Wenn die DFB-Elf nach Amerika aufbricht, dürfen Philipp Wollscheid und Sidney Sam auf ihr Debüt hoffen. Der HSV wird stark vertreten sein.

München/Hamburg. Ohne 17, dafür mit einigen Rückkehrern und Debütanten: Bundestrainer Joachim Löw muss bei der USA-Reise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft angesichts der erheblichen Personalprobleme auf einige Spieler zurückgreifen, deren letzte Länderspiele schon einige Zeit zurückliegen oder die überhaupt noch nicht für das A-Team im Einsatz waren.

So zählen laut „Kicker“ etwa die Leverkusener Neulinge Philipp Wollscheid und Sidney Sam zu den Kandidaten, die Löw am Donnerstag für den Trip vom 22. Mai bis 3. Juni mit den Länderspielen gegen Ecuador (29. Mai) und die USA (2. Juni) berufen will. Zudem sollen die eigentlich schon aussortierten Andreas Beck, sollte Hoffenheim nicht doch noch die Relegation erreichen, der Bremer Aaron Hunt sowie der Hamburger Dennis Aogo vor einem Comeback stehen.

Auch die HSV-Profis Heiko Westermann und Marcell Jansen, der zuletzt schon gegen Kasachstan nachnomminiert worden und zu einem Kurz-Einsatz gekommen war, gehören zu den Akteuren, die von Löw bei ihren Clubs angefragt wurden. Da die beiden Spiele außerhalb der offiziellen Fifa-Termine liegen, müssen die Vereine der Freistellung zustimmen.

Dagegen hat der Bundestrainer bei Leverkusen nach „Kicker“-Informationen nicht um die Freigabe von Simon Rolfes, Gonzalo Castro, Stefan Reinartz und Stefan Kießling gebeten. Auf den 29 Jahre alten Angreifer, derzeit treffsicherster Schütze der Liga, verzichtet Löw schon seit 2010. Kießling hatte darüber mehrmals sein Unverständnis geäußert und zuletzt indirekt seinen Rücktritt aus der Nationalelf verkündet. Er fährt nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am Sonnabend lieber in den Urlaub statt in die USA.

Für Löw wird die Zusammensetzung seines Aufgebots ein schwieriges Puzzle-Spiel. Das Champions-League-Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund, das Pokalfinale Bayern gegen Stuttgart, die U21-EM in Israel, die Bundesliga-Relegation und die spanische Liga reißen dem 53-Jährigen Riesenlücken in den Kader.

Es fehlen zumindest zu Beginn der DFB-Reise allein sechs Spieler von Borussia Dortmund. Zuletzt war spekuliert worden, dass Löw die BVB-Stars möglicherweise nachkommen lässt. Sechs Profis des Finalgegners Bayern stehen definitiv nicht zur Verfügung, zwei weitere (Toni Kroos, Holger Badstuber) sind ohnehin dauerverletzt.

Sami Khedira und Mesut Özil beenden mit Real Madrid die Saison der Primera Division ebenfalls erst am 1. Juni, Miroslav Klose spielt mit Lazio Rom das italienische Pokalfinale (26. Mai). Auf U21-Spieler wie Patrick Herrmann (Gladbach), Sebastian Rode, Sebastian Jung (beide Frankfurt), Kevin Volland (Hoffenheim) oder Lewis Holtby (Tottenham) will Löw wegen deren Vorbereitung auf die EM nicht zurückgreifen – hatte er zumindest vor einigen Wochen erklärt.

Kandidaten vom VfB Stuttgart wie Serdar Tasci, Georg Niedermeier oder Christian Gentner kommen wegen des Pokal-Endspiels am 1. Juni ebenfalls nicht infrage. Ein Fragezeichen steht nach wie vor hinter dem angeschlagenen Lukas Podolski vom FC Arsenal.

Bleiben Löw nicht allzu viele Alternativen. Im Tor stellen sich HSV-Profi René Adler und Ron-Robert Zieler (Hannover) in Abwesenheit von Manuel Neuer von selbst auf. Von Schalke dürften Roman Neustädter, Benedikt Höwedes und Julian Draxler nominiert werden. Per Mertesacker (FC Arsenal) sowie André Schürrle und Lars Bender (beide Leverkusen) sind gesetzt.

Mögliche Kandidaten wären auch die Freiburger Max Kruse (ehemals FC St. Pauli), Matthias Ginter oder Oliver Sorg, wobei Ginter und Sorg wiederum auch in der U21 spielen könnten. Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen hat zudem Mittelfeldspieler Alexander Meier (15 Bundesliga-Saisontore) ins Gespräch gebracht – der ist aber schon 30 und hat somit wenig Perspektiven.