Nationalmannschaft in den nächsten Jahren abbilden werden.“ Richtige Aufbruchstimmung wollte in Ljubljana aber keine aufkommen.