Der Vize-Europameister hat gegen Japan mit viel Glück das Halbfinale des Confed Cups erreicht. Italien hatte sehr unter den klimatischen Bedingungen zu kämpfen. Das sollte auch dem DFB-Team eine Lehre sein.

Recife. Sieben Tore, drei Aluminiumtreffer und ein überaus glücklicher Sieger: Nach dem dramatischen Ende des „Thrillers von Recife“ war Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli heilfroh - und völlig fertig. „Wir mussten uns abrackern wie die Bekloppten“, keuchte der Coach nach dem vogelwilden 4:3 (1:2) gegen Japan, das die Squadra Azzurra ins Halbfinale brachte und nicht nur Prandelli eine wichtige Erkenntnis lieferte.

Auch Bundestrainer Joachim Löw, der seit einigen Tagen in Brasilien auf Erkundungstour ist, hat spätestens bei diesem Spiel erkannt, dass es seine Elf bei der WM 2014 nicht nur mit gegnerischen Mannschaften zu tun bekommen wird. Die Italiener klagten nach dem glücklichen Erfolg über tapfere Japaner unisono über die „caldo pazzesco“, die irre Hitze in der Arena Pernambuco. Das Thermometer zeigte bei Anpfiff um 19 Uhr Ortszeit zwar vermeintlich milde 24 Grad. Doch es war die hohe Luftfeuchtigkeit von 76 Prozent, die den Spielern zu schaffen machte. „Das war eines der schwierigsten Spiele meiner Karriere, ich habe noch nie in so einem Klima gespielt und selten so gelitten“, sagte Italiens Bester, Daniele de Rossi.

Er habe nach 68 Minuten „auf die Uhr geschaut, weil ich dachte, wir spielen schon 200“, ergänzte er im triefnassen blauen Trikot. Kurz nachdem de Rossi auf die Uhr geschaut hatte, war Italien seine Führung wieder los. Nach Toren von Keisuke Honda (21., Foulelfmeter) und Shinji Kagawa (32.) hatten de Rossi selbst (41.), ein Eigentor des Schalkers Atsuto Uchida (50.) und Mario Balotelli (Handelfmeter, 52.) das Spiel gedreht. Der Stuttgarter Shinji Okazaki aber glich in diesem „Flipperspiel“ (La Repubblica) noch einmal aus (69.), ehe Sebastian Giovinco die Begegnung entschied (86.). „Wir hatten kein Benzin mehr, aber wir haben gewonnen“, sagte Prandelli. Der Gedanke an das Gruppenfinale gegen Brasilien erschien ihm in diesem Moment „sinnlos“, wie er bekannte. Es gehe jetzt erst mal darum, die Spieler wieder fit zu bekommen. „Das war für uns ein wichtiger Test“, sagte Prandelli mit Blick auf die WM, „aber ich hoffe, dass ich so ein Spiel nie mehr erleben muss.“

Löw wird sich bestätigt sehen. Schon mehrfach haben er und sein Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff auf die Anforderungen hingewiesen, denen sich die DFB-Stars in einem Jahr stellen müssen. Der große französische Trainer Gerard Houllier, beim Confed Cup Mitglied der „Technischen Studiergruppe“ der Fifa, beschrieb es im Vorfeld so: „90 Minuten pressen funktioniert hier nicht. Es ist kein Zufall, dass noch nie ein europäisches Team in Südamerika die WM gewonnen hat. Du brauchst hier eine Strategie, Energie zu sparen.“ Italien hatte die gegen Japan nicht. Anfangs wirkten die Azzurri, als lägen sie „auf einem Liegestuhl am Strand“ von Boa Viagem, wie die Gazzetta dello Sport spottete. In diesem „absurden Pokerspiel“ (Corriere dello Sport) brauchten sie am Ende, als Okazaki und Kagawa Aluminium trafen, Glück und die „Atom-Ameise“, wie der 1,64 m kleine Giovinco nach einer Comic-Figur genannt wird.

Ob es die im deutschen Team auch gibt? Japan hatte sie. Kagawa spielte diesmal groß auf und wurde zum „Man of the Match“ gewählt. „Wir haben gut gespielt, aber ich fühle gerade nur Negatives“, sagte der frühere Dortmunder. Das vorzeitige Aus mache alle „todtraurig“. Trainer Alberto Zaccheroni sprach von einer „wilden Achterbahnfahrt der Gefühle“, an deren Ende Japan „mit erhobenen Köpfen“ nach Hause fahre. Italien kämpft dagegen mit Brasilien um den Gruppensieg - ohne den gelbgesperrten de Rossi. Der war darüber fast froh: „Das ist gut, um Luft zu holen.“