Im Klassiker über 20 Kilometer kam nur Andreas Birnbacher unter die Top Ten. Sein erstes Gold holte der Franzose Martin Fourcade.

Nove Mesto. Der Schießstand von Nove Mesto und die deutschen Biathleten werden wohl keine Freunde mehr. Obwohl im WM-Einzel am Donnerstagabend mit Windstille nahezu perfekte Bedingungen herrschten, schossen sich die Skijäger im Klassiker über 20 Kilometer mit insgesamt 12 Fahrkarten aus dem Rennen um die Medaillenplätze. Während der Franzose Martin Fourcade nach dreimal Silber endlich seinen ersten Titel in Tschechien holte, lief der im Vorfeld der Weltmeisterschaft hoch gehandelte Andreas Birnbacher als bester der vier Deutschen unter die Top Ten.

Damit erfüllte sich sein Traum von der zweiten WM-Einzelmedaille seiner Karriere erneut nicht – und die deutschen Herren stehen bei dieser WM noch immer ohne Edelmetall da. Stattdessen durften sich der Amerikaner Tim Burke und der Schwede Fredrik Lindström über Silber und Bronze freuen.

„Mit einem Fehler weniger wäre es vielleicht aufs Podest gegangen. Läuferisch habe ich mich schon wieder besser gefühlt, aber für einen Einzel war es einfach ein Fehler zu viel“, resümierte der auf Rang acht platzierte Birnbacher sachlich. Männer-Coach Mark Kirchner schüttelte nach der Frage, ob er enttäuscht sei, den Kopf und antwortete: „Ich bin Realist.“ Spordirektor Thomas Pfüller blickt der Staffel und dem Massenstart dennoch optimistisch entgegen: „Läuferisch war das ein Schritt in die richtige Richtung. Das gibt Hoffnung.“

Einen Tag nach dem WM-Silber von Andrea Henkel war in der Vysocina Arena von Nove Mesto der Franzose Fourcade (1 Fehler) nicht zu schlagen. Wenngleich sein ärgster Rivale, der dreifache Weltmeister Emil Hegle Svendsen aus Norwegen wegen einer Erkältung kurzfristig passen musste. „Ich weiß nicht, ob mich Emil heute hätte schlagen können. Meine Freude ist nicht geschmälert“, sagte der nun fünfmalige Weltmeister.

Silber ging an Henkels Lebensgefährten Tim Burke (1/+ 23,5 Sekunden), der bis zum letzten Schuss gar auf Goldkurs lag. „Andrea war gestern ein gutes Vorbild für mich. Ich wollte es ihr gleichmachen und habe mir gesagt, bleib einfach ruhig“, erzählte der Amerikaner freudestrahlend. Der Dritte Lindström lag mit einem Schießfehler 33,7 Sekunden hinter Fourcade.

Volles Risiko geht derweil die deutsche Damen-Staffel: Überraschend mit der erst 19-jährigen WM-Debütantin Laura Dahlmeier will der Titelverteidiger am Freitag (17.15/ZDF und Eurosport) zum neunten Mal bei einer WM Gold ins Visier nehmen. „Wir werden um die Medaillen kämpfen, wir haben das Potenzial dafür“, sagte Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang und ergänzte: „Nadine Horchler ist derzeit läuferisch nicht in der besten Verfassung, deshalb setzen wir Laura ein.“ Nun wird das Quartett in der Besetzung Franziska Hildebrand, Miriam Gössner, Laura Dahlmeier und Andrea Henkel laufen.

Birnbacher hatte nach dem längsten aller Biathlon-Rennen und zwei Fehlern 1:36,6 Minuten Rückstand auf Fourcade. Nach seiner Erkrankung vor dem letzten Weltcup in Antholz und dem Trainingsausfall fehlen ihm noch ein paar Körner. „Ich hoffe, mir kommt die Zeit zugute und es wird noch besser“, sagte der Bayer. Arnd Peiffer (3/3:24,5), Erik Lesser (39/3:49,6) und Florian Graf (4/4:23,0) landeten abgeschlagen im Feld.

Vor dem dritten Einzelrennen der WM hatten sich die Deutschen ihr WM-Einzel von Ruhpolding in Erinnerung gerufen. Da hatten Birnbacher, Peiffer sowie der zurückgetretene Michael Greis nach Gold gegriffen und erst beim letzten Schießen den möglichen Titel aus der Hand gegeben. Das Wissen, es zu können, wollten sie mit ins Rennen nehmen. Aber es brachte nicht die gewünschte mentale Stärke. „Klar wollte ich heute einen raushauen, aber ich stand mir selbst im Weg“, sagte WM-Debütant Lesser, der beim Saisonauftakt in Östersund im Einzel Dritter geworden war.