Die Hockeydamen des Uhlenhorster HC verlieren im letzten Spiel ihres Trainers Kais al Saaidi das Finale um die deutsche Feldmeisterschaft.

Hamburg. "O wie ist das schön", so hämmerte es aus den Lautsprecherboxen am Spielfeldrand, doch Kristina Hillmann hatte eine andere Meinung. Hemmungslos weinend lag die Hockey-Nationalspielerin des Uhlenhorster HC direkt neben der lärmenden Box und konnte nicht fassen, was da gerade über sie und ihre Teamkolleginnen hereingebrochen war. Durch ein sogenanntes Goldenes Tor 26 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung hatten die Hamburgerinnen im Sportpark Rothenbaum das Endspiel um die deutsche Feldmeisterschaft gegen Hauptrundenmeister Berliner HC 2:3 verloren.

Es war nach dem 0:1 gegen Köln im Endspiel der Vorsaison und der in letzter Sekunde kassierten 3:4-Schlappe im Europapokal-Halbfinale gegen Laren zu Ostern der dritte heftige Nackenschlag in einem Finalspiel in Serie, und als Hillmann ihre Fassung einigermaßen zurückgewonnen hatte, sagte sie Worte, die nicht gerade Mut machten. "Es wird mit jedem Mal schwieriger, wieder aufzustehen und neu anzugreifen. Ich möchte das Wort Fluch nicht in den Mund nehmen, aber woran es liegt, dass wir in Endspielen nicht unsere beste Leistung abrufen können, kann ich mir nicht erklären."

Dabei lag die Erklärung nah. Dem UHC, der dank des Finaleinzugs immerhin nächste Saison wieder international spielt, fehlten vor rund 2000 Zuschauern Kraft und Konzentration, um in der entscheidenden Phase des intensiven Finales zusetzen zu können. Und das hatte Gründe. Zum einen war schon der durch Marie Mävers und Julia Dudorov herausgeschossene 2:0-Sieg gegen den Lokalrivalen Club an der Alster im Halbfinale am Sonnabend extrem kräftezehrend gewesen, obgleich die Berlinerinnen in ihrem Halbfinale gegen den Münchner SC erst nach Siebenmeterschießen 6:5 triumphiert hatten.

Zum anderen, und das wog über die gesamte Saison schwer, hat das Team im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Tiefe im Kader eingebüßt. Im Vergleich zum Vorjahr musste Cheftrainer Kais al Saadi die Nationalspielerinnen Jennifer Plass (nach Spanien), Mia Sehlmann (nach München), Pia Oldhafer (nach Braunschweig) und Lisa Hahn (brachte am vergangenen Freitag Tochter Sophie zur Welt) ersetzen. Zudem fiel auch Nationaltorhüterin Yvonne Frank wegen einer schweren Hüftblessur über weite Teile der Saison aus. "Angesichts dieses Aderlasses ist es umso höher zu bewerten, dass wir überhaupt in die Endrunde gekommen sind", sagte der 36-Jährige.

Der Mann, der in der kommenden Saison die UHC-Herren übernimmt, versuchte die Emotionen rund um seinen Abschied professionell zu überspielen. Nach dem abrupten Spielende lief der Coach von einer Spielerin zur nächsten und nahm alle tröstend in den Arm. Anschließend gratulierte er den Berlinerinnen zu ihrem Triumph. "So ist der Sport, wir betreiben ihn, um solche Spiele zu erleben, dann muss man auch mit so einem Ende klarkommen", sagte er. "Bitterer wäre es gewesen, wenn wir 0:6 verloren und festgestellt hätten, dass wir der Aufgabe nicht gewachsen waren. Aber wir waren auf Augenhöhe, die Mannschaft hat alles gegeben und ihre Leistung vom Vorjahr trotz der vielen Ausfälle bestätigt. Deshalb gehe ich mit großem Stolz." Klar ist: Al Saadi übergibt an seinen Nachfolger Claas Henkel, 33, der vom Münchner SC kommt, eine athletisch, technisch und taktisch bestens aufgestellte Mannschaft, die mit neuen Impulsen vielleicht auch neuen Schwung für den Titelkampf bekommen kann.

Dass der zweite Titel in al Saadis Amtszeit - den ersten hatte der UHC 2011 in seiner ersten Saison gewonnen - möglich gewesen wäre, gehört ebenso zur Wahrheit wie der Fakt, dass am Ende die etwas bessere Mannschaft gewann. Nach einem schweren Patzer von Abwehrchefin Janne Müller-Wieland im Spielaufbau hatte die zur besten Turnierspielerin gewählte Lena Andersch (6.) Berlin früh in Führung gebracht. Mävers (17.) mit einem trockenen Flachschuss und Sophie Mayen (44.) mit einem Stecher aus dem Gewühl heraus drehten die Partie, doch ein Geniestreich von Rekordnationalspielerin Natascha Keller sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erzwang die Verlängerung, und in dieser drängte der BHC auf das Siegtor, das schließlich Jana Gonnermann gelang.

Als die Tränen getrocknet waren, richtete Nationalstürmerin Eileen Hoffmann, die trotz eines im Halbfinale erlittenen Bänderrisses im Knöchel das Finale spielte, den Blick wieder nach vorn. "Am Montag treffen wir uns in gemütlicher Runde, und dann wird es für Kais zum Abschied eine Überraschung geben", kündigte sie an. Diese Überraschung wird sicherlich netter werden als die, die der Berliner HC dem UHC-Coach und seinem Team bereitete.