Die Bayern-Bosse um Uli Hoeneß schwitzten auf ihren Plastiksitzen, aber nicht aus Furcht vor einer Pokal-Blamage. In der Regensburger Fußball-Sauna löste der deutsche Rekordchampion seine Erstrunden-Pflicht gegen den Zweitliga-Aufsteiger SSV Jahn mit kühlem Kopf.

Regensburg. Jupp Heynckes konnte dem „sehr souveränen“ 4:0 (1:0) bei der Generalprobe für den Bundesligastart am Samstag beim Aufsteiger Greuther Fürth sogar eine sehr wertvolle Erkenntnis abgewinnen. „Wir sind qualitativ wesentlich breiter und besser aufgestellt in dieser Saison. Wir haben ganz andere Optionen zu spielen und zu reagieren. Man kann auch von der Bank Spiele gewinnen“, erklärte der Trainer.

In der Tat: Noch bevor Vollzug beim Königstransfer des spanischen Europameisters Javier Martínez gemeldet werden kann, dürfen sich die Münchner Macher um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu den schon getätigten Millionen-Investitionen gratulieren: Denn es waren die Zugänge Mario Mandzukic (32./80. Minute) und Xherdan Shaqiri (60.) sowie Rückkehrer Claudio Pizarro (88.), die am Montagabend vor 12 500 Zuschauern im Jahnstadion den Favoritensieg herausschossen.

Der für zwölf Millionen Euro vom VfL Wolfsburg verpflichtete Kroate Mandzukic erzielte im zweiten Bayern-Pflichtspiel seine Tore zwei und drei. „Es macht einfach Spaß, hier zu sein und Fußball zu spielen. Bis jetzt funktioniert das gut“, erklärte Mandzukic, der Druckmacher für die noch verletzte Tormaschine Mario Gomez.

Noch eindrucksvoller spielte der nur 1,69 Meter große Shaqiri nach seiner Einwechslung für Franck Ribéry auf. Der Neun-Millionen-Einkauf vom FC Basel erzielte per Freistoß das wichtige 2:0 und bereitete die Treffer drei und vier vor. Eine spielerische Kampfansage, der eine verbale folgte: „Man sieht, dass ich nicht nur der Kleine aus der Schweiz bin, sondern dass ich die Mannschaft stärker mache.“

Shaqiri, Spitzname „Kraftwürfel“, erhielt ein Sonderlob von Heynckes: „Er ist ein Spieler, der uns gut tut!“ Und einer, der den Topstars wie Ribéry und Arjen Robben Druck machen kann und soll. „Keiner kann sich ausruhen, jeder muss Volldampf machen“, warnte Heynckes: „Deswegen haben wir diese Transfers gemacht.“

Deshalb muss sich zum Saisonstart auch ein Leitwolf wie Bastian Schweinsteiger wegen seines Trainingsrückstandes noch mit der Reservistenrolle begnügen. Und deswegen wollen die Bayern unbedingt noch Wunschspieler Martínez für extrem viel Geld bei Athletic Bilbao loseisen. „Es liegt an Bilbao“, betonte Sportvorstand Matthias Sammer in Regensburg: „Fakt ist der Wechsel nicht.“

Geeinigt haben sich die Bayern mit dem Spieler und seinem Management auf einen Vertrag bis 2017, auch die festgeschriebene Ablöse von 40 Millionen Euro ist dank Zugeständnissen von Martínez beim Gehalt keine Hürde mehr. Es hakt vielmehr an der Verweigerungshaltung der Clubführung von Bilbao und damit verbundenen steuerlichen Problemen bei der Transferabwicklung.

Einig sind sich die Experten darüber, dass die Bayern sich aufgrund „wirtschaftlich überragender Jahre“ einen Transfer dieser Dimension leisten können. Während Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sich schon vor den letzten Verhandlungen auf das „geniale Paar Bastian Schweinsteiger und Martinez“ freute, beäugte allerdings Lothar Matthäus die Transferpolitik seines ehemaligen Vereines kritisch.

„Er hat nur acht Länderspiele, kein einziges Spiel in der Champions League und hat weder bei Real Madrid oder dem FC Barcelona gespielt. Wie schnell er das Heft in die Hand nehmen kann, ist fraglich“, sagte der 51-Jährige. Generell könne er nicht verstehen, warum man vor drei Jahren Anatoli Timoschtchuk für elf zwei Jahre danach Luiz Gustavo für 17 Millionen Euro für die Position vor der Abwehr verpflichtet habe: „Da müsste man sich schon mal hinterfragen. Und richtige Sicherheit hat Bayern auch bei Martinez wieder nicht.“ Doch bis jetzt ist der Umworbene ja noch nicht einmal in München gelandet.

„Martínez ist sicherlich ein guter Spieler, sonst würde er nicht so viel kosten“, bemerkte Shaqiri über den Teamkollegen in spe. Gegen Regensburg genügte im defensiven Mittelfeld statt des Wunschduos Schweinsteiger/Martínez auch die Zweitbesetzung mit Toni Kroos und Luiz Gustavo. „Supercup gewonnen, Pokalspiel gewonnen – jetzt kann die Bundesliga anfangen“, bemerkte Robben und kündigte an: „Wir sind auf einem guten Weg. Wir werden in Fürth voll draufgehen.“

Gegen die Jahn-Profis war Vollgas noch nicht nötig, wie auch der machtlose Torwart Michael Hofmann nach dem Hitze-Kick zugab: „Wir waren körperlich völlig im Eimer. Bayern hat nicht mal im zweiten Gang gespielt.“

Statistik:

SSV Jahn Regensburg - Bayern München 0:4 (0:1)

Regensburg: Hofmann - Ziereis, Laurito, Nachreiner, Rahn - Kotzke, Neunaber (46. Hein) - Djuricin, Amachaibou (46. Müller), Haag (85. Smarzoch) - Sembolo. - Trainer: Corrochano

München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Can - Luiz Gustavo, Toni Kroos - Robben (75. Schweinsteiger), Thomas Müller, Ribery (46. Shaqiri) - Mandzukic (81. Pizarro). - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)

Tore: 0:1 Mandzukic (32.), 0:2 Shaqiri (60.), 0:3 Mandzukic (80.), 0:4 Pizarro (88.)

Zuschauer: 12.500 (ausverkauft)

Beste Spieler: Haag, Sembolo - Mandzukic, Shaqiri

Gelbe Karten: Sembolo - Thomas Müller, Mandzukic, Boateng

Mit Material von dpa und dapd