Läuferisch war sie klasse. Aber erneut kam die Biathletin beim Schießen ins Wanken. Statt einer Medaille wurde es am Ende nur Rang sechs.

Nove Mesto. Das Gold war zum Greifen nah. Doch im entscheidenden Moment verließen Miriam Gössner einmal mehr die Nerven. Als Zweite war die 22-Jährige am Sonntag im abschließenden WM-Massenstart von Nove Mesto zum letzten Schießen gekommen. Am Ende ließ die Garmischerin jedoch drei Scheiben stehen und verschoss damit nicht nur den möglichen Titel, sondern auch eine Medaille. Während Gössner nach Rang sechs enttäuscht in die Umkleidekabine stapfte, sicherte sich bei den begeisternden Wettbewerben in Tschechien die bis dahin völlig blass gebliebene Weißrussin Darja Domratschewa ihren ersten Titel.

Silber ging an die viermalige Weltmeisterin Tora Berger aus Norwegen, die nach 12,5 Kilometern 8,7 Sekunden Rückstand auf die Siegerin hatte. Die Bronzemedaille sicherte sich überraschend die Polin Monika Hojnisz (+ 27,6 Sekunden). Die deutschen Damen gewannen damit erstmals seit der WM 2005 in Hochfilzen keine Goldmedaille.

„Ich habe es leider beim letzten Schießen vergeigt, das ist schade. Ich hatte ein gutes Gefühl und war eigentlich konzentriert. Aber ich habe es nicht hinbekommen“, sagte Gössner nach dem Rennen und hatte da schon wieder ein kleines Lächeln im Gesicht. Sie hatte nach insgesamt vier Strafrunden einen Rückstand von 52,1 Sekunden.

Nach den bitteren Fehlschüssen von Gössner sackte Damen-Coach Gerald Hönig in sich zusammen. „Mensch, Mist. Wir sind derzeit nicht kaltschnäuzig genug beim letzten Schießen. Das war eine schwierige WM“, sagte Hönig. Fair gratulierte er seinem deutschen Kollegen Klaus Siebert, der endlich den ersehnten Titel seines Superstars bejubeln durfte. Siebert ging nach dem Erfolg auf die Knie und ballte die Faust.

Andrea Henkel, die mit Silber im Klassiker über 15 Kilometer für die einzige Einzelmedaille der Frauen sorgte, erwischte nicht ihren besten Tag. Die 35-Jährige wurde nach vier Schießfehlern und einem Rückstand von 1:44,4 Minuten 13., Franziska Hildebrand (2/+ 2:37,3) kam als 22. ins Ziel.

„Das ist kein Hexenwerk. Ich weiß, dass ich schießen kann“, hatte Gössner nach ihren zuvor immer wieder enttäuschenden Leistungen am Schießstand gebetsmühlenartig gesagt. Bis zum letzten Anschlag hatte sie nach 15 Schuss auch nur einen Fehler zu Buche stehen. Sie wollte die Führende Domratschewa angreifen, aber das ging nach hinten los. Dennoch kämpfte Gössner verbissen und lieferte sich mit der Russin Olga Saizewa noch ein Fotofinish um Platz fünf – was sie dann auch noch verlor.

Nach der WM im Biathlon wird die laufstarke Gössner nun bei den Welttitelkämpfen der Langläufer in Val di Fiemme starten. Einsätze im Einzel über die 10 Kilometer und in der Staffel sind geplant. „Ich freue mich sehr darauf, das ist eine tolle Truppe. Ich hoffe, dass ich in der Staffel eine Unterstützung sein kann“ sagte Gössner. Mit deutschen Langlaufstaffeln gewann sie bereits Olympia- und WM-Silber.