Otto Rehhagel weist mit Abstand die meisten Einsätze als Bundesliga-Trainer auf und feierte mit Griechenland einen großen Coup. Am Freitag wird der Meister des lockeren Spruchs 75.

Berlin. Er ist ein Kind der Bundesliga von der ersten Sekunde an, er wurde „König Otto“ und für die Griechen „Rehakles“: In seiner langen Karriere hat sich Otto Rehhagel eine ganze Reihe von Spitz- und Ehrennamen verdient. Mit insgesamt 820 Spielen (1974 bis 2000) führt er bis heute die Liga-Rangliste der Trainer an - da passt es ins Bild, dass der gebürtige Essener am Freitag zum Start der 51. Bundesliga-Saison seinen 75. Geburtstag feiert.

Im vergangenen Jahr betrat Rehhagel noch einmal die große Bühne des deutschen Fußballs. Sein dreimonatiges Intermezzo bei Hertha BSC war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Nur drei Siege in zwölf Spielen waren eine dürftige Ausbeute und bedeuteten am Ende Herthas Abstieg aus dem Oberhaus. Eine Reihe von Fehl-Einschätzungen zeigten, dass sich die große Zeit des Trainer-Gurus dem Ende zuneigte.

Zuvor war er vor allem in seinen 14 Jahren bei Werder Bremen (1981 bis 1995) zu einem der angesehensten Trainer in Deutschland aufgestiegen. Mit den Grün-Weißen wurde er zweimal Meister (1988/1993), zweimal DFB-Pokal-Sieger (1991/1994) und gewann 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Kein Wunder, dass die Bayern „König Otto“ unbedingt haben wollten. 1995 übernahm er das Star-Ensemble von der Isar, doch nach großen Missverständnissen mit Spielern und der Clubführung musste er sich noch vor Ende der Spielzeit wieder verabschieden.

„Jeder kann sagen, was ich will“

Rehhagel wechselte zum 1. FC Kaiserslautern und schrieb - mit viel Wut im Bauch nach seinem Rausschmiss bei den Bayern - auf dem Betzenberg eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Als Aufsteiger feierte er mit Lautern 1998 auf Anhieb den Meistertitel, eine bislang einzigartige Leistung, die vor allem Rehhagel zugeschrieben wurde. Mit seinem Führungsstil eckte Rehhagel oft an. Er war nicht der große Stratege, suchte eher die Nähe zu den Spielern. Auf Journalisten war er nur selten gut zu sprechen, er sprach ihnen oft die Kompetenz ab. Seine Sprüche erreichten frühzeitig Kultcharakter.

„Jeder kann sagen, was ich will“ oder „Modern ist, was erfolgreich ist“, damit hatte er viele Lacher auf seiner Seite. Seinen sportlich größten Erfolg feierte Rehhagel in seiner Amtszeit nach der Station in Kaiserslautern. Von 2000 bis 2010 war der frühere Bundesliga-Spieler Nationaltrainer Griechenlands. Mit dem sensationellen Triumph bei der Euro 2004 stieg der einstige Verteidiger endgültig zu „Rehakles“ auf. Nach der WM 2010 und 106 Spielen legte er sein Amt bei den Griechen nieder, ehe er ein bislang letztes Engagement bei Hertha übernahm.

„Bei Niederlagen hat er fast geheult“

Als Spieler erlebte Rehhagel die Geburtsstunde der Bundesliga. Im Trikot von Hertha ging es für den gelernten Verteidiger am 24. August 1963 gegen den 1. FC Nürnberg. Am Ende hieß es 1:1. Die Urteile der Kollegen über die Qualitäten des Spielers Rehhagel fielen bescheiden aus. „Der war bissig, sehr ehrgeizig und hat sich fußballerisch alles sehr hart erarbeitet. Bei Niederlagen hat er fast geheult“, sagte Mitspieler Hans Eder in Norbert Kuntzes Biographie „Rehhagel“. Und Lothar Ulsaß meinte, Rehhagel sei „als Spieler ein fürchterlicher Klopper“ gewesen.

Rehhagel hielt sich zwei Jahre lang in Herthas Elf, war vielseitig einsetzbar, spielte Verteidiger, Seitenläufer oder Halbstürmer. Doch dann wurde er zum Opfer verfehlter Vereinspolitik und wurde an den 1. FC Kaiserslautern verkauft. Dort kickte er noch fünf Jahre. Insgesamt kam er als Spieler auf 201 Bundesliga-Einsätze und erzielte 23 Tore, ehe er seine Karriere 1971 beendete. Doch seine große Zeit sollte erst noch kommen.