Sagan, Greipel und Co. - Das Teilnehmerfeld der 17. Vattenfall-Cyclassics ist das bisher beste in der Geschichte des Hamburger Radrennens.

Hamburg. Als die deutschen Radprofis Marcel Kittel (Arnstadt) und Gerald Ciolek (Köln) gestern Vormittag ihre Chancen bei den 17. Vattenfall-Cyclassics in Hamburg analysieren sollten, ging ihr Blick zunächst aus dem Fenster. Regen ist das Allerletzte, was sich die beiden Topsprinter für ein Straßenrennen wünschten. Die Nachricht, dass am Sonntag Temperaturen um die 30 Grad Celsius herrschen sollen, hellte ihre Stimmung schließlich ein wenig auf. "Hitze ist zwar nicht ideal, aber zumindest besser als Nässe", meinte Ciolek. Die größten Gegner der beiden dürften jedoch nicht Wind und Wetter werden, sondern die Konkurrenz. Die ist hochkarätig. Sportdirektor Erik Zabel, der Mann, der es wissen sollte, sprach sogar vom besten Teilnehmerfeld, das bisher in Hamburg startete.

+++ Zabel sorgt bei den Cyclassics für Sicherheit +++

Bis auf den Spanier Oscar Freire haben alle Spezialisten für Eintagesrennen gemeldet, darunter die ersten drei der Straßen-Weltmeisterschaft 2011 in Kopenhagen: der Brite Mark Cavendish, der Australier Matthew Goss und der Rostocker André Greipel, der bei der diesjährigen Tour de France drei Etappen gewann. Damit nicht genug: Peter Sagan aus der Slowakei, Gewinner des Grünen Trikots des besten Sprinters bei der Tour, der belgische Ex-Weltmeister Tom Boonen, der fünfmalige niederländische Bahn-Champion Theo Bos, Italiens früherer Supersprinter Alessandro Petacchi und der Spanier Samuel Sanchez Gonzales, Olympiasieger auf der Straße 2008 in Peking, gehören ebenso zu den Favoriten wie Vorjahressieger Edvald Boasson Hagen aus Norwegen. "Und einen wie Danilo Hondo muss man immer auch mit auf der Rechnung haben", sagt Zabel. Die Masse an Klasse erklärt sich der Sportdirektor mit dem höheren Schwierigkeitsgrad der Vuelta, der Spanien-Rundfahrt, die am Sonnabend beginnt. Vor der WM vom 16. bis 23. September im niederländischen Valkenburg hätten sich gerade die Topsprinter einer solchen Tortur nicht aussetzen wollen und deshalb die fast ebenerdige Hamburg-Rundfahrt vorgezogen - den 87 Meter hohen Waseberg einmal ausgenommen. Zudem sind an Alster und Elbe 40 000 Euro Preisgeld für diesen Tagesausflug ausgesetzt, 16 000 davon für den Sieger.

Bürgermeister Olaf Scholz wird die 160 Teilnehmer des Eliterennens, des einzigen deutschen der höchsten Kategorie World Tour, um 10.55 Uhr an der Schmiedestraße auf die 246 Kilometer in und um Hamburg schicken. Diesmal werden am Ende vier statt zuletzt drei Schleifen durch die Innenstadt gefahren. Hamburg 1 berichtet vom Rennen von 13.45 Uhr bis 17.15 Uhr.

+++ Cyclassics bleiben bis 2016 Eliterennen der World Tour +++

Mehr vom Rennen erleben, unter dieses Motto hat Veranstalter Upsolut die Weiterentwicklung des Events gestellt. Eine zweite Videowand und ein zweiter Biergarten laden zum längeren Verweilen in der City ein. Und die Teilnehmer der Jedermann-Rennen über 55, 100 und 155 Kilometer haben zum ersten Mal die Möglichkeit, nach ihrer Zielankunft Räder und Utensilien in zwei Parcs fermés am Ballindamm und am Jacobi-Kirchhof bewacht abzustellen, um danach in die Rolle des Zuschauers wechseln zu können. Mehr als 700 000 werden wieder erwartet.

Für Schaulustige und Jedermänner stellt Upsolut für rund 100 000 Euro Entwicklungskosten einen weiteren Service bereit. Über eine kostenlose App können sie den Rennverlauf ihrer Freude, Fans und Angehörigen, aber auch der Profis, über ihr Smartphone verfolgen. Mehr als 5000-mal ist diese Applikation bisher heruntergeladen worden, in der interaktiv auch die Straßensperrungen vom Wochenende eingesehen werden können. Das Abendblatt veröffentlicht diese in seiner morgigen Ausgabe.

Vor den 17. Cyclassics steht bereits fest, dass es im August 2013 auch die 18. geben wird. Pieter Wasmuth, Chef der Vattenfall Europe AG Hamburg, verkündete gestern die Verlängerung der Zusammenarbeit um ein Jahr. Und die Aussichten sind weiter heiter. Der Energieversorger, seit Anbeginn dabei, plant, die Partnerschaft mit dem Radrennen mindestens bis zur 20. Auflage im Jahr 2015 aufrechtzuerhalten.