DFB und DFL schließen aus, dass ab Sommer in Liga und Pokal mit der Technik gearbeitet wird. Kosten liegen pro Stadion bei 200.000 US-Dollar.

Zürich. „Ach, der DFB“, sagte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke und wirkte gequält: „Der Ball liegt nun bei ihnen und bei allen anderen Verbänden.“ Der Ausspruch hatte etwas Symbolisches. Der Weltverband und die Regelhüter des International Football Association Board (Ifab) haben mit der Einführung der Torlinientechnologie zwar die Technik-Revolution entfacht – doch wie schnell und wie weit sie auf die Fußballplätze dieser Erde getragen wird, bleibt Aufgabe der einzelnen Länder und Ligen.

+++ Revolution der Regelhüter: Nächste WM mit Torkameras +++

Erste Reaktionen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) fielen entsprechend positiv und zurückhaltend zugleich aus. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bewertete das grüne Licht für die Einführung der Torlinientechnologie zwar als „Schritt in die richtige Richtung“, pfiff aber Gedankenspiele über eine Umsetzung für den DFB-Pokal und die Bundesliga schon in der anstehenden Saison zurück. „Schnellschüsse in der Umsetzung darf es nicht geben. Zur neuen Saison ist eine Einführung absolut unmöglich“, sagte Niersbach.

Ähnlich äußerte sich Liga-Präsident Reinhard Rauball. Der Einsatz der Torlinientechnologie in der kommenden Spielzeit sei „absolut ausgeschlossen“, sagte Rauball. „Ich kann mir das frühestens zur Saison 2013/2014 vorstellen.“

Zumal der DFB, die Liga und die Klubs für die Installation der beiden Systeme Hawk Eye oder GoalRef – wie in anderen Ländern auch - selbst aufkommen müssen. 150.000 bis 200.000 US-Dollar pro Stadion kostet die Ausstattung mit einem der beiden Systeme. Die Fifa hält dies für zumutbare Summen. „Wenn man bedenkt, wie teuer ein Stadion ist, sind diese Kosten zu rechtfertigen“, sagte Valcke. Es gehe beim Fußball um so viel Geld. Dafür gebe es nun die Garantie, dass es künftig keine Fehlentscheidungen mehr bei der Torfrage gebe. Und die Kosten würden sinken, da der Markt nun „offen“ sei.

Die Fifa geht davon aus, dass der Einsatz der Torlinientechnologie im nächsten halben Jahr realistisch ist und schlüpft in die Rolle des Vorreiters. Die Premiere wird es im Dezember bei der Klub-WM in Japan geben. Geplant ist die Nutzung dann auch beim Konföderationen-Pokal 2013 sowie ein Jahr später bei der WM, jeweils in Brasilien. Die Fifa will alle Stadien dort „als Vermächtnis“ mit der Technik auf eigene Kosten ausstatten.

Fragen sind am Donnerstag, den Fifa-Boss Joseph Blatter als „historischen Tag für den Fußball bezeichnete“, aber offen geblieben. So ist noch nicht klar, wie die Europäische Fußball-Union Uefa, dessen Präsident Michel Platini bekennender Kritiker der Torlinientechnologie ist, mit dem Einsatz der Technik umgehen wird. Werden die Systeme auch in der Champions League und Europa League zum Einsatz kommen? Wenn ja, ab wann und bei welchen Spielen? Auch in der Qualifikation bei kleineren Vereinen, für die 200.000 US-Dollar eine große finanzielle Belastung sind?

Eine Sorge hat Blatter den Skeptikern der Technik-Revolution genommen. „Der Fußball wird sein menschliches Gesicht behalten. Da kann ich meinen Freund Michel Platini beruhigen“, sagte der 76 Jahre alte Schweizer: „Außerhalb der Tortechnologie braucht man die Kameras beim Fußball nur für die TV-Bilder.“