Robin Söderling ist dezeit der einzige schwedische Tennisspieler mit Weltklasse-Niveau. Auch er spielt bei den International German Open.

Hamburg. Wenn schwedische Tennisfans dieser Tage auf die Weltrangliste schauen, müssen sie sich mit Grauen abwenden. Die sportbegeisterte Nation, die Weltklasseathleten wie Björn Borg, Stefan Edberg oder Mats Wilander hervorgebracht hat, findet unter der Top 100 der Welt nur einen der ihren wieder. Robin Söderling heißt der Mann, an Position elf wird der 24-Jährige geführt. Es ist die beste Platzierung seiner Laufbahn, und am vergangenen Sonntag gelang dem Rechtshänder aus Tibro, der mittlerweile in Monte Carlo lebt, in Bastad (Schweden) nach drei Hallentiteln sein erster Erfolg unter freiem Himmel.

In Hamburg, wo er morgen in Runde zwei gegen den Sieger der heutigen Partie Ivo Minar (Tschechien) gegen Fabio Fognini (Italien) ins Turnier einsteigt, ist Söderling eine der Hauptattraktionen im Feld der weitgehend Namenlosen. Obwohl er bei seinen bislang fünf Auftritten am Rothenbaum nie über das Achtelfinale hinauskam, gilt er als einer der Titelkandidaten, worüber er sich sehr freut. "Hamburg erinnert mich sehr an Schweden. Der Rothenbaum ist eins meiner Lieblingsturniere", sagt er. Überhaupt sei er den Deutschen gegenüber positiv eingestellt, auch wenn er mit dem Mythos aufräumen will, die deutsche Sprache zu beherrschen, wie es in seinem Spielerprofil auf der ATP-Homepage steht. "Ich verstehe Deutsch und habe es in der Schule gelernt, aber sprechen kann ich es leider nicht."

Die Probleme des schwedischen Tennis seien mit denen in Deutschland zu vergleichen: "Junge Spieler werden mit Legenden verglichen und zerbrechen daran. Das ist nicht fair." Die Schwächephase sieht Söderling als nicht bedrohlich an. "Es kommen gute Spieler nach", sagt er, obwohl der zweitbeste Schwede, Thomas Johansson (34), erst auf Rang 281 zu finden ist. Bis es so weit ist, will er als Einzelkämpfer den Fan-Traum vom nächsten schwedischen Grand-Slam-Titel erfüllen.

Im Mai bei den French Open war er schon kurz davor. Erst im Finale musste er sich dem Schweizer Roger Federer geschlagen geben. "Natürlich war es bitter, so kurz vorm Ziel zu verlieren. Aber Roger hatte den Titel in Paris so sehr verdient, dass ich es ihm gegönnt habe, mich zu besiegen", sagt Söderling, der im Achtelfinale seinen "Erzfeind" Rafael Nadal ausgeschaltet hatte. Seit ihrem Drittrundenmatch 2007 in Wimbledon, das sich wegen Regens über fünf Tage erstreckte, verbindet die beiden eine herzliche Abneigung. Damals sorgte Söderling für Ärger, weil er die Macken des Spaniers, Hosenzupfen und langwieriges Ball-Auftippen, auf dem Court imitierte. Nadal ließ sich anschließend dazu hinreißen, Söderling einen "Kotzbrocken" zu nennen, der "auf der Tour keine Freunde hat".

Tatsächlich gilt Söderling, der über Nadal nicht mehr reden mag, als Sonderling. Der Hamburger Profi Mischa Zverev, der des Öfteren mit dem Schweden trainiert, sagt jedoch: "Wer sich die Mühe macht, ihn kennenzulernen, der merkt, dass er ein netter Typ ist." Vielleicht kann Söderling davon auch die Hamburger überzeugen.