Wolfgang Niersbach spricht von einer vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw. Außerdem will der DFB-Präsident die EM nach Deutschland holen und in Brasilien Weltmeister werden.

Frankfurt. Mit Joachim Löw verlängern, Weltmeister werden, die EM nach Deutschland holen – und 2015 den Uefa-Thron besteigen? DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat in einem Interview klare und große Ziele skizziert. Der erste Punkt auf der umfangreichen Agenda des DFB-Präsidenten könnte die Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Löw sein, die für den 62-Jährigen noch vor der WM 2014 in Brasilien denkbar ist.

„Vielleicht qualifizieren wir uns schon im September. Dann überlegen wir: Machen wir es wie 2008? Oder machen wir es wie 2010?“, sagte Niersbach der Süddeutschen Zeitung. 2008 hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit Löw vor der EM verlängert, 2010 erst nach dem Turnier.

An der generellen Absicht einer weiteren Zusammenarbeit ließ Niersbach keinen Zweifel. „Ich habe eine große Sympathie, den Weg mit Jogi weiter zu gehen, und weiß, dass die Stimmung im DFB-Präsidium ähnlich ist“, sagte er und fügte an: „Für mich ist das wichtigste Kriterium, wie Trainer und Mannschaft miteinander klarkommen. Und da sehe ich eine hochprofessionelle Abwicklung.“

Für die kommende WM gibt es für Niersbach nur ein Ziel. „Wir wollen Weltmeister werden“, sagte er unverblümt – im Gegensatz zu Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, der unlängst den Titel für „eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit“ gehalten hatte. Niersbach hält Bierhoffs Aussage für „statistisch“ richtig. „Aber diesen historischen Fakt möchten wir ändern.“

Das Fehlen der DFB-Elf beim Confed Cup ist für Niersbach kein Nachteil – ganz im Gegenteil: „Ich halte es für einen Vorteil, dass unsere Spieler endlich einmal einen optimalen Sommerurlaub hatten, inklusive einer konzentrierten Vorbereitung in den Klubs.“ Vor allem aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen hatten viele Experten geäußert, dass eine Teilnahme an der „Mini-WM“ enorm wichtig gewesen wäre.

Übernimmt Niersbach bei Blatter-Abschied?

Bezüglich seiner Ambitionen in der Fifa und Uefa hält sich Niersbach bedeckt – dementieren will er jedoch nichts. Er gehe davon aus, dass Fifa-Präsident Sepp Blatter bei der Wahl des Weltverbandes 2015 nicht mehr antritt: „Beim Uefa-Kongress 2011 in Paris hatte Blatter klar gesagt, dies werde seine letzte Amtszeit sein.“ Sollte der bisherige Uefa-Präsident Michel Platini ins Rennen um die Nachfolge gehen („Ich sage eher Ja als Nein“) und Blatter beerben, würde der Thron beim höchsten europäischen Fußball-Gremium frei werden.

Niersbach gilt seit einiger Zeit als Anwärter, selbst Franz Beckenbauer hat sich bereits für ihn ausgesprochen. „Es ehrt mich, wenn in diesem Zusammenhang mein Name fällt“, sagte Niersbach: „Aber damit beschäftige ich mich derzeit keine Sekunde.“ Im September beim Uefa-Meeting werde man Klarheit bezüglich der Aufstellung „in Richtung FIFA“ haben und „auch, was Michels Ambitionen angeht. Danach sieht man klar und kann klarer reden.“

Niersbach sprach sich zudem für eine deutsche Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 aus. „Schaut man sich die europäische Landkarte an, können wir mit Selbstbewusstsein – nicht Arroganz – sagen, dass wir in der Lage sind, ein so komplexes Turnier auszurichten“, sagte Niersbach. Die Konsequenz daraus wäre allerdings ein Verzicht auf eine Bewerbung um die Halbfinalspiele und das Finale der „Europa-EM“ 2020.

Entscheidung naht: Berlin oder München für EM 2020?

Am 30. August will das DFB-Präsidium entscheiden, ob es mit Berlin oder München für die EM 2020 ins Rennen geht. Die Uefa benennt die 13 Veranstaltungs-Orte im September 2014. Schon 2016 wird das Turnier erstmals mit 24 Teilnehmern ausgetragen – ein Fehler, so Niersbach: „Das ist keine Dauerlösung. Du bläst ein Endrundenfeld auf, kriegst einen schlechteren Modus, entwertest die Qualifikation, Spannungselemente entfallen.“

Nicht unter Druck setzen lassen will sich der DFB derweil bei der Suche nach dem neuen Sportdirektor, einen Favoriten gibt es offenbar bereits. „Die Entscheidung drängt noch nicht, sie hat Zeit bis zum DFB-Bundestag im Oktober“, so Niersbach: „Wir haben eine Liste mit Namen, aber bis heute keine Verhandlungen geführt.“

Mit dem Favoriten, den Niersbach namentlich nicht nennen wollte, sei bereits „ein bisschen“ gesprochen worden. Als „wichtigster sportlicher Kopf“ ist Löw an der Entscheidung beteiligt: „Wir werden keinen Sportdirektor einstellen, der Joachim Löw überrascht.“ Damit soll anscheinend ein erneutes Kompetenz-Gerangel wie einst zwischen Matthias Sammer und Löw verhindert werden. „Es gab wirklich atmosphärische Störungen“, gestand Niersbach, „aber auch das zeigt: So etwas funktioniert besser im Parallelschwung.“