Matthias Sammer fordert mehr Kompetenzen für Dutts Nachfolger. Der DFB will sich mit der Neubesetzung Zeit lassen und rüffelt Sammer.

Berlin. Mit deftigen Worten hat Matthias Sammer mehr Machtfülle für den künftigen DFB-Sportdirektor gefordert und seinen früheren Arbeitgeber unter Druck gesetzt und verärgert. „Wir reden den Bayern auch nicht in deren Organisation und Personal hinein“, konterte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock am Dienstag in Miami.

Er forderte mehr öffentliche Zurückhaltung, auch seitens der Fußball-Bundesliga: „Ich freue mich, dass so viele kompetente Stimmen sich äußern, was denn da das richtige Profil sei und auf was man denn achten soll. Aber da will ich ihnen schon zurufen, das werden wir schon kompetent und seriös im DFB lösen, da ist die Zuständigkeit.“

Der Nachfolger des als Trainer zum SV Werder Bremen gewechselten Robin Dutt müsse mehr Kompetenzen und Wertschätzung erhalten, hatte Bayern-Sportvorstand Sammer angemahnt. „Einen guten Idioten werden sie sonst nicht mehr finden“, fügte der 45-Jährige, der vor Dutt selbst Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) war, am Dienstag polemisch hinzu.

Sandrock rief den früheren DFB-Mitarbeiter Sammer umgehend aus den USA an: „Ich halte die Aussage nicht für gut und habe ihm das auch schon so gesagt.“ Er trage sie Sammer aber wegen ihres „super“ Verhältnisses nicht nach, betonte Sandrock: „Er ist gefragt worden, und aus der Emotion heraus schießt man auch schon mal über das Ziel hinaus.“

Sandrock versprach zugleich eine überzeugende Lösung. Es gebe schon etwa zehn Bewerbungen. Aber die Kandidatenfrage stehe nicht am Anfang: „Erst einmal Inhalt, Struktur und dann am Ende kommt man zum Personal, also in der Reihenfolge.“ Der neue Dutt müsse einer sein, der sportfachliche Kompetenz und Teamfähigkeit habe und – ganz wichtig – „die Loyalität hat, mit uns ein ganzes Stück Strecke zu gehen“. Trainererfahrung steht nicht mehr an vorderer Stelle.

Unter Zeitdruck werde sich der Verband nicht setzen lassen, erklärte Sandrock. Das hatte auch die Ligaspitze um Reinhard Rauball und Christian Seifert angemahnt. „Ich plädiere dafür, jetzt keine hektische Entscheidung zu treffen und sich sehr viele Gedanken zu machen, wie das Profil des Sportdirektors künftig aussehen soll. Was genau seine Arbeitsinhalte sind, welche Kompetenzen er tatsächlich hat – auch im Verhältnis zur A-Nationalmannschaft“, erklärte Seifert.

Darin ist er sich mit Oliver Bierhoff einig. „Jetzt muss noch genauer beschrieben werden, was diese Stelle beinhaltet“, forderte der Nationalmannschaftsmanager. Die Schnittstelle zum Team von Bundestrainer Joachim Löw hob auch Sandrock hervor. So wird dessen Assistent Hansi Flick jetzt die U 21-Auswahl im Juni zur EM nach Israel begleiten.

Öffentlich wird sogar infrage gestellt, ob der DFB überhaupt noch einen Sportdirektor benötigt. Sammer hält diese Diskussion für „Schwachsinn“. Im Gegenteil: „Ich glaube, das ist eine der wichtigsten Positionen im deutschen Fußball“, urteilte er. Von April 2006 bis zum Ende der Vorsaison hatte der frühere Nationalspieler das Amt inne, war dabei ein bisweilen unbequemer Widerpart für die Nationalmannschaftsführung um Bundestrainer Joachim Löw.

Sammers Nachfolger Dutt fasste hingegen wohl nie so richtig beim DFB Fuß und haderte damit, seine Ideen nicht umsetzen zu können. Nach nicht einmal einem Jahr bat er um die Freigabe und wurde am Dienstag als Erbe von Thomas Schaaf in Bremen vorgestellt. „Ich weiß auch, dass es sich eigentlich nicht schickt, schon nach neun Monaten wieder zu gehen. Aber das Herz von mir gehört auf den Trainingsplatz“, rechtfertigte sich Dutt.