“Denen wollen wir einen schönen Empfang auf dem Wasser bieten“, so der 56-Jährige, der sich “das schönste und bunteste Bild“ auf der Elbe ausmalt.

Hamburg. Pünktlich um 10 Uhr soll die MS "Deutschland" am Mittwoch mit den deutschen Olympia-Teilnehmern im Hamburger Hafen einlaufen. Auf den letzten Metern wird das Kreuzfahrtschiff von bis zu 60 Gewerbe- und Sportbooten begleitet, so der stellvertretende Hafenkapitän Andreas Brummermann: "Dass wir ein normales, einlaufendes Schiff in so einer Form begleiten, ist eine absolute Ausnahme“, sagte Brummermann. Er sei stolz, dass die Wahl auf Hamburg gefallen ist, und fügte hinzu: "Denen wollen wir einen schönen Empfang auf dem Wasser bieten.“ In seiner Barkasse "Hafenkapitän“ wird der 56-Jährige gemeinsam mit der Wasserschutzpolizei und Feuerwehr ganz vorne dabei sein.

Die Begleitschiffe treffen sich am Mittwoch bereits zwischen 8 und 8.30 Uhr. Um 9 Uhr wird die MS „Deutschland“ an der Hafenlotsenstation erwartet. Eine besondere Aufstellungsformation wie etwa beim Hafengeburtstag werde es aber nicht geben. Gerade dadurch erhofft sich Brummermann „das schönste und bunteste Bild“.

Mit Platz für etwa 500 Gäste reist die MS „Deutschland“ in Richtung Heimat. Obwohl einige Athleten schon eher nach Deutschland zurückgekehrt seien, sei das Schiff ausgebucht, sagte Brummermann. An Bord befinden sich neben den Aktiven auch Trainer, Offizielle und Freunde. "Einige Sportler wollten sogar noch mal nach London zurückkehren, um dann mit dem Schiff nach Deutschland zu kommen“, sagte der Hafenkapitän.

Nach dem Anlegen des Schiffes am Kreuzfahrtterminal (Cruise Center) in der HafenCity folgt der Besuch von Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Anschließend fahren die Sportler mit Barkassen vom Liegeplatz zum Rathaus, wo sie beim offiziellen Senatsempfang geehrt werden. Auch Brummermann wird dabei sein und hat einen Wunsch: "Ich würde schon ganz gerne mal mit einem Goldmedaillen-Gewinner vom Deutschen Ruder-Achter sprechen.“

Die Abfahrt wurde am Montag zunächst um zwei, später um insgesamt fast vier Stunden verschoben. Erst um 22.45 Uhr MESZ hieß es für die MS "Deutschland" in London: Leinen los! Das "Traumschiff" machte sich mit 217 der insgesamt 392 Athleten der erfolgreichen deutschen Olympiamannschaft auf den Törn nach Hamburg. Für den großen Empfang in Hamburg ist inzwischen alles vorbereitet. Das Programm steht, das NDR Fernsehen überträgt von 10.30 Uhr an rund viereinhalb Stunden live. "Die Helden kehren zurück", heißt das Motto der Sendung.

+++ Das Programm +++

Bis zu 10 000 Sportfans, Freunde und Familien der Athleten werden vor Ort am Kai erwartet, um das Olympiateam zu begrüßen, zudem Tausende, die dem Tross am frühen Nachmittag auf seiner Barkassenfahrt über die Fleete zum Rathaus (siehe Karte) zuwinken können. Bürgermeister Olaf Scholz, Sportsenator Michael Neumann und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (alle SPD) haben sich zur Begrüßung angesagt wie zahlreiche Sportminister anderer Bundesländer. Bundespräsident Joachim Gauck wäre nach eigenem Bekunden gern gekommen, sein Terminplan ließ jedoch einen Trip nach Hamburg nicht mehr zu.

An Bord der "Deutschland" sind Vertreter von 20 Sportarten, 25 der 44 deutschen Medaillengewinner von London und neun der elf Olympiasieger. Der Berliner Diskuswerfer Robert Harting fehlt wie die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann. Das Duo ließ sich gestern in Köln feiern. "Wir haben noch Hoffnung, dass beide doch noch nach Hamburg kommen werden", sagt Sascha Albertsen, Sprecher des Organisators Hamburg Tourismus GmbH. Sollten Brink/Reckermann nicht am letzten Männerweltserienturnier des Jahres im polnischen Stare Jablonki teilnehmen, das am Donnerstag beginnt, würde sie der Deutsche Olympische Sportbund am Mittwochmorgen nach Fuhlsbüttel einfliegen lassen. Zahlreiche Leichtathleten wiederum, darunter Betty Heidler, Dritte im Hammerwerfen, sind wieder im sportlichen Einsatz. Sie starten am Mittwochabend bei einem Achtländerkampf im französischen Albi.

+++ Olympia-Dampfer mit Athleten unterwegs nach Hamburg +++

Die sieben Hamburger Olympiasieger haben den Seeweg angetreten: die Hockeyhelden Moritz Fürste, Florian Fuchs, Oliver Korn, Nico Jacobi (alle UHC) und Tobias Hauke (HTHC) sowie die Ruderer Eric Johannesen aus dem siegreichen Deutschland-Achter und Lauritz Schoof aus dem goldenen Doppelvierer. Auch Weitspringer Sebastian Bayer vom HSV, Olympiafünfter, seine Freundin Carolin Nytra, die in Hamburg geborene Hürdensprinterin, Diskuswerfer Markus Münch (LG Wedel/Pinneberg) und zehn Hamburger Hockeynationalspielerinnen freuen sich auf die Fete in der HafenCity. "Als das Angebot kam, auf der 'Deutschland' mitzufahren, haben wir nicht mal 0,3 Sekunden überlegt", sagt Bayer.

Insgesamt 310.000 Euro kostet der Empfang, 130 000 Euro steuern vier Sponsoren zum Budget bei. Mit der Willkommensfeier will der SPD-Senat seine sportpolitischen Ambitionen untermauern, die Organisationskraft der Stadt und seiner Behörden beweisen und die Sportbegeisterung der Bevölkerung aufs Neue demonstrieren. "Bildmächtige Veranstaltungen wie diese bringen uns in der Außendarstellung Hamburgs als Metropole mit hoher Anziehungskraft und Lebensqualität richtig Rückenwind", sagt Thorsten Kausch, Geschäftsführer der Tourismus GmbH.

Hockey- und Rudervereine machen deshalb ihre Mitglieder für den Empfang mobil. Auf Initiative von Johannesens RC Bergedorf werden die Hamburger Ruderklubs vor dem Rathaus ein Spalier für die Sportler bilden. "Das ist eine tolle Idee, die wir gern unterstützen", sagt Jürgen Warner, Vorsitzender des Landesruderverbandes.

Damit am Mittwoch beim Landgang alles schnell und reibungslos verläuft, hat Senator Neumann zwei Wasserschutzpolizisten nach London geschickt, die während der 35-stündigen Überfahrt alle Pass- und Zollformalitäten schon vor dem Anlegen der "Deutschland" erledigen sollen. Und auch das Wetter spricht für den Erfolg der Mission. Sonne bei Mittagstemperaturen von 23 Grad Celsius erwarten die Meteorologen. "Hamburg wird sich von seiner schönsten Seite präsentieren", hofft Neumann. In London regnete es dagegen am Tag der Abfahrt. Der Stimmung an Bord tat das am Abend keinen Abbruch. "Dieser Trip ist eine geniale Idee", sagt Moritz Fürste.

Mt Material von dapd