Der Ex-Sportamtschef Schulke empfiehlt, künftig stärker auf Trends zu setzen. Am besten auf solche, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen.

Hamburg. Als Hans-Jürgen Schulke vor zwölf Jahren Direktor des Sportamts wurde - er blieb es bis 2005 -, gaben ihm seine neuen Kollegen einen gut gemeinten Rat: "Lassen Sie die Hände weg vom Triathlon. Die Widerstände in den Behörden und in der Stadt sind zu groß." Zweimal waren in den Jahren zuvor Versuche gescheitert, den Dreikampf in die Innenstadt zu bringen. Sportsoziologe Schulke ließ sich dennoch nicht beirren. Die damalige Olympiabewerbung und das innovative Konzept der Agentur Upsolut halfen ihm. Sie ließen die Bedenken vieler im Rathaus kleinmütig erscheinen.

Heute ist der Hamburger City-Triathlon nicht nur Teil einer WM-Serie, sondern deren emotionaler Höhepunkt. An diesem Wochenende wird er zum elften Mal ausgetragen. Die besten Athleten aus fünf Kontinenten haben wieder gemeldet - und erneut 10 000 Freizeitsportler. Hunderttausende werden sie am Sonnabend und Sonntag in der Innenstadt an der Strecke anfeuern.

Schulke, 66, der Spiritus Rector der Hamburger Olympiabewerbung für 2012, bleibt deshalb ein gefragter Ideengeber, wenn es um Konzepte für die Sportstadt Hamburg geht. Und mit seinen Studenten an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation an der Gertrudenstraße hat er in den vergangenen Jahren zahlreiche Strategien entwickelt, wie Hamburg im weltweiten Kampf um Sportveranstaltungen reüssieren könnte.

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Es ergebe wenig Sinn, mahnt Schulke, in populären Sportarten in einen ruinösen Bieterstreit um internationale Meisterschaften einzutreten. Den könne Hamburg im Augenblick nicht gewinnen - solange Städte aus Arabien und Asien auf dem Markt sind, die sich mit Sportveranstaltungen Image kaufen wollen, und die Sportverbände glauben, dass Geld und nicht Nachhaltigkeit die entscheidende Währung ist.

"Wir müssen auf Trends setzen, am besten auf solche, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen wie vor elf Jahren Triathlon", sagt Schulke. Zweitens dürfen diese Art Ereignisse keine Abfolge reiner Wettbewerbe sein, "das Ganze muss immer auch als Fest für große Teile der Bevölkerung inszeniert werden". Hamburg sei dabei bereits auf dem richtigen Weg. Und drittens haben Veranstaltungen Zukunft, die auf eine Corporate Identity gesellschaftlicher Gruppen einzahlen - wie der Firmenlauf HSH-Nordbank-Run in der HafenCity.

Grundsätzlich sieht Schulke die Stadt inzwischen gut aufgestellt. Die Dekadenstrategie des Senats, ein Masterplan für Breiten-, Spitzen- und Veranstaltungssport bis ins Jahr 2021, sei bundesweit vorbildlich. Wenn es gelingen würde, sie in den nächsten Jahren konsequent umzusetzen, sei eine weitere Olympiabewerbung keine Utopie. Schulke: "Unser einstiges Konzept für 2012 müsste in den nächsten Jahren nicht neu geschrieben, sondern nur in Nuancen verändert werden."