Hockeydamen treffen am Donnerstag um 18 Uhr im EM-Halbfinale auf Gastgeber Belgien, Herren am Freitag auf den Erzrivalen Niederlande.

Hamburg. Eigentlich hat er ja andere Dinge zu tun, aber diese Formulierung hat ihn so sehr geärgert, dass er sie nicht unerwähnt lassen kann. „Dass geschrieben wurde, wir hätten durch den Gruppensieg das Halbfinale gegen die Niederlande vermieden, wird unserem Anspruch nicht gerecht. Wir wollten niemanden vermeiden, sondern unsere Gruppe gewinnen, und so haben wir auch gespielt“, sagt Jamilon Mülders. Am Tag nach dem 2:0 gegen Spanien und vor dem Halbfinale, das sein Team an diesem Donnerstag (18 Uhr) mit EM-Gastgeber Belgien zusammenführt, hatte der Bundestrainer der deutschen Hockeydamen ein wenig Zeit, um das schon Erreichte zu bilanzieren. Und dass er dies mit einiger Zufriedenheit tun konnte, hat mehrere Gründe.

Die Europameisterschaft ist nach der dritten Runde der World League, die Deutschland Ende Juni in den Niederlanden gewann, das zweite große Turnier, seit Mülders im Herbst 2012 sein Amt von Michael Behrmann übernommen hat. Unter seiner Leitung ist die Auswahl in Turnierspielen noch unbesiegt, und wer eine EM-Vorrunde mit Spanien, England und Schottland mit nur einem Gegentor übersteht, darf vor allem mit der Defensivarbeit zufrieden sein. Viel wichtiger jedoch – nicht nur für den Bundestrainer selbst – ist die Tatsache, dass das Team mittlerweile eine andere Art Hockey spielt. Es wird nicht mehr primär darauf geachtet, Fehler zu vermeiden, sondern vielmehr Wert darauf gelegt, selbst die Initiative zu ergreifen und offensive Akzente zu setzen. „Wir haben eine ganz andere Präsenz im Offensivspiel und erarbeiten uns eine Fülle an Torchancen. Dass wir die noch nicht ausreichend nutzen, ist eins der Felder, die wir noch bearbeiten müssen“, sagt Mülders.

Diesen Mentalitätswechsel hat er durch seinen Mut herbeigeführt, den Spielerinnen Freiheiten und damit Selbstvertrauen zu geben. Die Maxime, gegen jeden Gegner nur auf das eigene Spiel zu schauen, hat dazu geführt, dass selbst der übermächtige Favorit, die Niederlande, seinen Schrecken verloren hat. „Holland spielt zwar immer noch in einer eigenen Liga, aber es ist auch kein Selbstgänger, im Halbfinale gegen den Gastgeber zu spielen. Da heißt es: Wir gegen 18 plus 8000 Fans“, sagt Mülders. „Deshalb wäre es auch Unsinn gewesen, Holland zu vermeiden. Belgien ist genauso ein harter Gegner.“ Das Duell mit dem Erzrivalen, der im Halbfinale gegen England antritt, soll am Sonnabend im Endspiel folgen. „Sollten wir Belgien besiegen, können wir dann im Finale sehen, wie weit wir wirklich sind“, so der Bundestrainer.

Den Vergleich mit „Oranje“ müssen die deutschen Herren bereits am Freitag (18 Uhr) im Halbfinale bestehen. Der von Bundestrainer Markus Weise betreute Olympiasieger und Titelverteidiger schlug am Mittwoch Tschechien durch Tore von Mats Grambusch, Oskar Deecke und Marco Miltkau mit 3:0 und sicherte sich Platz zwei in der Gruppe hinter Belgien, das gegen Spanien 2:2 spielte und im Semifinale auf England trifft. „Wenn wir noch zwei Spiele gewinnen wollen, müssen wir uns steigern“, sagte Kapitän Moritz Fürste vom Uhlenhorster HC.