Im Machtkampf zwischen dem Vorstandschef Bernd Hoffmann und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer gibt es Anfang der Woche eine Krisensitzung.

Hamburg. Gut zwei Wochen vom em Trainigungsstart wird es Anfang der kommenden Woche einen ersten Hinweis darauf geben, wer beim Fußball-Bundesligisten HSV den Machtkampf zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer gewinnen wird.

Für den Wochenanfang ist eine Krisensitzung mit dem Personalausschuss des Aufsichtsrats geplant, der die beiden Vorstände anhören wird und schlichten soll. „Das Ganze hat mich schon überrascht, aber wir wollen in dieser Besetzung weiterarbeiten“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker, der am Montag aus New York zurückerwartet wird, am Samstagabend der dpa.

Der Streitpunkt ist die Transferpolitik des Fußball-Bundesligisten, der zwar bis zu 16 Millionen Euro in der Schatulle hat, bisher aber noch keinen neuen Spieler präsentierte. „Es gibt unterschiedliche Bewertungen der letzten Saison“, bestätigte Hoffmann den Streit zwischen den beiden Vorständen, die seit 2003 den Traditionsverein zusammen führen.

Die beiden Führungskräfte des Clubs sollen so unterschiedliche Meinungen über die abgelaufene Saison und die Ausrichtung für die Zukunft haben, dass Beiersdorfer sich an Becker wandte und ihm in einem langen Gespräch die Probleme schilderte. „Es gibt unterschiedliche Auffassungen sowohl in der Arbeitsweise als auch in der Abgrenzung der Kompetenzbereiche“, sagte Beiersdorfer dem „Hamburger Abendblatt“. Diese seien „auf der Ebene des Vorstands“ nicht mehr zu regeln gewesen. Nun sollen die Räte vermitteln, denn das Handtuch werfen will keiner. „Mein Rücktritt ist ausgeschlossen“, betonte Beiersdorfer.

Ober-Kontrolleur Becker rechnet trotz der Querelen fest damit, dass das Duo auch künftig gemeinsam die Geschicke des HSV leiten wird. „Davon bin ich absolut überzeugt“, versuchte Becker am Sonntag zu beschwichtigen. Die Situation sei „hochgepusht“ worden. „So dramatisch ist das alles nicht“.

Nachdem die Hanseaten in der vergangenen Saison lange überzeugen konnten und noch im Frühjahr die Chance auf drei Titel hatten, war Hoffmann, der mit dem Erreichen der Champions League gerechnet hatte, über Platz fünf enttäuscht. „Unterschiedliche Standpunkte gab es auch in der Vergangenheit, wir wollen das intern klären“, betonte der HSV- Boss und bedauerte, dass die Auseinandersetzung „ein öffentliches Thema geworden ist“.

Der ehrgeizige, wirtschaftlich orientierte Hoffmann und der im Verein beliebte, aber oft zögerliche Beiersdorfer hatten bereits häufiger Meinungsverschiedenheiten. Während der Clubchef frühzeitig eine Trennung vom damaligen Trainer Thomas Doll gefordert hatte, hielt Beiersdorfer länger an dem zuletzt erfolglosen Coach fest. Auch bei der Suche nach einem Nachfolger von Huub Stevens waren Differenzen deutlich geworden. Nach 177 Tagen Trainersuche kam Martin Jol, der den Verein nach nur einem Jahr wieder verließ.

Nach den Verkäufen von Rafael van der Vaart, Nigel de Jong und Vincent Kompany wurde Beiersdorfer auf dem Boulevard als „Dukaten- Didi“ für seine hervorragende Verkaufspolitik gelobt. Mit „Didi, Didi“-Rufen wurde er im Januar bei Mitgliederversammlung gefeiert. Und Hoffmann sagte über das Verhältnis zu dem ehemaligen HSV-Kapitän in seiner Rede: „Es ist nicht immer einfach mit dir, aber es macht Spaß.“ Bei den durch Werder vermasselten Festspielen ist dem Clubchef aber der Spaß vergangen. Und die sechs neuen Spieler, die Beiersdorfer für die Rückrunde verpflichtete, reichten Hoffmann ebenso wenig wie das Erreichen der Europa League.