Khedira, Schweinsteiger und Podolski meldeten sich fit für die Partie gegen Kasachstan. Unklar bleibt, ob Bundestrainer Löw dem klassischen Stürmer Gomez oder der „falschen Neun“ Götze beginnt.

Frankfurt/Main. Die rasche Genesung von Sami Khediras Knöchel und das Grüne Licht für Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski ließen Joachim Löw erleichtert aufatmen. Vor dem bizarren Mitternachts-Duell in Kasachstan muss der Bundestrainer schon genügend potenzielle Störfaktoren bedenken. Ein drohender Ausfall des erfahrenen Mittelfeldtrios hätte da gerade noch gefehlt. Ein 5000-Kilometer-Flug hinter den Ural, eine Zeitverschiebung von gleich fünf Stunden und dann auch noch ein ungewohnter Kunstrasen in der Astana Arena machen den Jahresstart der Fußball-Nationalmannschaft in die WM-Qualifikation am Freitag (19 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) kompliziert genug.

„Wir bestimmen das Ergebnis mit unserer Einstellung und unserer Spielweise. Wenn wir unsere Möglichkeiten abrufen, werden wir gewinnen“, diktierte Löw seiner Reisegruppe vor dem Abflug am Donnerstag mit der Sondermaschine aus Frankfurt seine Forderungen. Beim Fußball-Abenteuer weit im Osten soll Teil 1 des ausgerufenen Sechs-Punkte-Plans gegen den Außenseiter Kasachstan souverän erledigt und Platz 1 in der WM-Qualifikationsgruppe C behauptet werden – ungeachtet von Zeitzonen- und Kunstrasendebatten. „Wir haben die gute Qualität, solche Spiele zu gewinnen“, sagte Löw vor der weitesten aller möglichen Qualifikationsreisen.

Die Schrecksekunde des kleinen Trainingsunfalls von Khedira am Dienstagabend war schnell verdaut. Zwar mit bandagiertem linken Knöchel, aber ohne erkennbare Probleme war der Mittelfeldmann von Real Madrid beim Teamtraining am Mittwoch in Frankfurt dabei. DFB-Arzt Tim Meyer konnte dann die Entwarnung verkünden. „Alle haben ganz normal trainiert“, berichtete der Internist – auch Khedira. „Er ist leicht umgeknickt, wir wussten im ersten Moment nicht, was ist“, berichtete Meyer. „Das Zusammenspiel von Bändern und Knochen war leicht gestört, aber das ließ sich beheben“, berichtete Meyer von erfolgreichen Sonderschichten der Physio-Abteilung.

Auch Schweinsteiger (muskuläre Probleme) und Podolski (Knöchel) konnten im Frankfurter Regen nach ihrer Auszeit am Vortag trainieren. „Alle okay“, sagte Schweinsteiger anschließend kurz und knapp. Einem Einsatz in Astana steht anscheinend nichts im Wege. Beide können am Freitag wichtige Schritte in ihrer DFB-Bilanz machen. Schweinsteiger holt mit seinem 98. Länderspiel Michael Ballack ein, Podolski steht vor seinem 108. Einsatz und würde mit Jürgen Klinsmann auf Platz drei des DFB-Rankings gleichziehen. „Natürlich nimmt man so etwas wahr. Es ist etwas ganz besonderes, für die Nationalmannschaft zu spielen“, sagte Schweinsteiger.

Für Löw sind diese Zahlenspiele sekundär. Der Bundestrainer muss überlegen, wie der erwartete Kasachen-Riegel zu knacken ist. Wer soll neben Per Mertesacker zentral verteidigen: Jerome Boateng oder Benedikt Höwedes? Wer ersetzt den Gelb-gesperrten Marco Reus: Podolski oder vielleicht Schalkes Jungsstar Julian Draxler? Und noch wichtiger: Bringt die Variante mit Wusel-Stürmer Mario Götze statt Stoßstürmer Mario Gomez den gewünschten Erfolg? „Ich gehe davon aus, dass wir beide brauchen in diesem Spiel. Wir werden beide einsetzen, wen von Beginn an, müssen wir sehen. Beide sind in guter Form“, sagte Löw dem ARD-Hörfunk.

Mit Mesut Özil und Co. übte Löw erst einmal Handball. „Man hat in anderen Spielen gesehen, dass Kasachstan extrem tief steht, wie im Handball, deswegen haben wir Handballübungen gemacht“, erzählte Schweinsteiger von der Einheit, die nicht wieder auf dem Kunstrasen am Frankfurter Riederwald, sondern auf Naturrasen stattfand.

Die Kunsthalme in Astana werden von der DFB-Elf offenbar nicht mehr als Hauptproblem angesehen. „Mit unser technisch beschlagenen Mannschaft ist das besser, als wenn wir auf einem schlechten Rasenplatz spielen würde“, sagte Löw. Komplizierter ist der Kampf gegen die Zeit. Mit aller Macht sollen Schweinsteiger und Kollegen ihre innere Uhr im deutschen Rhythmus lassen und so der Müdigkeit durch den gefürchteten Jetlag entgehen. „Ein Tag ist das machbar, von daher werden wir uns darauf einstellen“, sagte Löw. Die Konsequenz: Nach der Landung um 20.30 Uhr Ortszeit folgen ein spätes Training, ein Abendessen nach Mitternacht und ein Zapfenstreich gegen 4.00 Uhr morgens. Dafür darf dann bis in die kasachische Mittagszeit geschlafen werden – Anstoß ist erst um Mitternacht.

„Wir sollten uns nicht zu sehr mit anderen Dingen beschäftigen. Wir sind eine gute Mannschaft, haben tolle Fußballer. Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen – und dann sind andere Sachen drumherum gar nicht so wichtig“, sagte Khedira zu den Bedingungen.

Ein Ausrutscher in Kasachstan oder beim Rückspiel am kommenden Dienstag in Nürnberg hätte für die Löw-Elf (10 Punkte) unangenehme Konsequenzen. Schweden (7) und Irland (6) liegen nicht so weit zurück und haben jeweils ein Spiel weniger bestritten. Einen heißen Qualifikationsherbst im Oktober mit den direkten Duellen gegen die ernsthaften Konkurrenten will Löw unbedingt vermeiden.

Die voraussichtliche Aufstellung:

Neuer – Lahm, Mertesacker, Boateng, Schmelzer – Khedira, Schweinsteiger – Müller, Özil, Podolski – Götze