Die Stadt stellte klare Bedingungen für eine gemeinsame Heimat der Galopper und Traber – konkrete Pläne sind schon fertig. Fest steht, dass die Rennbahn am Volkspark als Bauland vorgesehen ist.

Hamburg. Nachricht zur Halbzeit der Derbywoche. Sobald am Sonntag in Horn das letzte Rennen gelaufen ist, soll die Planung einer Doppelrennbahn für Traber und Galopper intensiviert werden. „Ich hoffe und glaube, dass die Sache vorangeht“, sagte der für das Projekt im Rathaus zuständige Staatsrat Dr. Christoph Krupp dem Abendblatt. „Noch im Sommer wird es einen Termin mit allen Beteiligten geben.“

Bedingungen für eine zügige Lösung sind eine einheitliche Haltung beider Pferdesportsparten, aber auch ein solides Betreiberkonzept mit langjähriger Verlässlichkeit. Die Stadt, so ist hinter den Kulissen zu vernehmen, will keine halben Sachen und möchte ein finanzielles Desaster wie bei der Elbphilharmonie – nur ein paar Nummern kleiner – verhindern. Vorgesehen, aber nicht offiziell bestätigt, ist eine städtische Investition in Höhe von 25 Millionen Euro, die durch einen Verkauf der Trabrennbahn in Bahrenfeld erwirtschaftet wird. Allerdings sollen auch die Galopper und Traber finanziell ins Boot. Angedacht sind je fünf Millionen Euro.

„Nicht nur in Horn haben Pferderennbahnen Schwierigkeiten“, sagte Krupp. „Also muss als Erstes ein betriebliches Konzept für eine Doppelrennbahn erstellt werden.“ Krupp führt aktuell die Gespräche um eine mögliche Kombibahn. Dazu zählen die Treffen mit den Behörden Sport/innen, Wirtschaft und Bau/Stadtentwicklung. Auch Bürgermeister Olaf Scholz hat sich grundsätzlich dafür ausgesprochen.

„Natürlich wollen wir die Doppelrennbahn“

Das angeforderte Konzept, so Staatsrat Krupp, dürfe nicht nur für zwei oder drei Jahre Bestand haben, sondern sollte mehrere Jahrzehnte gültig sein: „Vorher macht der Bau einer Doppelrennbahn keinen Sinn.“ Auf gut Deutsch: Traber und Galopper müssen jetzt rasch in die Hufe kommen. Erste Gespräche wurden geführt, noch jedoch ohne Ergebnis. „Nur gemeinsam kann es dieses Betriebskonzept geben“, betonte Krupp. „Dabei müssen beide Seiten ihre unterschiedlichen Voraussetzungen in einen Plan einbauen.“

Vom Hamburger Renn-Club von 1852, Hausherr in Horn mit schönem Gelände, aber einer Haupttribüne noch aus Kaisers Zeiten, wird eine langfristige Perspektive erwartet. Zwar verfügt der ehrenamtlich geführte Verein über eine Bestandsgarantie für das Derby bis 2028, doch mangelt es an einem professionellen Management und einer Finanzplanung über das Jahr hinaus. „Natürlich wollen wir die Doppelrennbahn“, machte HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler klar. Allerdings betrügen die Vorlaufkosten ein bis zwei Millionen Euro. Dies sei problematisch, „weil nicht sicher ist, dass die Investition der Stadt definitiv kommt“.

Wettumsätze in den vergangenen Jahren eingebrochen

Den Trabern geht es wirtschaftlich weit besser – mit der Familie des Züchters, Milliardärs und früheren Kaffeeunternehmers Günter Herz im Hintergrund. Jedoch musste auch die von Herz finanzierte Firma Win Race die Härte des Geschäfts erkennen. Trotz einer mit mehr als fünf Millionen Euro modernisierten Bahn sind die Wettumsätze um 85 Prozent binnen zehn Jahren eingebrochen. Vor Ort wurden zuletzt pro Rennen gerade mal 1500 Euro umgesetzt, und an einem Donnerstag im Mai kamen nur 220 Besucher. Win Race musste seine Firmenstruktur ändern und Mitarbeiter entlassen. Der bisherige Geschäftsführer Dr. Jan Kleeberg ging am 19. Juni aus freien Stücken.

Fest steht, dass die Rennbahn am Volkspark als Bauland vorgesehen ist, um das Senatsversprechen von mindestens 6000 neuen Wohnungen jährlich einhalten zu können. Zwischen 80 und 150 Millionen Euro, je nach Bebauung, könnten für das Grundstück erzielt werden. Das Gros soll in die beschlossene Überdeckelung der Autobahn 7 fließen. Und etwa 25 Millionen Euro sollen einer Doppelrennbahn zugutekommen. „Klar ist, dass die Zeit der Traber in Bahrenfeld endlich ist“, bestätigt Staatsrat Christoph Krupp. „Die Stadt will dort langfristig Wohnungen bauen; das Planverfahren läuft.“ In drei, spätestens vier Jahren hat es sich am Volkspark ausgetrabt. Sollte es mit dem Standort Horn als neues Traberquartier nicht klappen, blieben alternative Ausweichlösungen wie Wilhelmsburg und Stillhorn – oder das Aus.

„Das Ergebnis ist bis zum Ende offen“

„Der Prozess läuft derzeit abgestimmt und in gutem Einvernehmen mit allen Seiten. Dass man so ein Vorhaben nur einmütig umsetzen kann, versteht sich von selbst“, sagt Christian Herz. „Das Ergebnis ist bis zum Ende offen.“ Und was wird aus den getätigten Millionen-Investitionen? Seine Antwort: „Unterm Strich sind diese bei einem Umzug natürlich fast gänzlich verloren.“ Den Betrieb einer künftigen Kombinationsanlage lehnt Herz nicht grundsätzlich ab: „Das ist einer von diversen Diskussionspunkten im Zusammenhang mit der Doppelrennbahn.“

Trabermacher Christian Herz und Galopperpräsident Eugen-Andreas Wahler haben bereits konferiert. Bis zu einem Schulterschluss ist es noch ein weiter Weg. Wahlers Eindruck: „Die Stadt will weder Bauherr noch Betreiber sein, sondern nur einen Zuschuss geben.“ Gibt es einen politischen Beschluss, würde es schnell vorangehen: „Planung und Bau könnten in jeweils einem Jahr abgewickelt sein.“

Klimatisierte Tribüne mit bis zu 5000 Sitzplätzen

Konkrete Pläne sind fertig und liegen dem Abendblatt vor – inklusive kompletter Zeichnungen. Ein Abdruck wurde uns vom federführenden Architekten mit Rücksicht auf den Auftraggeber untersagt. Herzstück des modernen Pferdezentrums in Horn soll das Areal zwischen dem bestehenden NH-Hotel und dem neuen Haupteingang am Hermannstal sein. Entlang der Rennbahnstraße (Ring 2) soll eine verglaste, klimatisierte Tribüne mit bis zu 5000 Sitzplätzen entstehen, um dann auch im Winter komfortabel Trabrennen verfolgen zu können.

Hinzu käme eine zweistöckige Mantelbebauung mit offenen Besucherdecks, Restaurants, Multifunktionsräumen im Obergeschoss und unten eine große Wetthalle mit Totokassen, Konferenzsälen sowie Ladengeschäften. Das Ziel und der Richterturm sollen 200 Meter in Richtung Horn verlegt werden. Der Teich inmitten der Bahn, heute Zentrum des spektakulären Seejagdrennens, soll versetzt, aber erhalten bleiben. Die Verlagerung des Haupteingangs zur U-Bahn-Station Horner Rennbahn hin steht im Einklang mit den Bestrebungen, das Einkaufszentrum nebenan und somit den Stadtteil aufzuwerten. Der auch für den Sport zuständige Innensenator Michael Neumann hat in Horn eine politische Heimat.

Gipfeltreffen als Startschuss

Und wenn letztlich doch alle Pläne scheitern? Für diesen Notfall haben die Galopper bereits einen externen Bauentwickler konsultiert. Sein Job: Erstellung einer generalstabsmäßigen Planung für ein Ausweichkonzept. Dabei, so heißt es hinter den Kulissen, soll auch eine Randbebauung auf dem Hippodrom geprüft werden – bei einem Erhalt der jetzigen Galopprennbahn, aber mit einer neuen Tribüne. Eine Erbpachtregelung könnte regelmäßige Einnahmen sichern.

Noch indes setzen auch die Galopper fest auf eine Doppelrennbahn zur Sicherung der eigenen Zukunft. Staatsrat Christoph Krupp macht Mut: „Wenn Traber und Galopper Einigkeit erzielen und das gemeinsame Betriebskonzept erstellt haben, kann es losgehen.“ Das Gipfeltreffen im Anschluss an die Derbywoche könnte der Startschuss sein.