Armin Veh hat mit Aufsteiger Frankfurt eine glänzende Saison hingelegt. Der Erfolgstrainer will nicht jammern, wenn der Verein nächste Saison zusätzlich belastet ist – verlangt aber Verstärkungen.

Frankfurt/Main. Armin Veh ist kein Freund von Plattitüden und Phrasen. Dass Spieler Gras fressen sollen – das ist für den Trainer von Eintracht Frankfurt „populistischer Krampf“. Mit sarkastischen Kommentaren distanziert sich der 52-Jährige schon mal vom Hype um den Fußball. Veh scheut keine klaren Worte – und lässt Taten sprechen: Mit dem Aufsteiger ist er auf dem Sprung ins internationale Geschäft. Die Europa-League-Teilnahme wäre für ihn „so ähnlich wie die Meisterschaft 2007 mit dem VfB Stuttgart“, sagt er. Damit habe keiner auch nur ansatzweise gerechnet.

Für die neue Saison fordert Veh unmissverständlich Verstärkungen für den derzeitigen Tabellenfünften, der theoretisch sogar noch die Champions-League-Qualifikation schaffen kann. Die jetzige Mannschaft könne eine Doppelbelastung nicht verkraften, so der 52-Jährige. „Dafür fehlt uns im Kader die Breite. Da würden wir in der Bundesliga riesige Probleme bekommen.“ Er verlange keine Dinge, die nicht gehen. „Und wenn ich sage, statt drei Millionen benötige ich sechs, sieben Millionen Euro zum Einkaufen, ist das notwendig, um sich in der Bundesliga zu etablieren. Sonst laufen wir Gefahr, wieder an einen Punkt zu kommen, wo man um den Klassenverbleib spielt und vielleicht sogar absteigt.“

Für die Mannschaft und die Anhänger wäre die erste Europacup-Teilnahme seit der Saison 2006/07 etwas ganz Besonderes, erklärt Veh und verspricht: „Dann braucht man auch nicht zu jammern, dass man dann zu viele Spiele hat. Das werde ich auch nicht tun.“ Mit Argusaugen beobachtet der gebürtige Augsburger auch das Umfeld der Eintracht mit seinem enormen Fan-Potenzial und der Finanzkraft einer Bankenstadt. Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, dass noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind in Frankfurt, sagt Veh: „Ja, dieses Gefühl habe ich schon, dass noch mehr gehen könnte oder sogar müsste. Mit der Wirtschaftskraft, die hier ist.“

Fest rechnet er damit, dass Toptalent Sebastian Rode auch in der nächsten Saison bei der Eintracht spielt. „Er ist doch keine Ware. Rode hat gesagt, dass er bleibt. Und Heribert Bruchhagen hat erklärt, er verkauft ihn nicht. Fertig.“ Der Mittelfeldakteur, dessen Vertrag 2014 ausläuft, ist beim FC Bayern München im Gespräch. Veh sieht ihn als kommenden Nationalspieler – trotz der starken Konkurrenz im defensiven Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Toni Kroos und Ilkay Gündogan: „Was Khedira spielt, kann er auch.“ Er habe schon Chancen, müsse dafür aber bei seinem Verein spielen.

„Früher war der Egoismus viel größer als heute“

Veh selbst war nie Nationalspieler, galt aber einst als Riesentalent und gehörte 1980 zum Kader von Borussia Mönchengladbach, der das Uefa-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt verlor. In der Bundesliga trainierte er Hansa Rostock, den VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg und den HSV. Veh hat die Entwicklung im Profifußball über Jahrzehnte miterlebt wie nur wenige andere Bundesliga-Trainer. „Als ich 1990 in Augsburg anfing, habe ich praktisch alles alleine gemacht. Da war ich auch Konditionstrainer und Taktiktrainer. Jetzt hast du für jeden Bereich einen Spezialisten.“

Fußball sei ein Event geworden. Trotz des medialen Getöses wie zuletzt bei den offen ausgetragenen Differenzen zwischen Bayern München und Borussia Dortmund empfindet Veh das Verhältnis unter den Trainerkollegen als „viel entspannter als früher: Da war der Egoismus viel größer als heute.“

Ein Fußball-Romantiker ist der Mann, dem der Schalk im Nacken sitzt, dennoch nicht. Die Aufregung um den Wechsel von Dortmunds Superstar Mario Götze zu Bayern München und die viel diskutierte Stilfrage sieht Veh ganz nüchtern: „Da prallen so viele Interessen aufeinander. Ich erwarte nicht, dass es in diesem Geschäft anders läuft. Wenn du etwas öffentlich machst, und der Transfer kommt dann nicht zustande, beißt du dich doch in den eigenen Schwanz.“