Olympiabewerbung: Voscherau verteidigt seine Attacken gegen Kanu-Präsident Feldhoff.

Hamburg. Die Chancen, dass Hamburg am Sonnabend in München als deutscher Kandidat für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 gekürt wird, sind trotz aller Widrigkeiten der vergangenen Tage hoch. Darin waren sich die vier Experten, die beim 19. Sportforum des NDR-Hamburg-Journal, NDR 90,3 und des Hamburger Abendblatts gestern Abend in der Handelskammer zum Thema "Hamburgs Chancen" diskutierten, einig. "Wichtig allein ist, dass nach den Kriterien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entschieden wird. Und der Evaluierungsbericht hat objektiv gezeigt, dass Hamburgs Konzept das beste ist", sagte Hamburgs früherer Bürgermeister und Olympia-Beauftragter Henning Voscherau. Horst Meyer, Chef der "Hamburg für Spiele 2012 GmbH", strich zudem heraus, dass Hamburg "alles getan hat, was möglich war. Wir gehen deshalb bestens vorbereitet nach München." Voscherau appellierte einmal mehr an die 135 stimmberechtigten Entscheider, nicht nach regionalen Kriterien zu entscheiden. "Dann wäre der Sport dort, wo die Politik schon ist. Wenn die Wahl des Bewerbers dramatisch vom Evaluierungsbericht abweichen würde, wäre das eine schallende Ohrfeige", sagte er mit Blick auf Hamburgs ärgsten Konkurrenten Düsseldorf, der auf Rang vier hinter Hamburg, Leipzig, Frankfurt am Main und nur knapp vor Stuttgart eingestuft worden war. Zudem wehrte sich Voscherau gegen die Kritik, die er nach seinen Vorwürfen gegen den Präsidenten des Kanu-Verbandes, Ulrich Feldhoff, hatte einstecken müssen. "Ich habe gelernt, dass man sich nicht alles bieten lassen darf. Man muss sich wehren dürfen. Deshalb bestehe ich darauf, dass mit sportlichen Mitteln gearbeitet wird." Voscherau hatte Feldhoff vorgeworfen, zu Gunsten Düsseldorfs massive Einflussnahme hinter den Kulissen zu betreiben. Der Vizepräsident des Deutschen Sportbundes soll nach Aussagen des deutschen IOC-Mitgliedes Roland Baar in der "Berliner Zeitung" bereits mehr als 20 der 32 olympischen Fachverbände hinter die international wenig aussichtsreiche Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region gebracht haben. Voscherau räumte ein, Hamburg habe in der Lobbyarbeit einen Startnachteil. "Wir sind als Nordlichter ein wenig ab vom Schuss, zudem wird gern der Vorwurf der Arroganz gegen uns ins Feld geführt. Außerdem neigen wir dazu, uns kleiner zu machen, als wir sind. Aber noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Wir arbeiten daran." Herbert Fischer-Solms (Köln), NOK-Experte des Deutschlandfunks, sagte, Voscheraus öffentliche Attacken seien "nicht positiv für Hamburgs Bewerbung". Dennoch sehe er die Hansestadt weiter als Favoriten. "Das Image dieser Bewerbung ist großartig. Und man freue sich darüber, dass Hamburg auf die Landkarte des Sports zurückgekehrt ist." Jedoch sei klar, dass keine sportlich faire Entscheidung zu erwarten sei. "Viele Verbände haben nicht alle Städte besucht (26 von 32 waren in Hamburg, die Red.). Das zeigt, dass es Voreingenommenheit gibt." Breite Zustimmung erntete Fischer-Solms für seinen Vorschlag, die Abstimmung öffentlich durchzuführen. "Das würde alles transparenter machen. Was jetzt passiert, ist doch Politik im Hinterstübchen." Gleich, wie die Entscheidung am 12. April ausfällt: Die Sportförderung in Hamburg soll aufrecht erhalten werden. "Es gibt eine regelrechte Aufbruchstimmung, und die wollen wir fördern. Es sind durch die Bewerbung völlig neue Verbindungen zwischen Wirtschaft und Sport geschaffen worden, die wir ausbauen wollen - auch ohne Olympia", sagte Karl-Joachim Dreyer, Präses der Handelskammer, und stellte sogar den Volleyballerinnen des TVF Phoenix neue Sponsoren in Aussicht. Und Meyer bilanzierte: "Egal wie die Wahl ausgeht, der Gewinner ist der Sport." Weitere Berichte über das 19. Hamburger Sportforum lesen Sie morgen im Abendblatt.