Der BVB hält sich bedeckt, der Angreifer selbst spricht nicht über die Zeit nach dem Saisonende. Doch gerade sein Schweigen bietet nun Raum für Spekulationen.

Der Blick ging in den Himmel. Als Robert Lewandowski das erste seiner insgesamt vier Tore gegen Real Madrid geschossen hatte, bekam die Gala der Borussia aus Dortmund etwas Spirituelles. Der BVB-Stürmer gedachte seines Vaters Krzysztof, der starb, als Lewandowski 15 Jahre alt war.

„Mache ich immer. Schieße ich ein Tor, dann ist das für ihn“, sagte er nach dem Spiel gegen Real Madrid (4:1). Lewandowski ließ den Traum von einem deutsch-deutschen Finale im 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion ein großes Stück realistischer werden. Ob dagegen der Traum der Dortmunder wahr wird, den polnischen Torjäger auch nach der Saison in ihren Reihen zu haben, kann immer noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Kurz vor dem Halbfinale der Champions League gegen die Madrilenen war eine Meldung publik geworden, wonach Lewandowski bereits beim FC Bayern unterschrieben habe.

Ein angeblicher Repräsentant von Bayern-Trainer Jupp Heynckes in Spanien, Enrique Reyes, plauderte beim Radiosender Cadena Cope aus: „Die Bayern haben Lewandowskis Unterschrift. Sie haben Götze und Lewandowski.“ Und dann sagte am Mittwoch auch noch Lewandowski-Berater Maik Barthel „Sport Bild online“: „Wir sind uns mit einem Verein einig und haben vor, diesen Sommer zu wechseln. Alle Forderungen des BVB werden erfüllt.“

Natürlich sorgte das wieder für Aufsehen. Mario Götzes Wechsel zu den Bayern im kommenden Sommer hat die Gemengelage in Dortmund schon gehörig durcheinandergebracht. Ihn habe das „genauso weggedonnert wie die Fans“, gestand Trainer Jürgen Klopp nach der Partie. Ginge nun auch noch der 24 Jahre alte Lewandowski, wird aus dem Donnern wohl ein Gewitter.

Deswegen waren sie bei der Borussia um Einhalt bemüht. „Ich wundere mich nur“, sagte etwa Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Ich weiß nicht, was Jupp Heynckes für einen Agenten in Spanien hat. Die Störfeuer interessieren mich nicht. Es ist mein expliziter Wunsch, dass Robert auch in der kommenden Saison bei uns spielt. Bis jetzt sind eine ganze Menge Wünsche in meinem Leben wahr geworden.“

Theoretisch ist die Lage auch klar. Lewandowskis Vertrag läuft noch bis Sommer 2014, und Dortmund ist durch die Millionen aus der Champions League und die 37 Millionen Euro aus dem Transfer von Götze nicht auf zusätzliche Einnahmen angewiesen. Rund 100 Millionen Euro machen allein diese beiden Posten aus. „Wir haben schon Geld durch Götze, das wir nicht wollten“, sagte Trainer Klopp. Und im Gegensatz zu Götzes Vertrag ist in dem Kontrakt von Lewandowski offenbar keine Ausstiegsklausel verankert.

Andererseits weigert sich Lewandowski auch beharrlich, über die Zeit nach dem Saisonende zu sprechen. „Ich sage gar nichts. Ich bin konzentriert darauf, was ich in ein paar Bundesligaspielen und hoffentlich zwei Champions-League-Spielen mit Borussia Dortmund mache. Da müssen wir noch ein bisschen warten, was nach der Saison passiert“, sagte der Pole.

Das bietet Raum für Spekulationen. Auch darüber, wie es um Lewandowskis Vertragstreue bestellt ist, die sich im Zweifel gegen den Dortmunder Willen richten könnte. Vom BVB geht lediglich die klare Botschaft aus: So mir nichts dir nichts, wie wir Götze verloren haben, geben wir dich ganz bestimmt nicht her. Die Frage ist nur, ob die Botschaft ankommt. Der Fall Götze hat schon gezeigt, wie verlogen die Branche ist.

Der „Spiegel“ will nun erfahren haben, dass der FC Bayern am vergangenen Samstag eine erste Offerte abgegeben habe. Über einen Mittelsmann wurden demnach Watzke 25 Millionen Euro für einen Wechsel zur kommenden Saison angeboten. Die Summe sowie die Frist für den Transfer, es soll der 15. Mai sein, wurde angeblich schon vor Wochen zwischen beiden Parteien festgelegt. Die Münchner sollen deswegen überrascht gewesen sein, als die Dortmunder Seite die Offerte zurückwies.

Bei all dem Wechselwirbel ging ein wenig unter, welche historische Tat der Stürmer fertiggebracht hatte. In der über 20-jährigen Geschichte der Champions League hatte noch kein Spieler in einem Halbfinale vier Tore erzielen können. Es war zum Schwelgen. Steigerte aber auch die Begehrlichkeiten, die Lewandowski seit Monaten geweckt hat.