Für Abraham und Brähmer lautet das Motto: Verlieren verboten! Vor allem Abraham steht unter Druck, eine weitere Niederlage dürfte sein Karrierende bedeuten. Die Laufbahn beenden wird Menzer, die in ihrem letzten Kampf mit dem WM-Gürtel abtreten will.

Berlin. Bei seinem Profidebüt wurde Arthur Abraham von Existenzängsten gepackt. In einem schmucklosen Zelt auf dem Nürburgring kämpfte der junge Boxer nach der Flucht seiner Familie aus dem Heimatland Armenien damals um seine Zukunft in Deutschland. „Ich war so nervös, ich habe richtig gezittert vor Aufregung“, sagt Abraham. Er schlug sich durch, bis auf den WM-Thron. Erst als Schlumpf-Boxer, dann als König Arthur, aber immer mit einem unorthodoxen Boxstil und seinem legendären „Abrahammer“.

Doch nun droht Abraham genau zehn Jahre nach seinem ersten Kampf das Ende der ereignisreichen Karriere. Bei einer Niederlage am Sonnabend (ab 22.35 Uhr/ARD) gegen Willbeforce Shihepo will der ehemalige Weltmeister seine Boxhandschuhe an den Nagel hängen.

Brähmer will um WM-Titel boxen

Auch für Europameister Jürgen Brähmer heißt es im EM-Titelkampf gegen den Italiener Stefano Abatangelo: Verlieren verboten! Nur bei einem Sieg könnte das ehemalige „Jahrhundert-Talent“ beim nächsten Mal um einen WM-Titel im Halbschwergewicht boxen.

Bei Abraham, der erstmals seit vielen Jahren nicht den Hauptkampf einer Boxveranstaltung bestreitet, ist der Druck aber deutlich größer. „Noch eine Niederlage wäre eine Katastrophe, dann muss ich aufhören, ganz klar“, sagte der 33-Jährige: „Das wäre echt bitter, doch ich würde es akzeptieren, auch wenn es verdammt schwer fallen würde, mir einzugestehen, nicht mehr zur Weltklasse zu gehören.“

Die Zweifel an Abrahams Qualität haben zuletzt stark zugenommen. Seine Abbruch-Niederlage im März gegen WBO-Weltmeister Robert Stieglitz war eindeutig. Der Deutsch-Armenier war technisch nie besonders talentiert, aber mit seinem Willen und seiner Einstellung hatte er auch besser ausgebildete Gegner immer wieder beherrscht. Doch genau diese Tugenden ließ Abraham zuletzt vermissen, weshalb ARD-Experte Henry Maske fordert, Abraham müsse wieder „Stolz und Ehrgeiz im Ring“ zeigen.

Shihepo, Kampfname „schwarze Mamba“, spuckt vor dem Duell Gift und Galle: „Ich kann es kaum abwarten, gegen Abraham in den Krieg zu ziehen.“ Sportlich dürfte der 30-Jährige aus Namibia (26 Kämpfe, sechs Niederlagen) einem Abraham in Normalform eigentlich nicht gefährlich werden. Es ist aber gut möglich, dass die Art und Weise eines Sieges über eine mögliche WM-Revanche gegen Stieglitz entscheidet.

Stieglitz, der das erste Duell im August 2012 verloren hatte, sieht derzeit keine Notwendigkeit für einen dritten und entscheidenden Kampf, auch weil er inzwischen einen Fernsehvertrag (Sat1) vorweisen kann. Zur Not will Abraham so lange warten, bis er Pflichtherausforderer des Magdeburgers ist, um „Stolz und Ehre“ zurückzugewinnen: „Bis dahin muss ich noch viel schwitzen und bluten.“

Brähmer steht viel dichter vor einer WM-Chance. Ein Sieg gegen Abatangelo, dann dürfte Ende des Jahres ein Titelkampf auf den 34-Jährigen warten. „Nichts anderes ist mein Ziel“, betonte der Ex-Weltmeister. Nach seinem Wechsel in den Sauerland-Boxstall und dem überzeugenden Sieg im April gegen den Franzosen Tony Averlant läuft es in Brähmers Karriere wieder rund. Sorgen bereitet dem Rechtsausleger weniger der elf Zemtimeter kleinere Abatangelo, sondern kurioserweise der Heimvorteil, der für Brähmer keiner ist: „Die Erwartungshaltung ist riesengroß, das ist nicht unbedingt ein Vorteil.“ In seinem Wohnzimmer, der Schweriner Sport- und Kongresshalle, tritt der Mecklenburger zum vierten Mal in seiner Karriere an.

Menzer will mit WM-Gürtel in den Händen abtreten

Mit einem ehrgeizigen Ziel und etwas Wehmut steigt die frühere Box-Weltmeisterin Ina Menzer zum letzten Mal in den Ring. „Mein Traum ist es, auf dem Höhepunkt aufzuhören. Es wäre schön, mit dem WM-Gürtel in den Händen meine Karriere zu beenden“, sagte Menzer vor ihrem letzten Profikampf am Sonnabend (21.30 Uhr/Eurosport) in Mönchengladbach.

Die Gegnerin der Federgewichtlerin bei der Dreifach-Weltmeisterschaft ist die ungeschlagene Litauerin Goda Dailydaite. Ihren Abschiedskampf organisiert Menzer, die 2010 bei der Niederlage gegen die Kanadierin Jeannine Garside ihre drei WM-Titel (WIBF, WBC und WBO) verloren hatte, wegen eines fehlenden Promoters selbst.

Die 32-Jährige hängt nach neun Jahren die Boxhandschuhe auch deshalb an den Nagel, weil der Markt für Frauenboxen in Deutschland „quasi am Boden“ liege. „In der Öffentlichkeit findet es im Grunde genommen nicht mehr statt“, sagte die gebürtige Kasachin.

Menzer galt nach dem Rücktritt von Regina Halmich lange Zeit als deren Kronprinzessin. Unabhängig vom Ausgang der Kampfes am Sonnabend steht Menzers Entscheidung für einen Rücktritt nun aber fest. Für die Zeit danach hat die gelernte Fremdsprachen-Assistentin noch keine konkreten Pläne: „Es gibt ein paar Möglichkeiten, aber ich muss sehen, wo mein Herz hin will.“