Im Achtelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal mit Podolski und Mertesacker will sich der Rekordmeister eine gute Ausgangsposition verschaffen.

London. Seit knapp zwei Monaten blüht der Flachs, werden launige Nachrichten von München nach London und zurück geschickt. Doch spätestens am Dienstagabend (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) ruht für 90 Minuten die Freundschaft von Franck Ribery und Bastian Schweinsteiger zu ihrem Kumpel Lukas Podolski. Nach dem Spaziergang durch die Liga wird es für Bayern München im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Arsenal erstmals in diesem Jahr so richtig ernst.

„Jetzt geht die Champions League erst richtig los, wir dürfen uns keine Schwäche erlauben“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug mit dem Lufthansa-Sonderflug 2570. Das Duell gegen Podolski, Per Mertesacker und Co. läutet für den Rekordmeister, der wieder auf Javi Martinez zurückgreifen kann, die Wochen der Wahrheit ein, an deren Ende drei Titel stehen sollen. Über London nach London lautet dabei das Motto. „Ich will einfach mal dieses Ding gewinnen, so schnell wie möglich. Deshalb ist unser Ziel, in diesem Jahr noch mal nach London zu fliegen“, sagte Thomas Müller mit Blick auf das Endspiel im Wembley-Stadion am 25. Mai dem „kicker“.

„Das ist noch ein langer und beschwerlicher Weg auf dem man auch sehr viel Glück braucht. Überhaupt tun wir gut daran, step-by-step zu denken“, betonte dagegen Rummenigge. Er warnte davor, den Fünften der Premier League zu unterschätzen, auch wenn der sich am Sonnabend im Pokal gegen Zweitligist Blackburn Rovers blamierte. „Das hat mir nicht gefallen, das macht eine Mannschaft wütend. Wir sind sehr gut beraten, Arsenal mit Respekt zu begegnen“, sagte er. Präsident Uli Hoeneß fügte an: „Samstag können Sie total vergessen. Arsenal ist zu Hause eine Macht, da müssen wir viel arbeiten.“

„Er bringt einen mit seinem ständigen Quasseln schon ganz schön durcheinander“

Auch Trainer Jupp Heynckes sieht „eine sehr große Gefahr für uns. Arsenal hat in den letzten Wochen den Rhythmus wiedergefunden. Das ist eine exzellente Mannschaft mit wunderbaren Fußballern“, betonte der 67-Jährige. Im Mittelpunkt der Partie gegen „einen machbaren Gegner“ (Müller) steht das Wiedersehen mit Ex-Kollege Podolski und Nationalspieler Mertesacker. Rummenigge warnte den „netten Kerl“ Podolski mit einem Augenzwinkern davor, „dass er uns einen einschenkt. Das sollte er sich gut überlegen.“ Torwart Manuel Neuer meinte, beim DFB-Team sei zuletzt „etwas gefrotzelt“ worden: „Wetten gibt es aber keine.“

Dafür ein paar lustige Sprüche. Bei einem Chat war Schweinsteiger gefragt worden, ob er sich denn konzentrieren könne, wenn er „Poldi“ auf dem Platz treffe. „Er bringt einen mit seinem ständigen Quasseln schon ganz schön durcheinander“, scherzte Bayerns Vize-Kapitän. Von Arsenal wollen sich die Münchner dagegen nicht durcheinanderbringen lassen. Schweinsteiger erwartet zwar einen „unangenehmen“ Gegner, „der nicht typisch englisch spielt“. Aber wenn der FC Bayern seine „große Qualität abruft, werden wir es schaffen“, sagte Kapitän Philipp Lahm, der sich angesichts der Überlegenheit in der Liga „auf die Champions League und auf einen absoluten Topgegner“ freut.

Lewandowski-Wechsel und Robben-Meckerei „jetzt nicht das Thema“

Der frühere Bremer und Hannoveraner Mertesacker sprach von einer „großen Herausforderung“, für Podolski sind die Bayern „sicherlich Favorit, weil sie einfach zu den fünf besten Mannschaften der Welt gehören. Aber wir haben die Qualität, uns gegen sie zu behaupten“, sagte der 27-Jährige, von 2006 bis 2009 bei den Bayern unter Vertrag. Dass er sich deshalb „auf Hoeneß, Heynckes, Ribery und die Kollegen aus der Nationalmannschaft freue“, musste „Poldi“ nicht extra betonen, obwohl er „schon fünf-, sechsmal mit Köln gegen den FC Bayern gespielt“ hat und „meine Zeit dort lange zurückliegt“.

Die Bayern wollen ihre Dominanz indes auch in London zeigen, wo sie keines ihrer bisher fünf Spiele gewannen. Dass es im Umfeld vor allem wegen der anhaltenden Meldungen um einen Transfer von Robert Lewandowski nach München Unruhe gibt, soll kein Problem sein. Doch auch im eigenen Kader brodelt es. Arjen Robben tat zuletzt seine Unzufriedenheit mit der Rolle als Edelreservist kund. Am Montag versuchte er, zu beschwichtigen. „Das ist jetzt nicht das Thema. Das Thema muss sein, in Arsenal zu gewinnen“, sagte er.

Die Bayern werden das allerdings (zunächst) wohl ohne ihn versuchen. Verzichten muss Heynckes auf den gesperrten Jerome Boateng, der wie zuletzt in der Liga von Daniel van Buyten vertreten wird.