Beim 5:0-Pokaltriumph des FC Bayern beim BSV Rehden saßen mit Lahm, Ribéry, Thiago und Martinez gleich vier Stars auf der Bank. Riskiert Pep Guardiola mit seiner Rotation Ärger in der Mannschaft, oder kann er nur so alle Stars bei Laune halten?

Hamburg. Der FC Bayern München zieht dank eines 5:0-Sieges beim BSV Rehden in die zweite Runde des DFB-Pokals ein. Für Aufregung sorgte allerdings nicht der standesgemäße Erfolg gegen den Viertligisten, sondern vielmehr die Aufstellung von Trainer Pep Guardiola. 40-Millionen-Einkauf Javi Martinez kam lediglich in den letzten neun Minuten zum Einsatz - und dann auch noch im für den Spanier ungewohnten offensiven Mittelfeld. Kapitän Philipp Lahm, Franck Ribéry und Neuzugang Thiago schmorten gar 90 Minuten auf der Bank.

Auch im elften Spiel unter der Regie vom neuen Trainer Pep Guardiola wurde kräftig durchrotiert. Der spanische Star-Coach lässt sich weiterhin nicht in die Karten schauen, wer beim Bundesligaauftakt gegen Borussia Mönchengladbach (Freitag, 20.30 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) in der Startelf stehen wird. Eine wirkliche Stammformation scheint es unter Guardiola ohnehin nicht zu geben. Auch zu seiner erfolgreichen Zeit beim FC Barcelona (2008 bis 2012) ließ Pep viel rotieren. Damit hielt er die Stars bei Laune und konnte zugleich für die nötige Frische bei den Spielern sorgen.

Ähnliches scheint Pep nun auch mit dem FC Bayern vorzuhaben. Anders ist die Aufstellung im Pokal gegen Rehden nicht zu erklären. Selbst als Bastian Schweinsteiger wegen Knieproblemen Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt werden musste, ersetzte Innenverteidiger Jan Kirchhoff den Mittelfeld-Boss positionsgetreu. Die etablierten Martinez und Thiago blieben auf der Bank. Martinez durfte immerhin die letzten neun Minuten, als Toni Kroos vom Platz ging, mitwirken. Bisher waren sich alle Experten einig, dass Guardiola mit dem Spanier in der Innenverteidigung oder wahlweise im defensiven Mittelfeld plane. Doch Pep überrascht immer wieder und setzt seine Spieler auf nahezu allen Positionen ein.

Riskiert Guardiola zu viel?

Der Trainer rechtfertigte die Nichtberücksichtigung seiner Stars direkt nach der Partie. „Lahm und Ribéry haben in den letzten Jahren viele Spiele gemacht und brauchen auch mal eine Pause. Thiago hatte Probleme mit dem Fuß, ich wollte nichts riskieren“, so der Coach.

Riskiert Guardiola mit seiner Rotation Ärger in der Mannschaft, oder kann er nur so alle Stars bei Laune halten? In der Partie gegen einen Viertligisten - auch wenn es die vermeintlich schwierige erste Pokalrunde war - werden die nicht berücksichtigten Stars wohl keinen Stunk verbreiten. Doch spätestens in Bundesliga- und Champions-League-Spielen, wenn Pep erneut die Qual der Wahl hat, wird der eine oder andere Münchner frustriert auf der Bank Platz nehmen müssen.

Im mit zahlreichen Stars bestückten Bayern-Kader dürfen auch nur elf Spieler zum Einsatz kommen. Guardiola wollte den Konkurrenzkampf und verpflichtete mit Wunschspieler Thiago einen weiteren Spieler im ohnehin schon üppig besetzten Mittelfeld. „So läuft das Geschäft“, blickt Dreifach-Torschütze Thomas Müller noch gelassen auf die Personalsituation.

Hitzfeld ist von Bayerns Neuzugängen überzeugt

Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld beneidet Guardiola um sein Starensemble beim FC Bayern. „Die Ausgangsposition ist aber auch gut. Man hat die zurzeit besten Spieler der Welt im Verein und dazu eine riesige Ersatzbank mit Alternativen ohne Ende. Das heißt, dass man die beste Mannschaft in Europa trainieren kann. Das ist auch ein Privileg. Pep Guardiola darf stolz sein, dass er den FC Bayern trainieren darf“, sagte Hitzfeld bei „Sky Sport News HD“.

Der Schweizer Nationaltrainer hat jedoch auch etwas Bedenken und erwartet ein großes Gerangel um die Stammplätze beim deutschen Rekordmeister. „Der Konkurrenzkampf bei Bayern München ist mörderisch. Ob es sinnvoll ist, so viele gute Spieler zu haben, das wird die Saison zeigen“, so Hitzfeld.

Von der Qualität der Neuzugänge ist der 64-Jährige aber absolut überzeugt: „Mario Götze muss man nehmen, wenn er auf dem Markt ist. Die Bayern haben rechtzeitig zugeschlagen und sich dadurch gute Optionen in der Offensive geschaffen. Ob Thiago notwendig war, weiß ich nicht. Er wird den Konkurrenzkampf im Mittelfeld weiter anstacheln. Ich glaube, dass Thiago sehr viel Sozialkompetenz hat. Das hat man im Spiel schon gesehen, wie er auf die Mitspieler zugeht, wie er mit ihnen redet. Seine positive Ausstrahlung und Körpersprache im Spiel ist sehr wichtig. Ich habe nur positive Reaktionen bei den Mitspielern lesen können. Er ist vollkommen angekommen.“