Der deutsch-türkische HSV-Profi hatte gegen die Türkei keinen leichten Stand. Der 22-Jährige sagt dennoch: „Mein Ziel ist die EM in Israel.”

Bochum. Pfiffe bei der Aufstellung, Pfiffe während des Spiels, Pfiffe bei der Auswechslung: Tolgay Arslan hatte bei seinem Debüt im Trikot der deutschen U21-Fußball-Nationalmannschaft alles andere als einen leichten Stand. Der HSV-Profi nahm es gelassen: „Ich finde das geil. Wenn ich ehrlich bin, stehe ich sogar darauf. Das motiviert mich“, meinte Arslan nach dem 1:1 (1:0) gegen die Türkei, für die der 22-Jährige einst drei Junioren-Länderspiele bestritten hatte.

Viel mehr als der Unmut der türkischen Fans ärgerte Arslan ohnehin der unnötige Ausgleich in der Nachspielzeit. Selbst DFB-Trainer Rainer Adrion, sonst die Ruhe in Person, war direkt nach Schlusspfiff kaum zu bremsen. „Ich war kurzfristig sehr, sehr sauer. Es ist uns wie schon im Play-off-Hinspiel gegen die Schweiz nicht gelungen, das 1:0 ins Ziel zu retten. Wir haben nichts gelernt aus dieser Erfahrung“, schimpfte der DFB-Coach.

Das Erfolgsjahr 2012, es endete für die U21 mit einem kleinen Dämpfer. „Jugendlicher Leichtsinn“, nannte Adrion die letzten Minuten des Spiels, in denen die defensive Ordnung völlig verloren ging. „Es ist uns erneut nicht gelungen, den entscheidenden Schlag zu setzen. Am Ende haben wir die Türkei zum Pressing geradezu eingeladen“, sagte der Coach, um am Ende doch noch versöhnliche Töne anzuschlagen: „Mein Ärger über diese Fehler wird schnell verfliegen.“

Dazu hat Adrion auch allen Grund. Denn trotz zahlreicher Absagen und mit drei Debütanten in der Startelf zeigte der deutsche Nachwuchs sein großes Potenzial, ging durch den Ex-St.-Paulianer und aktuellen Fürther Lasse Sobiech (20.) früh in Führung und baute am Ende seine Serie auf 14 Spiele ohne Niederlage aus. Die EM könnte morgen beginnen - wären da bis Juni 2013 nicht noch einige Fragen zu klären.

Offen ist etwa, ob Kapitän Lewis Holtby in Israel mit an Bord sein wird. Am Mittwoch spielte der Schalker mit dem A-Team gegen die Niederlande, sein Fehlen wäre ein herber Verlust. „Wie es bei Lewis weitergeht, weiß ich nicht. Er ist immer ein super Kapitän gewesen. Jetzt müssen wir abwarten, wie die Personalplanung der A-Mannschaft ist“, sagte Adrion. Der Austausch mit Bundestrainer Joachim Löw sei in dieser Frage „sehr eng“.

Im Gegenzug ist bei der U21 aber auch die Tür für neue Namen weiter offen. Das zeigte das Beispiel Arslan, der mit seiner starken Vorarbeit zum 1:0 einen bleibenden Eindruck hinterließ, aber auch die Debüts von Marvin Plattenhardt (1. FC Nürnberg), Antonio Rüdiger (VfB Stuttgart) oder dem erst 18 Jahre alten Leonardo Bittencourt (Borussia Dortmund). „Wir werden in den nächsten sechs Monaten noch genau beobachten, wie sich der eine oder andere Spieler entwickelt“, äußerte Adrion.

Bereits auf den Geschmack gekommen ist Debütant Arslan - trotz der Pfiffe. „Es war für mich eine Ehre, für Deutschland zu spielen“, sagte der Deutsch-Türke und kündigte an, sich in den kommenden Monaten beim HSV für weitere Einsätze empfehlen zu wollen. Arslan: „Mein Ziel ist die EM in Israel. Da will ich unbedingt dabei sein. Unser Anspruch dort wird es sein, den Titel zu holen.“