DFB-Manager Oliver Bierhoff bezeichnet die Zusammenarbeit mit Robin als einziges Missverständnis. Präsident Wolfgang Niersbach ist über den plötzlichen Abgang verärgert.

London/Miami. Für Oliver Bierhoff ist die Personalie Robin Dutt offenbar ein einziges Missverständnis, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ärgert sich derweil über die Umstände des schnellen Abschieds: Der Wechselwunsch von Sportdirektor Dutt nach nur zehn Monaten hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für große Irritation gesorgt. Nachweinen wird dem 48-Jährigen, der am Montag die Freigabe erhalten und beim Bundesligisten Werder Bremen anheuern wird, aber kaum jemand.

Denn Dutt und der DFB, das hat von Anfang an nicht gepasst. Entsprechend wenig hat der frühere Bundesliga-Coach des SC Freiburg und von Bayer Leverkusen im weltgrößten Sportverband hinterlassen. Dass er nur auf ein Angebot aus der Bundesliga wartete, war ein offenes Geheimnis im DFB.

Man habe „seit Tagen und Wochen gemerkt“, sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff am Freitag in Miami, „dass er unabhängig von einem Angebot den Wunsch verspürte, wieder regelmäßig auf dem Platz zu stehen und mit einer Mannschaft zu arbeiten.“ Alles in allem habe Dutt „erkannt, dass der Posten des Sportdirektors ihn nicht ausfüllen kann. Und dann ist es besser, man zieht gleich die Handbremse, als wenn man unmotiviert weiterarbeitet.“

Obwohl die Zusammenarbeit wenig Früchte trug, ist Niersbach über die Umstände von Dutts Flucht alles andere als erfreut. „Das ist sicher kein schöner Vorgang, der uns relativ überraschend getroffen hat“, sagte der 62-Jährige in London: „Unser Ziel ist es natürlich, Kontinuität im personellen Bereich zu haben. Aber man sieht einmal mehr, dass wir keine Insel sind.“

Nach Angaben von Niersbach ist es noch offen, ob der DFB Dutt ziehen lassen wird. „Das ist eine wichtige Personalentscheidung, da muss man abwarten und sehen“, sagte der ehemalige DFB-Generalsekretär. Für Bierhoff ist zumindest die Frage nach der Freigabe derweil schon beantwortet. „Natürlich bin ich enttäuscht, dass er nicht mehr da ist“, sagte er. Einig ist er mit Niersbach darüber, dass in der Suche nach einem Nachfolger „keine übermäßige Eile besteht. Es ist nicht sinnvoll, sich ein Zeitfenster zu setzen.“

Nach dem Missverständnis mit Dutt müsse man nur „erst einmal genau eruieren, was der Posten beinhaltet und die Stelle nochmal detaillierter beschreiben“, sagte der Nationalmannschaftsmanager: „Bevor man in Personaldiskussionen geht, muss man das intern mal genauer beleuchten.“

Dass der Verband Dutt falsche Versprechungen gemacht hat, bestreitet Bierhoff. Vielmehr sieht er die Fehlauffassung im Vorfeld offenbar beim Sportdirektor. „Ich glaube, der DFB hat ihm offen und klar gesagt, was der Posten beinhaltet“, sagte der Europameister von 1996: „Und ich habe in den Gesprächen damals gespürt, dass Robin das als langjähriges Projekt ansieht. Aber das eine ist das gesprochene Wort. Das andere ist das gelebte.“

Der nächste Schuss in Sachen Sportdirektor muss nun sitzen, nachdem schon Dutts Vorgänger Matthias Sammer im vergangenen Sommer zu Bayern München in die Bundesliga abgewandert war. „Wir müssen sehen, dass wir Stabilität reinbekommen“, sagte Bierhoff: „Es ist schwer, wenn das Konzept jedes Jahr geändert wird.“

Logisch wäre nach den Erfahrungen mit Dutt ein Sportdirektor mit Stallgeruch, sprich Verbandserfahrung. „Die erste Stellenbeschreibung habe ich 2005 geschrieben. Damals war Bernhard Peters vorgeschlagen, der schonmal bei einem Verband gearbeitet hat“, erklärte Bierhoff. Dass der frühere Hockey-Bundestrainer wieder ein Thema wird, „glaube ich nicht“, so der frühere Nationalspieler: „Er steht ja bei Hoffenheim unter Vertrag.“ Dass Bierhoff dennoch Peters als geeigneten Kandidaten sieht, ist anzunehmen...