Daniel Brands sorgte für eine echte Überraschung, als er Gilles Simon besiegte. Mit dem Abendblatt sprach er über seinen Erfolg.

Daniel Brands sorgte am Dienstagabend für die erste Sensation bei den International German Open, als er den topgesetzten Franzosen Gilles Simon, Nummer sieben der Weltrangliste, mit 3:6, 6:4, 6:3 besiegte und ins Achtelfinale einzog. Das Abendblatt sprach mit dem 22 Jahre alten Weltranglisten-120. aus Bogen in Bayern über den größten Triumph seiner Karriere.

Abendblatt: Herr Brands, wie lang hat es gedauert, bis Sie realisiert hatten, was Ihnen am Dienstagabend gelungen ist?

Daniel Brands: Erst im Laufe des Mittwochs ist mir das langsam bewusst geworden. Direkt nach dem Spiel war ich völlig überwältigt von den Erlebnissen. Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich an die letzten Punkte denke. Wie die Fans mitgegangen sind, das war der Wahnsinn. So etwas hatte ich noch nie erlebt.

Abendblatt: Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, dass Sie Simon schlagen könnten?

Brands: Eigentlich von Anfang an. Ich habe mir im ersten Satz das Leben selbst schwer gemacht, weil ich nicht konstant genug aufgeschlagen habe. Aber als ich im zweiten Satz das Break geschafft habe, da wusste ich, dass ich ihn packen kann.

Abendblatt: Ist dieser Sieg der größte Erfolg Ihrer Karriere, oder war der Halbfinaleinzug in München Anfang Mai noch höher einzuschätzen?

Brands: Nein, der Sieg gegen Simon ist der größte Erfolg bislang. Ich spiele hier in Hamburg bislang besser als in München, habe am Dienstag phasenweise das beste Tennis meines Lebens gespielt. Und Simon war der erste aktuelle Top-Ten-Spieler, gegen den ich gespielt habe.

Abendblatt: Turnierdirektor Michael Stich war einer der ersten Gratulanten. War er ein wenig sauer, weil Sie den Topgesetzten ausgeschaltet haben?

Brands: Nein, natürlich nicht. Er hatte mir schon vor dem Spiel Glück gewünscht und gesagt, dass ich ihn weghauen soll. Und das habe ich dann einfach getan. Nach dem Spiel hat er mir für meine Leistung gratuliert.

Abendblatt: Ist es für Sie etwas Besonderes, dass mit Stich ein früherer deutscher Superstar als Turnierdirektor auftritt?

Brands: Auf jeden Fall, er und Boris Becker waren die Sportler, zu denen ich früher aufgeschaut habe. Da ist es schon etwas Besonderes, wenn das Idol von einst nun zum Gratulieren kommt. Außerdem weiß ein früherer Profi einfach etwas besser, was Spieler brauchen, als einer, der nie selbst Profi war. Das merkt man dem Turnier auch an. Es ist für uns Spieler alles perfekt organisiert. Obwohl ich mir einen Vergleich zu früher nicht erlauben kann, denn es ist mein erster Auftritt in Hamburg.

Abendblatt: Nach Ihrem Sieg gegen Simon wurden Sie mit La Ola gefeiert, Sie könnten hier neuer Publikumsliebling werden. Wächst dadurch der Druck auf Sie?

Brands: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich genieße es sehr, dass die Menschen Spaß haben, mir zuzusehen. Wenn sie jetzt mehr von mir erwarten, ist das eher Ansporn als Druck.

Abendblatt: Ihr Gegner heute im Achtelfinale ist wieder ein Franzose: Paul-Henri Mathieu, Nummer 39 der Welt. Den besten Franzosen haben Sie besiegt. Also: Eine klare Sache heute?

Brands: Natürlich nicht, Mathieu ist ein sehr starker Spieler. Ich habe 2008 in München bei unserem einzigen Aufeinandertreffen gegen ihn verloren. Allerdings habe ich mich seitdem schon verbessert. Wenn ich so spiele wie gegen Simon, dann ist für mich noch einiges möglich.