Gastgeber Brasilien hat das erste Halbfinale gegen Uruguay gewonnen. Paulinho erlöste die Selecao kurz vor Schluss, als bereits alles nach Verlängerung aussah. Superstar Neymar war ein Schatten seiner selbst.

Beo Horizonte/Rio de Janeiro. Dank Paulinho ist die Seleção nur noch einen Sieg vom dritten Triumph nacheinander beim Confederations Cup entfernt. Durch ein Kopfballtor des Mittelfeldspielers von Corinthians Sao Paulo in der 86. Minute gewann Brasilien am Mittwoch in Belo Horizonte das hartumkämpfte Halbfinale gegen den Erzrivalen Uruguay mit 2:1 (1:0). Im Finale trifft der Gastgeber nun am Sonntag im legendären Maracana-Stadion von Rio de Janeiro auf den Gewinner des Duells zwischen Weltmeister Spanien und Italien. Vor 57 483 Zuschauern im Stadio Mineirao musste Brasilien um den fünften Einzug in ein Confed-Cup-Finale aber lange bangen, nachdem Edinson Cavani (48.) die brasilianische Führung durch Fred (41.) ausgeglichen hatte.

Während des Spiels protestierten in Belo Horizonte erneut mindestens 50.000 Menschen gegen Korruption und soziale Missstände in Brasilien. Einige Demonstranten versuchten sogar, in die Sperrzone um die Arena vorzudringen.

+++ DER SPIELVERLAUF ZUM NACHLESEN +++

Nach dem souveränen Siegeszug in den Gruppenspielen lastete im Duell gegen den südamerikanischen Erzrivalen großer Druck auf der Elf von Trainer Luiz Felipe Scolari. Die Gastgeber zeigten viel Respekt vor dem Gegner und fanden lange Zeit nicht zu ihrem gefürchteten Kombinationswirbel. Auch von Superstar Neymar ging kaum Gefahr aus. Der 57-Millionen-Euro-Neuzugang des FC Barcelona verlor gegen die bissige Abwehr der Uruguayer viele Zweikämpfe, leistete aber immerhin die Vorarbeit zum Führungstor.

Glaubt man Cesare Prandelli, dann hat Italien bei der brisanten Revanche gegen Spanien praktisch keine Chance. „Es wird ein Spiel der Leiden für uns“, sagte der Trainer der Squadra Azzurra vor der Neuauflage des EM-Finales am Donnerstag in Fortaleza (21.00 Uhr/ARD). Die 0:4-Demontage gegen Spaniens Übermannschaft bei der EM 2012 lastet immer noch schwer auf der italienischen Fußball-Seele.

Vor dem Halbfinale beim Confederations Cup macht sich Italien bewusst klein, um den von Prandelli zum „klaren Favoriten“ erklärten Welt- und Europameister bei der erwarteten Hitzeschlacht im Estadio Castelão dann taktisch vielleicht doch zu überrumpeln. „Wir müssen etwas Anderes probieren“, erklärte Tüftler Prandelli, der einen Kraftakt erwartet.

Während sich die Repräsentanten Europas auf den erst zweiten direkten Vergleich zweier Mannschaften des Kontinents in der Historie des Confederations Cups vorbereiten, laufen in Rio de Janeiro schon die Vorbereitungen auf das Finale am Sonntag im Maracana.

Dort werden mehr Sicherheitskräfte eingesetzt als in den Gruppenspielen des Testlaufs für die Fußball-WM 2014. „Die Zahl der Stewards wird auf 1300 erhöht“, sagte OK-Sprecher Saint-Clair Milesi am Mittwoch. Bei den bisherigen Spielen im Maracana waren je 1050 Ordner im Einsatz gewesen. Die Maßnahme habe allerdings nicht mit den Demonstrationen in den vergangenen Tagen in Brasilien zu tun.

Es gehe ausschließlich um die Sicherheit der Besucher im Stadion, wo es bisher zu keinerlei Zwischenfällen gekommen war. Für Sonntag werden in Rio de Janeiro erneute Massenproteste gegen Misswirtschaft und Korruption erwartet.

Ausgerechnet am Donnerstag soll es den heißesten Tag der Woche in Fortaleza mit bis zu 35 Grad geben. Am Nachmittag brasilianischer Zeit werden die Spieler an die körperliche Leistungsgrenze gehen müssen. Spaniens Coach Vicente del Bosque ermahnte sein seit 25 Länderspielen unbesiegtes Team, den 4:0-Triumph der EM aus den Köpfen zu verbannen. „Wir sollten alles vergessen, was vor einem Jahr in Kiew war. Hier ist es eine ganz andere Situation“, sagte er.

In Rio sorgte die Errichtung eines großen Eisentores am Stadion am Mittwoch für Verwunderung. Diese Baumaßnahme habe aber nichts mit der aktuellen Sicherheitslage zu tun, versicherte Milesi. Vielmehr sei die Absperrung Teil der normalen Umbauten am Maracana. Das Finale des WM-Testlaufs ist mit 69 459 Zuschauern ausverkauft.

Zu Gast soll auch die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff sein. Mit ihrem Vorstoß, wegen der Massenproteste im Lande eine verfassungsändernde Versammlung einberufen zu lassen, ist die Staatschefin gescheitert. Stattdessen sollten mehrere Einzelfragen zu politischen Reformen dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden, teilte Erziehungsminister Aloizio Mercadante in Brasília mit.