Ex-ZDF-Mann Töpperwien fordert von Sportschau-Chef Simon Entschuldigung, weil dieser vom Spiel Berliner AK gegen 1899 unseriös berichtet haben soll.

Hamburg. Die Pokal-Blamage der TSG 1899 Hoffenheim zieht immer weitere Kreise. Diskutiert wurde einen Tag nach der 0:4 (0:3)-Niederlage des Fußball-Bundesligisten bei Regionalligist Berliner AK nicht nur das sportliche Versagen des Favoriten, sondern auch die Außendarstellung seines Trainers Markus Babbel.

Von diesem war am Sonnabend in mehreren Berichten zu lesen und zu hören, er sei in der Halbzeitpause des Spiels der Kabine ferngeblieben. Statt seiner Mannschaft dort die Leviten zu lesen, sei Babbel während der 15-minütigen Unterbrechung auf dem Rasen des Poststadions gestanden und habe lediglich die Ersatzspieler beim Warmmachen beobachtet. Dieser Eindruck wurde im Fernsehen - unter anderem in einem Beitrag der ARD-"Sportschau" - mit entsprechenden Bildern untermalt.

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Am Sonntag widersprach Babbel dieser Darstellung und setzte sich in der Sport1-Expertenrunde "Doppelpass" energisch zu Wehr. "Natürlich war ich in der Kabine", sagte der über Telefon der Runde zugeschaltete Babbel. Er sei lediglich fünf Minuten vor Wiederanpfiff zurück auf den Platz gegangen und habe dort den Einwechselspielern Sejad Salihovic und Takashi Usami entsprechende Anweisungen gegeben, um das Spiel noch zu drehen. "Ich weiß nicht, wer diesen Blödsinn in die Welt gesetzt hat", sagte Babbel zu anderslautenden Meldungen. Er habe so etwas zwar erwartet, sei aber dennoch enttäuscht über die verfälschte Berichterstattung.

Die Richtigstellung Babbels rief umgehend "Doppelpass"-Gast Rolf Töpperwien auf den Plan. "Ich habe den ARD-Bericht von Steffen Simon gesehen und daraus ist der Eindruck erwachsen, dass Markus Babbel auf dem Platz geblieben ist", sagte der ehemalige ZDF-Sportreporter. Er selbst habe 37 Jahre in diesem Beruf gearbeitet, "diese Art und Weise der Berichterstattung, auf die wir alle hereingefallen sind", halte er für bedenklich. "Ich finde das höchst unkorrekt und ich finde, wir sollten uns alle entschuldigen bei Markus dafür, dass wir alle gemutmaßt haben aufgrund falscher Aussagen, die die Medien geliefert haben", sagte Töpperwien.

Wontorra nimmt Simon in Schutz

"Doppelpass"-Gastgeber und Ex-ARD-Mann Jörg Wontorra nahm daraufhin seinen Kollegen und "Sportschau"-Chef Simon in Schutz. "Ich kenne Steffen Simon und weiß, dass er einen seriösen Job macht", sagte Wontorra und wies darauf hin, dass man noch nicht wisse, welche Umstände zu der angeblichen falschen Darstellung geführt hätten. "Außerdem hat das ZDF im Sportstudio ähnlich über Babbel berichtet", sagte Wontorra. "Das habe ich nicht gesehen, da war ich schon im Bett, um mich auf deine Sendung vorzubereiten", entgegnete Töpperwien. "Wahrscheinlich klingelt um 13.15 Uhr jetzt nicht nur Uli Hoeneß durch, sondern auch noch Steffen Simon", schloss Töpperwien. Bayern-Präsident Hoeneß hatte der Journalist a.D. zuvor ebenfalls kritisiert.

Wenig später nahm Simon tatsächlich selbst Stellung zu seinem Spielbericht. "Ich habe nicht gesagt, dass er gar nicht in der Kabine war. Wenn er zwölf Minuten lang alleine auf dem Platz herumläuft, dann muss er damit rechnen", sagte der WDR-Sportchef "Focus online". "Ich weiß nicht, was in Herrn Töpperwien gefahren ist. Mehr will ich dazu nicht sagen.“

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Dass nun nicht nur möglicherweise für Töpperwien, sondern vor allem auch die TSG Hoffenheim unruhige Tage anstehen, damit hat sich Markus Babbel derweil bereits arrangiert. "Die Häme und den Spott müssen wir jetzt eben ertragen. Nur können wir das Ganze leider nicht mehr rückgängig machen", sagte der Trainer zum unrühmlichen Pokalauftritt von Berlin.

Einer der ersten, der sich einen Witz auf Kosten des Klubs aus dem Kraichgau erlaubte, war am Sonntag Hans Sarpei. "Berliner AK - Hoffenheim 4:0. Schade, dass auch im DFB-Pokal meist die Dorfclubs als erstes ausscheiden", amüsierte sich der derzeit vertragslose Ex-Schalker via Facebook über das Ausscheiden des Bundesligisten aus dem 3000-Seelenort Sinsheim.