Vor der Neuauflage des EM-Endspiels spricht viel für Spanien und wenig für Italien. Auch Löw wird beobachten, was Tüftler Prandelli einfällt. Das Halbfinale wird auf jeden Fall ein hitziges Duell.

Fortaleza. 0:4! Die finale Demontage gegen Spaniens Übermannschaft bei der EM 2012 lastet immer noch schwer auf der italienischen Fußball-Seele. Und vor der großen Revanche beim Confederations Cup macht sich die Squadra Azzurra bewusst klein, um den von Nationaltrainer Cesare Prandelli zum „klaren Favoriten“ erklärten Welt- und Europameister bei der erwarteten Hitzeschlacht im Estadio Castelão von Fortaleza dann taktisch zu überrumpeln. „Wir müssen etwas Anderes probieren“, erklärte Tüftler Prandelli, der einen Kraftakt erwartet: „Es wird ein Spiel der Leiden für uns.“

Ausgerechnet am Donnerstag soll es den heißesten Tag der Woche in Fortaleza mit bis 35 Grad geben. Am Nachmittag brasilianischer Zeit (21 Uhr/ARD) werden die Spieler an die körperliche Leistungsgrenze gehen müssen. Spaniens Coach Vicente del Bosque ermahnte sein seit 25 Länderspielen unbesiegtes Team, den 4:0-Triumph der EM aus den Köpfen zu verbannen. „Wir sollten alles vergessen, was vor einem Jahr in Kiew war. Hier ist es eine ganz andere Situation“, sagte er.

Italien sei im Finale vor einem Jahr „sehr müde“ gewesen nach dem 2:1-Sieg zuvor gegen Deutschland. „Sie hatten nach dem Halbfinale einen Tag weniger Zeit zur Erholung“, erinnerte Del Bosque. Dieses Mal ist es umgekehrt, Italien hatte 24 Stunden länger Pause.

Bei der Neuauflage im Halbfinale des Confed Cups fehlt Italien jedoch der verletzte Stürmerstar Mario Balotelli, was ein Wehklagen auslöste. „Balotelli ist natürlich ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, räumte Spaniens Innenverteidiger Sergio Ramos ein. Alberto Gilardino dürfte Balotelli ersetzen. „Trotzdem“, mahnte Ramos, „Italien ist eine Turniermannschaft. Und Italien hat ein Team mit Erfahrung. Sie werden es uns nicht wieder so leicht machen wie letztes Jahr.“

Spanien ist „kein perfektes Team“

Prandelli grübelt über einen Schlachtplan, der ähnlich aufgehen soll wie der gegen Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Elf bei der EM. „Spanien wird mehr Ballbesitz haben, aber auch sie sind kein perfektes Team. Wir müssen ruhigbleiben, kompakt stehen und auf unsere Chance lauern“, sagte Prandelli. Regisseur Andrea Pirlo wird seine Wadenblessur wohl bis zum Spiel auskuriert haben.

Eine Rückkehr zum destruktiven „Catenaccio“ schwebt dem Fußball-Liebhaber Prandelli nicht vor: „Das ist nicht mehr unsere Spielweise. Dafür haben wir auch nicht die Spieler.“ Trotzdem könnte er wieder ein Bollwerk aufbauen wie beim 1:1 im Gruppenspiel bei der EM 2012 gegen Spanien, das nach dem demütigenden 0:4 im Endspiel in Vergessenheit geriet. Mit einer Dreierkette in der Abwehr um den zurückgezogenen Daniele De Rossi und einer Fünferreihe im Mittelfeld konnte Italien das spanische Tiki-Taka damals erfolgreich bekämpfen.

„Wir wollen das Finale in Maracana spielen“

„Das Spiel wird eine sehr wichtige Erfahrung für unsere Zukunft“, verkündete Prandelli. Nicht nur für Italien! Auch Bundestrainer Löw wird am heimischen Fernseher genau hinsehen, ob und wie Spaniens Seriensieger aufzuhalten sind. Der Welt- und Europameister kennt nur ein Ziel. „Wir wollen das Finale in Maracana spielen“, sagte Del Bosque. Der Confed Cup fehlt noch in Spaniens Titelsammlung.

Die spannendste Frage lautet, mit welchem Stürmer Spanien beginnt. Bei der EM hatte Del Bosque gegen Italien in beiden Partien mit Mittelfeldspieler Cesc Fabrégas als verkappter Spitze agiert. In Brasilien hat sich Fernando Torres aufgedrängt. „Ich fühle mich gut, stark und selbstbewusst“, sagte der fünfmalige Turniertorschütze.