Der Jockey Andrasch Starke hat mit seinem Pferd Lucky Speed das Deutsche Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn gewonnen. Favorit Ivanhowe war mit Reiter Cristian Demuro chancenlos.

Hamburg. Applaus für einen Starke-Tag und einen würdigen Turfkönig: Als der Triumphator von Horn von zwei Schimmelreiterinnen vor die Haupttribüne geleitet wurde, gab es Jubelrufe und Beifall satt. Es war ein Derbysieg nach dem Geschmack des Publikums: Mit Lucky Speed, Nomen est Omen, hatte ein Mitfavorit gewonnen. Und mit Jockey Andrasch Starke saß ein Norddeutscher im Sattel.

Für den gebürtigen Stader, der in Hanstedt in der Nordheide aufwuchs, war es schon der sechste Erfolg im Wettstreit um das Blaue Band. Auf den Plätzen galoppierten der französische Gast Tres Blue unter Fabrice Veron und der Riesenaußenseiter Nordvulkan mit Jozef Bojko ins Ziel. Der 33:10-Favorit Ivanhowe enttäuschte vor 26.000 Zuschauern auf Rang acht. Er habe Probleme an den Beinen und mit dem trockenen Geläuf gehabt, hieß es hinter vorgehaltener Hand im Stallbereich.

„Dieser Tag ist ebenso schön wie mein erster Derbyerfolg“, sagte Starke nach der Nationalhymne und der Siegerehrung, die von Innensenator Michael Neumann und der Vorstandsfrau des Titelsponsors Sparda-Bank, Yvonne Zimmermann, vorgenommen wurde.

Der neue und alte Champion von Hamburg-Horn hatte wieder einmal Fortune bewiesen – auch bei der Wahl des Vollblüters für das 144. Deutsche Derby. Eine Woche vor dem Start hatte sich Starke für Lucky Speed und gegen den Trainingsgefährten Empoli entschieden. Beide Hengste wurden von Peter Schiergen in Köln auf das Rennen des Jahres vorbereitet. Für den Trainer, der das Derby als Jockey nie gewinnen konnte, war es der vierte Coup in der renommiertesten Prüfung des deutschen Rennjahres. „Es war eine Entscheidung des Herzens“, sagte Andrasch Starke nach dem Triumph im Waagegebäude.

Für den Stall Hornoldendorf, hinter dem die Industriellenfamilie Oetker aus Bielefeld steht, gibt es 300.000 Euro. Insgesamt war das Derby mit 770.000 Euro inklusive Züchter- und Besitzerprämien dotiert. Die Oetkers, die sich in Hamburg von einer Freundin vertreten ließen, haben den Hengst auf einer Auktion für 46.000 Euro gekauft und diese Investition nunmehr vervielfacht. Lucky Speed hatte als Zweijähriger kein Rennen bestritten, sich dann aber in diesem Jahr enorm in Form präsentiert.

Starken Auftritten in Köln und Frankfurt folgte am 26. Mai in der Bavarian Classic in München ein sicherer Sieg, als der Hengst von hinten angeprescht kam. Wer dieses Rennen als Maßstab nahm, durfte sich über eine Siegquote von 59:10 Euro freuen. Die Dreierwette bescherte den erfolgreichen Zockern 101.245:10 Euro.

Trotz der Festtagsstimmung blieb der dramatische Unfall vom Vortag ein Thema auf der Rennbahn. „Warum wurde das Hürdenrennen nicht abgebrochen?“, lautete die meistgestellte Frage des Wochenendes. Auch am Derbytag kam es wieder zu einem Zwischenfall. Gleich im ersten Rennen wurde die Amazone Rebecca Danz aus dem Sattel ihres Wallachs Timmothy katapultiert. Beim Sturz auf das Geläuf erlitt sie eine leichte Gehirnerschütterung.

Als sich unmittelbar nach dem Derby-Einlauf zwei reiterlose Pferde der feiernden Menschenansammlung um Lucky Speed und Andrasch Starke näherten, kamen kurzzeitig böse Erinnerungen auf, doch die Ausreißer konnten problemlos eingefangen werden. „Trotz des Vorfalls am Sonnabend war es unter dem Strich ein äußerst gelungenes Derby-Meeting“, bilanzierte Rennclub-Präsident Eugen-Andreas Wahler.

Die Organisatoren hatten Proteste von Tierschützern befürchtet und die Sicherheitskräfte sensibilisiert. Vor dem Raum der Rennleitung auf dem Richterturm bezog ein Polizist Stellung. Im Gegensatz zum Sonnabend blieb es jedoch friedlich und harmonisch.

Unter den tragischen Umständen war der Almased-Cup am Sonnabend ins Abseits geraten. Fünf Rennen nach dem Vorfall, bei dem zwei Pferde ums Leben kamen und ein Jockey schwer verletzt wurde, gab es einen souveränen Erfolg der dreijährigen Totofavoritin Daytona Bay unter Jockey Lennart Hammer-Hansen, der in diesem mit 55.000 Euro dotierten Gruppenrennen über 2200 Meter seinen 999. Sieg schaffte.

Kurz zuvor waren auf den Bahn-Monitoren die Eclipse Stakes aus England übertragen worden. Pastorius, der deutsche Derbysieger des Vorjahres, hatte keine Chance: Unter Olivier Peslier kam der vierjährige Hengst nur auf Platz fünf. Es gewann der Favorit Al Kazeem. Pastorius’ Besitzer Franz Prinz von Auersperg flog nach dem Finish von London nach Hamburg, um abends die Derbyrede im obersten Stockwerk des Emporio-Hochhauses in der Nähe des Gänsemarkts zu halten. Am 6. Juli 2014, dann wieder im Atlantic-Hotel, gebührt diese Ehre der Familie Oetker.