Petkovic musste bei den US Open wie ihre deutschen Kolleginnen Görges und Beck früh die Segel streichen. Haas und Kohlschreiber zogen bei den Herren dagegen ohne große Mühe in die nächste Runde ein.

New York. Erst ein Loch im Schuh, dann ein unbequemes Kissen im Apartment: Andrea Petkovic hätte bei all den schlechten Vorzeichen in den letzten Tagen erahnen können, dass die US Open für sie unter keinem guten Stern stehen werden.

Die 25-Jährige aus Darmstadt musste sich bereits in der ersten Runde von New York der Serbin Bojana Jovanovski mit 2:6, 4:6 geschlagen geben. Eine Stunde danach saß Petkovic in der Pressekonferenz und weinte bittere Tränen der Enttäuschung. „Ich bin auf dem Platz panisch geworden. Mir fehlt nach den Verletzungen noch dieses Grundselbstvertrauen. Ich habe mir zuviel Druck gemacht“, sagte sie.

Zu Beginn des zweiten Satzes ließ die Viertelfinalistin von 2011 ihrem Frust freien Lauf und schlug ihr Racket fünfmal in Folge auf den Zementboden. Dabei hatten Petkovic die Erfolge in den vergangenen Wochen viel Zuversicht für das letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres gegeben. Konstant hatte sie sich nach all ihren Verletzungen wieder auf Platz 46 des Rankings vorgearbeitet - erreichte die Finals von Nürnberg und Washington.

Dagegen siegte der gebürtige Hamburger Tommy Haas souverän mit 6:4, 6:4 und 6:1 gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu. Ebenfalls in Runde zwei steht Philipp Kohlschreiber, der 6:1, 6:3, 6:1 gegen den 17-jährigen Collin Altamirano (USA) gewann. Julia Görges (Bad Oldesloe) und Annika Beck (Bonn) blieben indes früh auf der Strecke.

Görges kassierte beim 4:6, 3:6 gegen Christina McHale (USA) ihre zwölfte Erstrundenpleite 2013, während Beck mit 1:6, 1:6 gegen die Russin Jelena Wesnina den Kürzeren zog.

Petkovic leistete sich gegen die Weltranglisten-58. Jovanovski insgesamt 40 unerzwungene Fehler. Dabei hatte das Spiel so hoffnungsvoll begonnen. Die leichte Favoritin gewann die ersten sechs Punkte und breakte die Serbin zum 2:0. Doch in der Folge lief wenig zusammen. In den Pausen zog sich Petkovic immer wieder das Handtuch über den Kopf. „Ich muss akzeptieren, dass ich all die Emotionen nochmal durchmachen muss. Es ist, als würde ich von vorne beginnen“, meinte sie danach.

In den Tagen vor dem bitteren K.o. hatte sich die Hessin ein neues Kissen kaufen müssen, weil sie von dem in ihrem Apartment Nackenschmerzen bekam. Danach gingen auch noch ihre neon-orangenen Tennisschuhe kaputt. Und weil die neue Lieferung mit vier neuen Paaren auf sich warten ließ, musste ein Bekannter in einem Sportartikelladen in Soho Abhilfe schaffen. Als Glücksbringer dienten die Schuhe aber nicht.

Doch trotz des Rückschlags von New York plant Petkovic weiter den Sprung zurück in die Weltspitze. „Man muss hohe Ziele haben. Ohne geht es nicht“, erklärte die Einser-Abiturientin. Doch seit ihrer Verletzungsmisere mit vier schweren Blessuren in 17 Monaten war die konstanteste Grand-Slam-Spielerin von 2011 bei einem Major nie mehr über die zweite Runde hinausgekommen. Auch deshalb überlässt Petkovic in ihrer zweiten Karriere, wie sie es nennt, nichts dem Zufall. Teil des Teams ist zur Zeit auch Trainingspartner Dusan Vemic.

Der Ex-Profi gehörte bis vor kurzem noch zum Stab des Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien). Petra Winzenhöller, die Physiotherapeutin des Fed-Cup-Teams, begleitete die Darmstädterin während der gesamten US-Hartplatzsaison. Ex-Profi Nicolas Kiefer traut ihr trotz des Rückschlags den Sprung zurück in die Top Ten zu. „Es wird ein langer Weg, aber Andrea kann das packen. Der Vorteil ist, dass sie weiß, wie man dahinkommt“, sagte die frühere Nummer vier der Welt.

Inzwischen ist bei Petkovic in Sachen Trainingsumfang weniger mehr. Sie absolviert kürzere Enheiten mit höherer Intensität und ernährt sich nach einem speziellen Plan. „Ich will alles versuchen, um wieder dahin zu kommen, wo ich mal war“, sagte die Hessin. Am ersten Turniertag hatten Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki und Angelique Kerber bereits die zweite Runde erreicht. Insgesamt hatten in New York 16 deutsche Profis im Hauptfeld gestanden - neun Männer und sieben Frauen.