Wenige Tage vor dem deutsch-deutschen Champions-League-Finale in Wembley kochen die Emotionen hoch. Matthias Sammer kontert die verbalen Angriffe von Jürgen Klopp.

München. Das Final-Fieber steigt, der Adrenalin-Pegel strebt Spiel-Niveau entgegen – und so langsam gibt Fußball-Rekordmeister Bayern München seine selbstverordnete Zurückhaltung auf. Vier Tage vor dem „German Endspiel“ gegen Borussia Dortmund am Samstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) hat Matthias Sammer die „Bösewicht-Vorwürfe“ von Jürgen Klopp mit süffisanten Gegenangriffen gekontert. „Die ganze Welt hinter sich zu wähnen, ist auch eine Form der Bescheidenheit“, sagte der Sportvorstand am späten Dienstagabend über Klopp.

Der Trainer des BVB hatte den verbalen Schlagabtausch eingeleitet, als er den FC Bayern in englischen Medien mit einem James-Bond-Schurken verglich und die Fans in aller Welt dazu aufforderte, seiner Mannschaft am Samstag die Daumen zu drücken: „Ich denke, in diesem Moment muss die Welt des Fußballs auf unserer Seite sein.“

„Hat er das (Interview, d.Red.) in Deutsch oder in Englisch geführt?“, fragte Sammer im Audi Star Talk von Sport1 spöttisch, und ergänzte: „Wir haben Meinungsfreiheit in Deutschland. Er äußert sich zu gewissen Themen – und wir nicht.“ Denn Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Respekt und gegenseitige Achtung von den Beteiligten gefordert.

Ganz lassen konnte es zumindest Sammer aber nicht. Er stichelte augenzwinkernd, Klopp habe seine Wettschulden bei den Bayern bisher nicht eingelöst. Im Vorfeld des Halbfinal-Duells der Münchner in der Königsklasse mit dem FC Barcelona hatte der BVB-Coach gesagt, er würde seinen „Arsch darauf verwetten“, dass Sammer mit dem früheren Barça- und künftigen Bayern-Coach Pep Guardiola „sehr wohl sprechen“ werde. Sammer: „Ich kann hier sagen, wir haben nicht telefoniert. Also auch nicht indirekt. Da hat einer sein Hinterteil darauf verwettet – aber wo ist es denn? Es gab keinen Anruf!“

Unterdessen laufen auch die Spieler langsam heiß. „Das sind die Spiele, auf die wir das ganze Jahr hinarbeiten, darauf fiebern wir hin“, sagte Torwart Manuel Neuer am Mittwoch. Kollege Franck Ribéry ergänzte: „Jetzt kommt schon ein bisschen das Adrenalin.“ Doch dann bremste sich der Franzose selbst ein: „Das ist nicht gut, wir müssen locker bleiben, spielen wie in jedem Spiel.“

Nur dann sei Dortmund zu bezwingen – und nicht mit irgendeiner verrückten Idee. „Es ist das Champions-League-Finale, aber du musst nicht dein Leben verändern, sondern es machen wie immer, mit der Familie, mit den Kindern ...“, sagte Ribéry. Klar, der FC Bayern sei Favorit und spüre deshalb den Druck. Nach den verlorenen Finals 2010 und 2012 hätten sie aber auch „mehr Erfahrung. Wir alle wissen, wie es ist, ein Finale zu spielen, das ist nichts Neues für uns, wir wissen, was zu tun ist, wie wir gegen Dortmund spielen müssen.“

Läuft alles normal, können nur die Rekord-Bayern den Henkelpott gewinnen, meinte Sammer. „Wenn wir unser Top-Niveau an diesem Tag erreichen, kann es keinen anderen Sieger geben!“

Motivieren Klopps Worte die Bayern zusätzlich? Nein, sagte Neuer, die Frage nervte ihn sichtlich. „Was aus Dortmund kommt, oder wer etwas gesagt hat, dazu möchte ich überhaupt keine Stellung nehmen.“ So richtig aus der Deckung wagten sie sich doch noch nicht, die großen Bayern. Denn, so betonte Ribéry: „Bitte nicht so viel Blabla – wir müssen Fußballspielen!“