Ein deutsches Nationalteam sorgt für die erste Sensation im Sand von Stare Jablonki. Ludwig/Walkenhorst schocken Brasilien, werfen die WM-Favoriten Talita/Lima raus. Drei Männer-Duos sind weiter. Das Aus für Holtwick/Semmler und Fuchs/Kaczmarek war bitter.

Stare Jablonki. Katrin Holtwick und Ilka Semmler kämpften mit den Tränen, aus dem Hamburger Duo Laura Ludwig und Kira Walkenhorst platzte dagegen die ganze Freude über den Sensations-Coup mit lauten Jubelschreien heraus. Die Olympia-Fünfte und ihre neue Partnerin warfen am Donnerstag bei den Beachvolleyball-Weltmeisterschaften die brasilianischen Favoritinnen Talita/Lima mit 2:1 (21:17, 14:21, 20:18) aus dem Wettbewerb und sorgten für die erste große Überraschung im heißen Stare Jablonki.

„Wir wussten, dass wir das Potenzial haben, gegen ein solch gutes Team zu gewinnen“, kommentierte Ludwig den erfolgreichen Kraftakt bei mehr als 30 Grad vor 3500 Fans. Zur selben Zeit hatten sich die deutschen Meisterinnen Holtwick/Semmler in die hinterste Ecke eines Trainingsplatzes verkrochen. „Ich kann es nicht erklären“, meinte Holtwick, die ihre Tränen hinter einer Sonnenbrille versteckte.

Eigentlich wollten die Berlinerinnen in Polen endlich eine WM-Medaille gewinnen. Der Traum platzte nach drei Gruppensiegen mit 1:2 (21:15, 17:21, 13:15) gegen das vier Plätze schlechter gesetzte niederländische Duo Keizer/Van Iersel jäh. Auch Sebastian Fuchs und Thomas Kaczmarek, der als WM-Ersatz für den verletzten Olympiasieger Julius Brink eingesprungen war, müssen nach der zweiten Niederlage schon nach Hause fahren. Das Notteam verlor gegen die erfahrenen Italiener Nicolai/Lupo glatt 0:2 (16:21, 16:21).

Neben Ludwig/Walkenhorst dürfen auch Karla Borger und Britta Büthe im WM-Konzert weiter mitspielen. Die Stuttgarterinnen setzten sich gegen Gioria/Giombini (Italien) mit 2:0 (21:16, 21:14) durch.

Für die 22-jährige Kira Walkenhorst kommt das Beste jetzt noch: „Das Turnier geht weiter.“ Nach Olympia im Vorjahr in London hatte die Hamburgerin die zurückgetretene Sara Goller ersetzt. Nach zwei abgewehrten Satzbällen verwandelte Walkenhorst den vierten Satzball mit einem knallharten Ass zum Erfolg gegen Brasilien.

Für Bundestrainer Jörg Ahmann, den ersten deutschen olympischen Medaillengewinner mit Platz drei in Sydney 2000, ist Kira Walkenhorst „das größte deutsche Beachvolleyballtalent seit Jahren“. Auf die neue Ludwig-Partnerin prasselt seit ihrem Wechsel ins Nationalteam eine Menge Neues ein. „Presse, Fernsehen, Sponsoren, das eigene große Team mit drei Trainern – das ist alles Neuland für mich“, sagte sie.

Als eine wichtige Neuerung haben Ludwig/Walkenhorst die beiden ehemaligen Trainer der Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann verpflichtet. Jürgen Wagner und Hans Voigt zählen zum Besten, was es auf dem deutschen Markt derzeit gibt. Zudem steht in Helke Claasen eine ehemalige Beach-Nationalspielerin als zusätzliche Balltrainerin am Olympiastützpunkt in Hamburg zur Verfügung.

Als Gruppensieger ziehen die Berliner Jonathan Erdmann und Kay Matysik in das Sechzehntelfinale ein. Die deutschen Meister setzten sich auch im dritten Spiel durch, dieses Mal mit 2:0 (21:19, 21:13) gegen die US-Amerikaner Rogers/Doherty. Die beiden Hamburger Duos Markus Böckermann/Mischa Urbatzka und Sebastian Dollinger/Stefan Windscheif stehen ebenfalls in der K.o.-Runde, obwohl sie ihre Spiele am Donnerstag verloren.

Das Turnier-Aus ereilte Victoria Bieneck und Julia Großner (Berlin). Sie verloren gegen die Italienerinnen Cicolari/Menegatti knapp mit 1:2 (21:18, 15:21, 11:15).