Während des Kampfes saß er hoch angespannt am Ring, feuerte seinen Kämpfer an und sprang immer wieder von seinem Stuhl hoch. Nach der Niederlage zeigte sich Ahmet Öner (37), Chef des Hamburger Arena-Profistalls und Promoter von Juan Carlos Gomez, angriffslustig wie gewohnt.

Abendblatt: Herr Öner, hätten Sie Juan Carlos Gomez eine solche Leistung zugetraut?

Öner: Ich wusste, dass er sehr gut trainiert und mit seinem Trainer Orlando Cuellar eine gute Taktik ausgearbeitet hatte. Aber dass er so viel Herz zeigt und Vitali so arg in Bedrängnis bringt, das hat mir imponiert.

Abendblatt: Sie wollten Gomez nach der achten Runde aus dem Kampf nehmen. Warum?

Öner: Ich wusste nach dem Verlesen der Zwischenstände, dass er nach Punkten nicht mehr gewinnen konnte. Und ich habe gespürt, dass er Vitali nicht ausknocken würde. Deshalb wollte ich ihm unnötige Quälerei ersparen.

Abendblatt: Warum haben Sie es doch nicht getan?

Öner: Cuellar hat ihn gefragt, ob er noch eine Runde weitermachen würde. Das hat er bejaht. Ich hatte ja im Vorfeld gesagt, dass er bereit ist zu sterben. Das hat er bewiesen.

Abendblatt: Im Vorfeld gab es eine Menge Aufregung, Beleidigungen aus beiden Lagern und verbale Scharmützel. Haben Sie sich wieder vertragen?

Öner: Ach, so etwas gehört doch dazu. Die können doch froh sein, dass es jemanden wie mich gibt, der interessante Kämpfe liefern kann. Ansonsten sieht man doch, wie es bei Klitschko-Kämpfen läuft. Als Wladimir im Dezember gegen Hasim Rahman boxte, haben die Zuschauer am Ring angefangen zu gähnen. Gomez hat Vitali einen großen Kampf geliefert. Das wollen die Leute sehen, das Geklapper im Vorfeld gehört dazu.

!(l,<) Abendblatt: Sie hatten Gomez im Falle eines Sieges einen Maybach versprochen. Daraus wird wohl jetzt eher ein Smart.

Öner: Naja, ich denke nicht, dass ich ihm jetzt ein Auto schenke. Den Maybach hätte ich im Falle eines Sieges locker wieder reingeholt, denn dann wäre ja die Rache des Bruders gegen Wladimir gekommen, und das wäre ein weiterer Zahltag gewesen. Den Maybach kann Juan sich im nächsten WM-Kampf verdienen.

Abendblatt: Sie gehen davon aus, dass er noch eine zweite WM-Chance erhält?

Öner: Ja. Juan wird in drei Monaten wieder boxen. Ich habe schon mit der WBA telefoniert, die werden ihn in ihrer Rangliste hoch einstufen, dann muss er einen Spitzenmann aus der WBA-Rangliste schlagen, und schon können wir den WBA-Weltmeister herausfordern. Ob der dann Nikolay Valuev oder Ruslan Chagaev heißt, ist egal. Juan kann beide besiegen.

Abendblatt: Und dann attackieren Sie die Klitschkos erneut?

Öner: Ich denke, dass die Klitschkos für Juan eine Nummer zu groß sind. Das hat man gesehen, dass die körperlichen Unterschiede doch ein entscheidender Faktor sind. Aber Gomez war ja nicht das beste Pferd in meinem Stall. Ich werde mit meinem Kubaner Odlanier Solis wiederkommen. Und mit dem werde ich alle entthronen.