Radprofi Peter Sagan sorgte mit seinem Po-Grapscher für viel Aufregung. Inzwischen entschuldigte er sich via Twitter. Fabian Cancellaras Sieg bei der Flandern-Rundfahrt wurde dadurch zur Randnotiz.

Oudenaarde/Köln. In seiner Freude über den zweiten Platz bei der 97. Flandern-Rundfahrt war Peter Sagan im wahrsten Sinne des Wortes hemmungslos. Bereits mit einem bunten Blumenstrauß belohnt, begab sich der slowakische Radprofi auf dem Siegerpodest mit der noch freien linken Hand auf die Suche nach einer weiteren Trophäe – und fand sie diebisch grinsend am Po einer blonden Hostess. Während der Schweizer Fabian Cancellara sich am Ostersonntag mit dem obligatorischen Wangenkuss für seinen Sieg begnügte, leistete sich der extrovertierte Sagan buchstäblich einen Fehlgriff unter der Gürtellinie und polarisierte damit nicht zum ersten Mal.

Stolz präsentierte der 23-Jährige seine „Beute“ vor den Kameras und zog dafür den Zorn der Netzgemeinde auf sich. Ein Foto der Szene verbreitete sich im Internet wie ein Lauffeuer, der Sprinter vom Team Cannondale sah sich schon bald Sexismus-Vorwürfen ausgesetzt.

Via Twitter versuchte Sagan die Wogen zu glätten. „Es war nicht meine Absicht, mich respektlos gegenüber Frauen zu verhalten. Es war bloß ein Scherz. Es tut mir leid, wenn ich jemanden damit vor den Kopf gestoßen habe“, schrieb Mitfavorit Sagan, der für seine lockere Art berühmt wie berüchtigt ist.

Gern zelebriert sich der „Terminator“ auch schon mal, wenn er etwa nur auf dem Hinterrad fahrend als Sieger die Ziellinie überquert. Bei der Tour de France 2012, bei der er als Debütant das Grüne Trikot des besten Sprinters gewann, begeisterte Sagan die Fans mit seinen Jubelposen in Balotelli-Manier oder als joggender Forrest Gump. Seine Unterstützer loben die Lockerheit des Spaßvogels Sagan, Kritiker werfen ihm mangelnde Reife und Respektlosigkeit vor.

Im Duell mit Cancellara hatte Sagan in Flandern am Ende wenig zu lachen. An der letzten Auffahrt zum Paterberg hängte Cancellara (Radio Shack) seinen großen Widersacher mit kraftvollen Tritten über das rüttelnde Pflaster ab. Auf den letzten Kilometern spielte der Zeitfahr-Olympiasieger von 2008 seine Qualitäten im Kampf gegen die Uhr aus und hielt die Verfolger auf Distanz. Cancellara geht nun als Favorit am kommenden Sonntag in die Königin der Klassiker von Paris nach Roubaix in Nordfrankreich.

Auf den holprigen Straßen der belgischen Provinz besiegte Cancellara zudem die Geister der Vergangenheit. „Vor einem Jahr“, sagte er, „lag ich hier auf dem Asphalt, und es begann eine schwierige Phase meines Lebens.“ Im Vorjahr war der 32-Jährige nach einem Sturz mit einem vierfachen Schlüsselbeinbruch ausgeschieden. Beim olympischen Straßenrennen in London minderte ein weiterer Sturz auf dieselbe Stelle seine Chancen im Zeitfahren, später folgte das WM-Aus.

Nun beglich Cancellara seine Rechnung und widmete den Erfolg seiner Familie. „Ich kann an einer Hand abzählen, wie viele Tage ich seit Januar zu Hause verbracht habe. Ich danke meiner Familie für die Unterstützung“, sagte der Schweizer.

Auch ein deutscher Radprofi weckte Hoffnungen auf einen Erfolg bei den kommenden Klassikern. Nach einer außergewöhnlich starken Leistung beendete John Degenkolb die „Ronde“ auf einem ausgezeichneten neunten Platz. Steffen Wesemann (2004) und Rudi Altig (1964) bleiben aber die einzigen deutschen Gewinner des Eintagesklassikers. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Das zeigt meinen Aufschwung, jetzt kann ich mit Selbstvertrauen zu Paris-Roubaix gehen“, sagte Degenkolb kurz nach dem Rennen dem Sport-Informations-Dienst.